(Istanbul) Unbekannte drangen in der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober, dem Tag, an dem die Türkei der Ausrufung der Republik durch Kemal Atatürk gedenkt, in den Friedhof von Panagia auf der Insel Imvros ein und verwüsteten 78 christliche Gräber. Ein ähnlicher Frevel wurde vor 20 Jahren begangen.
Die 350 noch auf der Insel lebenden Christen sehen in dem Vandalenakt einen antichristlichen Einschüchterungsversuch.
Die Insel Imvros, auf der der ökumenische Patriarch Bartholmaios I. geboren wurde, und die benachbarte Insel Tenedos waren zu 99 Prozent von griechisch-orthodoxen Christen bewohnt. Im Vertrag von Lausanne wurden sie 1923 der Türkei zugesprochen mit der Auflage, den Inseln vollständige innere Autonomie zu gewähren.
Das kemalistische Regime mißachtete den Vertrag und widerrief die Selbstverwaltung bereits nach wenigen Jahren. Es folgten Zwangsenteignungen der Christen, die Schließung ihrer Schulen und das Verbot des Griechischunterrichts. Schließlich wurde ein beachtlicher Teil der christlichen Bevölkerung nach Ostanatolien deportiert, was die ethnisch-religiösen Verhältnisse auf den Inseln grundlegend veränderte.
Stattdessen errichtete die türkische Republik ein Gefängnis für lebenslänglich verurteilte Straftäter, die zu Gewalttaten gegen die Christen eingesetzt wurden. Die Griechen wurden dadurch gezwungen, sich zunächst nach Istanbul in Sicherheit zu bringen und sich dann durch Auswanderung in alle Himmelsrichtungen zu zerstreuen.
Laut Nikos Maginas habe der Ökumenische Patriarch, als er von dem Vorfall in seinem Geburtsort hörte, von den Tätern als den „üblichen bekannten Unbekannten“ gesprochen. In seiner Predigt sagte er: „Unser Kampf ist ein ständiger Kampf um unser Überleben und das unserer tausendjährigen Traditionen in diesem Land.“
Der türkische Innenminister verurteilte die Tat in einer Erklärung und forderte eine rasche Aufklärung des Vandalenaktes.
(Asianews/Giuseppe Nardi, Bild: Asianews)