Das ehemalige Kampfblatt der Kommunistischen Partei Italiens liefert einen besonderen Beitrag zum Sexualskandal katholischer Priester, der seit einigen Monaten die Medien beschäftigt. Es geht im eigentlichen Sinn um die Verletzung des Keuschheitsgebots, ob durch Pädophilie, Geschlechtsverkehr oder Konkubinat. Die von Antonio Gramsci gegründete Tageszeitung L’Unità stellt in einem Artikel von Vincenzo Cerami (16.08.2010) einen direkten Zusammenhang her zwischen sexuellen Verirrungen von katholischen Priestern und dem Ablegen des Priesterkleides. Wenn Priester Zivilkleidung tragen, dann ist das für den Autor „Betrug“ und ein Mangel an „Respekt“ für die katholischen Gläubigen. Er meint, daß die Priester die Zivilkleidung in die Nesseln werfen sollten und für die Rückkehr zur Talarpflicht eintreten müßten. Nachstehend der vollständige Artikel in einer Übersetzung von Katholisches – Magazin für Kirche und Kultur.
(Rom) Seit einiger Zeit muß sich die Kirche hart gegen eine Medienkampagne verteidigen, die die Scheinwerfer auf das Phänomen der erotischen Aktivitäten und Verirrungen des Klerus lenkte.
Es geht dabei nicht nur um den Horror der Pädophilie, sondern auch um Rotlicht-Festchen, Orgien und verborgene Ausritte jeglicher Art.
Sobald sie den Talar ausgezogen und Zivilkleidung angezogen haben, wechseln viele Priester in Windeseile vom Heiligen zum Profanen. Deshalb frage ich meinen Freund, der in dieser Zeitung schreibt, Don Filippo Di Giacomo, ob es nicht angebrachter wäre, für ihn und seine heiteren Mitbrüder, wenn sie auf Zivilkleidung verzichten und wieder das lange Kleid des Priesters anziehen würden.
Es zu tragen, ist doch kein Grund verlegen zu sein, ganz im Gegenteil, es wäre ein Zeichen des Respekts für die katholische Gemeinschaft und hätte auch die Kraft jede Zweideutigkeit zu vermeiden. In einem Pullover oder Hemd ist es schwer einen Priester zu erkennen: wir stehen einem Betrug gegenüber, zumindest auf der semiologischen Ebene.
Freund Di Giacomo müßte seine „Laien“-Kleidung in die Brennesseln werfen und einen Appell starten, bis allen Priestern auf der ganzen Welt verboten wird, etwas anderes zu tragen als zwei Talare: einer aus Wolle für den Winter und einer aus Baumwolle für den Sommer.
Es wird nicht ausreichen, um die eingefleischten Eros-Besessenen abzuschrecken. Es wirkt aber als Schutzdamm gegen die tausend kleinen täglichen Formen von Fehlverhalten. Allgemein sagt man, „das Kleid macht nicht den Mönch „, doch für die Kirche ist es nicht so: das Kleid muß den Mönch machen. Der katholische Glaube, wie andere Religionen, lebt von Symbolen, Riten, Keuschheit, von grundlegenden und unverzichtbaren Werten, von der Treue zur Glaubenslehre, vom strengem Gehorsam und der Einhaltung der priesterlichen Vorschriften.
Der Talar vermittelt all das bereits auf den ersten Blick: viel Spiritualität und wenig Fleisch. Ein Priester, der den Talar mit irgendeinem gewöhnlichen Gewand vertauscht, ist, als würde er auf die Spiritualität verzichten.
Giuseppe Nardi