(Mailand) 11. September 1683: ein entscheidender Augenblick in der Geschichte Europas. Es ist der Vorabend zur Schlacht um das christliche Europa, in der den Verteidigern Wiens der unerwartete Sieg über das angreifende türkische Heer gelingt. Dem Kapuziner Marco D’Aviano war es in letzter Stunde gelungen, in Europa die Heilige Liga zur Abwehr der islamischen Gefahr zu bilden. Mit dem Titel „Marco d’Aviano“ bringt der italienische Regisseur Renzo Martinelli die Befreiung Europas von der Türkengefahr auf die große Leinwand. Ende 2012 soll der Kinofilm unter dem internationalen Titel „September Eleven, 1683“ in die Säle gelangen. Gleichzeitig wird eine zweiteilige Fernsehfassung produziert. Die Anspielung auf den 11. September 2001 ist gewollt. „Ich will dabei helfen, zu verstehen, wo die Wurzeln für den 11. September 2001 zu suchen sind“, so Martinelli gegenüber dem Corriere della Sera.
Mit dem Sieg von Wien konnte der scheinbar unaufhaltsame Vormarsch der moslemischen Krieger des ottomanischen Sultans gestoppt werden. Das christliche Europa war gerettet. Die entscheidenden Voraussetzungen für diese im letzten Augenblick doch noch siegreiche Abwehr schuf der Kapuzinerpater Marco d’Aviano aus dem gleichnamigen Ort im damals venezianischen, heute italienischen Friaul. Er wirkte, von Kaiser Leopold I. gerufen, seit 1680 in Wien. 1683 wurde er von Papst Innozenz XI. im Einvernehmen mit dem Kaiser beauftragt, die christlichen Staaten Europas zu einer Heiligen Liga zu vereinen, einem Militärbündnis der NATO vergleichbar, um die über den Balkan vorrückenden islamischen Truppen aufzuhalten. Das Heer des ottomanischen Sultans Mehmed IV. stand unter dem Kommando des Großwesirs Kara Mustafa Pascha. Trotz der inneren Zerstrittenheit der europäischen Dynasten, war der Kapuziner erfolgreich und legte damit den Grundstein für den Sieg von Wien. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das Königreich Polen und Litauen, die Seerepublik Venedig und der Kirchenstaat schlossen ein Militärbündnis zur Türkenabwehr, dessen Truppen unter dem Kommando von Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg in Wien und König Johann III. Sobieski an der Spitze des Entsatzheeres außerhalb Wiens die Türken besiegen konnten.
Renzo Martinelli arbeitet seit zehn Jahren an dem Filmprojekt, das rund zwölf Millionen Euro kosten wird. Die Produktion wird von Österreich, Polen und Italien gefördert, den Rest finanzieren private Geldgeber. Am Mittwoch beschloß die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Italiens, RAI, das Projekt mit 5,8 Millionen Euro zu unterstützen. Eine weitere Million an Filmförderung steuert die Region Friaul bei. Die Dreharbeiten zur Schlacht von Wien beginnen im April 2011. Zu den Darstellern gehören Harvey Keitel, Murray Abraham und Bianca Guaccero.
Martinelli erklärt, eine „historische Tatsache von größter Bedeutung für Europa und seine Geschichte“ nachzuerzählen. Anspielungen auf die Jetztzeit werden dabei bewußt gesucht. Das gilt nicht nur für den Titel, der auf das gemeinsame Datum des 11. September anspielt und die Schlacht von Wien 1683 mit dem Attentat auf die Twin Towers von New York 2001 in Zusammenhang bringt. „Am 11. September 1683 wird Wien bereits seit zwei Monaten von 300.000 Moslems belagert“, so der Regisseur. Am 12. September wollte das türkische Heer in den „Goldenen Apfel“ einrücken, wie die Türken Wien nannten. Auch hier eine Analogie zu New York, das der „große Apfel“ genannt wird. „Wien erobern hätte bedeutet, ohne weiteren Widerstand Europa besetzen und bis Rom vordringen zu können, um den Petersdom in eine Moschee zu verwandeln. Das war das erklärte Ziel von Sultan Mehmed IV., der seine Pferde am Brunnen des Petersplatzes tränken wollte“, so Martinelli. Der Film werde die Welt daran erinnern, „wie blind der Westen gegenüber den wiederholten Versuchen einer islamischen Weltherrschaft ist“, so der italienische Regisseur.
(Giuseppe Nardi, Bild: Immaginisacre)