Vatikanische Diplomatie zu „islamisch korrekt“ – Bürokratie „hält Heiligen Stuhl in Geiselhaft“


(Rom) Der Jour­na­list und Euro­pa­ab­ge­ord­ne­te Cri­stia­no Mag­di Allam, einer der bekann­te­sten Kon­ver­ti­ten vom Islam zum Chri­sten­tum, kri­ti­siert die Hal­tung der vati­ka­ni­schen Diplo­ma­tie gegen­über dem radi­ka­len Islam als „zurück­hal­tend“ und „ängst­lich“. Mag­di Allam wur­de 1952 in Ägyp­ten als Mos­lem gebo­ren. Nach sei­nem Stu­di­um in Ita­li­en wur­de er zu einem der füh­ren­den Jour­na­li­sten, seit 2003 als stell­ver­tre­ten­der Chef­re­dak­teur des Cor­rie­re del­la Sera. Allam kon­ver­tier­te zum Chri­sten­tum und wur­de in der Oster­nacht 2008 von Papst Bene­dikt XVI. im Peters­dom auf den Namen Cri­stia­no getauft und in die katho­li­sche Kir­che auf­ge­nom­men. Das Ereig­nis, welt­weit im Fern­se­hen über­tra­gen, erreg­te viel Aufsehen.

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Die „Regens­bur­ger Rede“ von Papst Bene­dikt XVI. vom Sep­tem­ber 2006 bezeich­net Allam hin­ge­gen als „Mark­stein unse­rer Zeit“. Sie zei­ge einen Papst ohne „Fil­ter der insti­tu­tio­na­li­sier­ten Diplomatie“.

Die vati­ka­ni­sche Diplo­ma­tie habe „bis zum letz­ten Augen­blick ver­sucht, den Papst dar­an zu hin­dern, sei­ne Tau­fe durch­zu­füh­ren“, so Allam. In einem Inter­view mit der Monats­schrift Con­su­len­te Re erklär­te Allam zudem, daß „die heu­ti­ge Posi­ti­on des Pap­stes im Ver­gleich zu jener des Kar­di­nals Ratz­in­ger erheb­lich durch die vati­ka­ni­sche Diplo­ma­tie bedingt“ wer­de. Die vati­ka­ni­sche Büro­kra­tie sei der­ma­ßen stark, daß sie „den Hei­li­gen Stuhl in Gei­sel­haft hält“, so der christ­de­mo­kra­ti­sche Abge­ord­ne­te zum Euro­päi­schen Parlament.

Aus­ge­löst wur­de die Kri­tik von Allam durch das „Schwei­gen“ des Vati­kans zum isla­mi­schen Ritu­al­mord am Apo­sto­li­schen Vikar Lui­gi Pado­ve­se in der Tür­kei. Bischof Pado­ve­se „wur­de im Auf­trag des isla­mi­schen Ter­ro­ris­mus ermor­det“ so Allam. Der Diplo­ma­tie des Vati­kans wirft der ehe­ma­li­ge Chef­re­dak­teur des Cor­rie­re del­la Sera vor, so ängst­lich und daher „zu isla­misch kor­rekt“ zu sein, daß man sogar „die Fol­gen“ sei­ner öffent­li­chen Tau­fe fürch­te­te. „Der Hei­li­ge Vater leg­te damals jedoch wah­res Zeug­nis nicht nur für den Glau­ben, son­dern auch für die Wahr­heit ab“, so Allam.

Die vati­ka­ni­sche Büro­kra­tie hin­ge­gen, die nach der Logik der Staats­rä­son hand­le, was kon­kret bedeu­te, daß sie kei­ne Gegen­sät­ze mit ande­ren Staa­ten haben will, „unter­wirft sich viel zu leicht dem Stand­punkt isla­mi­scher Regie­run­gen“. Als Begrün­dung dafür wer­de der Wunsch ange­führt, die Lage der Chri­sten in den mehr­heit­lich isla­mi­schen Län­dern nicht noch mehr zu erschwe­ren. Eine Posi­ti­on, die Cri­stia­no Mag­di Allam kate­go­risch zurück­weist. „Wenn die­se Begrün­dung Gül­tig­keit hät­te und durch die Ergeb­nis­se bestä­tigt wür­de, könn­te man sie durch­aus in Betracht zie­hen“, so Allam. „Die Wahr­heit ist aber, daß Mon­si­gno­re Pado­ve­se im Auf­trag des isla­mi­schen Ter­ro­ris­mus ermor­det wur­de und das zurück­hal­ten­de, ja ängst­li­che Ver­hal­ten des Vati­kans, trägt nicht zum Schutz der Chri­sten in den isla­mi­schen Län­dern bei,“ so der Euro­pa­ab­ge­ord­ne­te Cri­stia­no Mag­di Allam.

(papanews/​GN, Bild: papanews)

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