(Peking) Der bekannte Menschenrechtsaktivist, der blinde Rechtsanwalt Chen Guangcheng, wurde heute nach vier Jahren und drei Monaten Haft aus dem Gefängnis Linyi von Shandong entlassen. Chen war wegen „Störung des öffentlichen Transports“ verurteilt worden. In Wirklichkeit hatte er Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen kritisiert, die in der Volksrepublik China zum Standardprogramm staatlicher Bevölkerungsrepression gehören, wie es vor allem in den Landregionen angewandt wird. Chen half der Bevölkerung, die Zwangsmaßnahmen des Staates mit seiner Ein-Kind-Politik zu dokumentieren. Der blinde Rechtsanwalt machte Fälle von Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen öffentlich, was zu großer Unruhe unter der Bevölkerung führte und Volkskundgebungen gegen die Regierungspolitik auslöste.
Chen, 39 Jahre alt, erreichte heute morgen um 6 Uhr sein Haus, wohin er von der Gefängnisverwaltung gebracht wurde. Laut Angaben von Freunden sei er durch die Haft schwer gezeichnet, schwach und abgemagert. 2008 erkrankte er in Haft. Die notwendige ärztliche Behandlung außerhalb des Gefängnisses wurde von der Justizverwaltung stets verweigert. Mehrfach wurde der Rechtsanwalt während seiner Haftzeit tätlich angegriffen.
Bei seiner ersten Begegnung mit Verwandten und Freunden am Morgen erklärte Chen, daß er sich „nicht verändert“ habe. Er dankte allen Freunden, die ihn unterstützt und sich um ihn bemüht haben. Vor allem seine Frau Yuan Weijing war ihm immer nahe, weshalb auch sie während der Haftjahre des Mannes polizeilicher Überwachung unterworfen war und längere Zeit im Hausarrest verbringen mußte. In den vergangenen Tagen wurden Journalisten und Besucher, die sie aufsuchten von der Polizei angehalten und geschlagen. Ihr Telefonanschluß befindet sich seit der Verhaftung ihres Mannes unter Kontrolle, der Internetanschluß ist seither unterbrochen.
(Asianews/GN, Asianews)