(Vatikan) Am kommenden Mittwoch soll ein Konsistorium zur Ernennung neuer Kardinäle bekanntgegeben werden. Wie Katholisches – das Magazin für Kultur und Kirche bereits berichtete, dürfte das Konsistorium am 20. November stattfinden. Papst Benedikt XVI. plant die Kreierung von mehr als 20 Kardinälen, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und daher in einem möglichen Konklave wahlberechtigt sein werden. Darüber hinaus beabsichtigt das Oberhaupt der Katholischen Kirche drei verdiente, über achtzigjährige Priester in den Kardinalsstand zu erheben und sie damit persönlich auf besondere Weise zu ehren.
Der Vatikanist Paolo Rodari gab unter Berufung auf „glaubwürdige Quellen“ bekannt, daß es sich um den ehemaligen Chormeister der Sixtinischen Kapelle, Msgr. Domenico Bartolucci, um Bischof Elio Sgreccia und um den deutschen Kirchenhistoriker Prälat Walter Brandmüller handeln soll. Die Namen der drei müssen erst offiziell bestätigt werden.
Msgr. Domenico Bartolucci, ab 1956 Leiter des für die Kirchenmusik bedeutenden Chors der Sixtinischen Kapelle, war 1997 abgelöst worden, obwohl die Ernennung durch Papst Pius XII. ad vitam erfolgt war. Dieser Vorgang mißfiel dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger. Die Erhebung in den Kardinalsstand wäre eine späte Rehabilitierung des „geistigen Sohns“ von Giovanni Pierluigi Palestrina, einem der ersten Chormeister und damit Vorgänger Bartoluccis an der Sixtinischen Kapelle
Der Theologe und Bioethiker Bischof Elio Sgreccia war von Papst Johannes Paul II. zum ersten Präsidenten der damals neuerrichteten Akademie für das Leben ernannt worden, die er mehrere Jahre hindurch leitete. Seine Auszeichnung mit dem Kardinalspupur wäre eine Bekräftigung der katholischen Positionen im Bereich des Lebensschutzes.
Prälat Walter Brandmüller, ein Bayer wie Papst Benedikt XVI., war von 1998 bis 2009 Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft und damit der ranghöchste Kirchenhistoriker der katholischen Kirche. Msgr. Brandmüller ist Priester der Erzdiözese Bamberg und Domkapitular am Petersdom in Rom. Er erwarb sich besondere Verdienste in einer profunden Aufarbeitung des Falles Galileo Galilei und der Richtigstellung damit verbundener haltloser Vorwürfe gegen die katholische Kirche.
Unter den neuen Kardinälen, die hingegen auch Wähler im Konklave sein werden, sollen sich der Erzbischof von München und Freising, Msgr. Reinhard Marx, und der frühere Bischof von Basel und nunmehrige Präsident des Päpstlichen Rats für die Einheit der Christen, Msgr. Kurt Koch, befinden.
Zu weiteren neuen Kardinälen sollen folgende katholische Persönlichkeiten ernannt werden: Erzbischof Malcolm Ranjith Patabendige von Colombo (Sri Lanka), der Präfekt der Apostolischen Signatur, Msgr. Raymond Leo Burke, Erzbischof Donald William Wuerl von Washington (USA), Erzbischof Laurent Monsengwo Pasinya von Kinshasa (Kongo), der „Kulturminister“ des Heiligen Stuhls, Msgr. Gianfranco Ravasi (Italien), Erzbischof Kaszimierz Nycz von Warschau (Polen), der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Msgr. Angelo Amato, der Präfekt der Kleruskongregation, Msgr. Mauro Piacenza, der Leiter der Präfektur für die ökonomischen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls, Msgr. Velasio De Polis sowie die Erzbischöfe von Florenz und Palermo Msgr. Giuseppe Betori und Msgr. Paolo Romeo.
Anzeichen sprechen dafür, daß in diesem Konsistorium die Regel angewandt wird, derzufolge kein regierender Erzbischof den Kardinalshut erhält, wenn in dem betreffenden Erzbistum noch ein emeritierter Vorgänger im Kardinalsrang lebt. Sollte dem so sein, würden die Erzbischöfe von Brüssel-Malines, von Prag, New York, Rio de Janeiro, Bogota und Turin nicht berücksichtigt, obwohl die Erzbischofsstühle traditionell mit dem Kardinalspurpur verbunden sind.
(Il Foglio/Giuseppe Nardi, Bild: ratzingerbenedettoxvi)