(Kairo) Die staatliche Medienaufsichtsbehörde Ägyptens Nilesat suspendierte vorübergehend die Sendeerlaubnis von zwölf Fernsehsendern. Als Begründung gab das Kommunikationsministerium „Aufstachelung zum Haß“ an. Die Entscheidung sei nach „eingehender Prüfung ausgestrahlter Sendungen erfolgt“, teilte der zuständige Verantwortliche Anas al-Feki der Presse mit. Die betroffenen Sender seien ein Jahr lang von der Aufsichtsbehörde beobachtet worden. In diesem Zeitraum seien religiöse Inhalte und Töne „immer radikaler“ geworden.
Beanstandet wurden vor allem Aufrufe zur Gewaltanwendung bis hin zur Ermordung von Schiiten und antichristliche Parolen. Weitere 20 Sendeanstalten wurden abgemahnt. Bereits in der Vergangenheit waren fünf ägyptische Fernsehsender von der Medienaufsichtsbehörde vorübergehend abgeschaltet worden, weil sie zur religiösen Intoleranz aufforderten.
Die bevorstehenden Wahlen im November tragen zur politischen Instabilität bei mit Auswirkungen auch auf die interreligiösen Beziehungen. Die Coptic Solidarity, eine Vereinigung koptischer Christen mit Sitz in den USA, berichtet von „einer besorgniserregenden Zunahme von antichristlichen Übergriffen in den vergangenen Wochen“. Die Vereinigung fürchtet, daß die „aufsehenerregenden Fälle“ in eine „generelle Welle der Gewalt gegen Christen“ umschlagen könnten. Coptic Solidarity verweist auf „wilde Demonstrationen“ gegen Christen, zuletzt am 8. Oktober, die in Kairo und anderen Städten stattfanden.
In Kairo verlangten die Demonstranten die Auslieferung der Frau eines koptischen Priesters, weil sie angeblich zum Islam konvertiert habe. Trotz der „vehementen Beteuerung des Gegenteils“, kündigten die Islamisten an, ihre Demonstrationen fortzusetzen, bis die Frau nicht dem Islam „übergeben“ sei.
In einem anderen Fall veröffentlichte ein islamischer Verleger eine „verfälschte Bibel“. Die koptischen Christen erstatteten Anzeige wegen religiöser Intoleranz. Im Vorwort schrieb Abuislam Abdullah, der Eigentümer von Islamic Enlightenment Publishing House: Das Ziel der Veröffentlichung sei es „zu beweisen“, daß es ganz unterschiedliche Bibeln gebe und „die Christen ihre Version manipuliert“ hätten.
(Asianews/Giuseppe Nardi, Bild: Asianews)