Martyrium Padovese: Erzbischof von Smyrna fordert „die Wahrheit“ und „nicht fromme Lügen“


(Mai­land) Msgr. Rug­ge­ro Fran­ce­schi­ni hält sich der­zeit in Ita­li­en auf, um in Mai­land am Requi­em für Msgr. Lui­gi Pado­ve­se teil­zu­neh­men, das am 14. Juni im Mai­län­der Dom zele­briert wird. Er bestä­tigt, daß es sich beim Mord am Apo­sto­li­schen Vikar von Ana­to­li­en um einen isla­mi­schen Ritu­al­mord han­del­te. Eben­so bestä­tigt er, daß der isla­mi­sche Mör­der, den auch er seit lan­ger Zeit kennt, gei­stig völ­lig nor­mal ist. Sofort nach dem Mord an Bischof Pado­ve­se wur­den Zwei­fel laut an der Behaup­tung, daß der Mör­der gei­stes­krank sei. Laut Erz­bi­schof Fran­ce­schi­ni han­del­te es sich um einen von Isla­mi­sten, nicht einem Ein­zel­tä­ter, gezielt geplan­ten Mord.

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Msgr. Rug­ge­ro Fran­ce­schi­ni (71), seit sechs Jah­ren Erz­bi­schof von Smyr­na, ist ein­deu­tig: Nach dem Mär­ty­rer­tod von Bischof Lui­gi Pado­ve­se ist die Kir­che in der Tür­kei schwer ver­letzt, aber eini­ger denn je. Katho­li­ken, Ortho­do­xe, Arme­ni­er und Chaldä­er sind näher anein­an­der gerückt. Die Kir­che in der Tür­kei ver­langt „die gan­ze Wahr­heit und nur die Wahr­heit“ über den Mord am Apo­sto­li­schen Vikar. Sie weist die zahl­rei­chen „from­men Lügen“ zurück, die sofort nach Bekannt­wer­den der Tat in Umlauf gesetzt wur­den, vor allem die behaup­te­te gei­sti­ge Umnach­tung des Täters Murat Alt­un. Der Erz­bi­schof weist dar­auf hin, daß der Mord an Msgr. Pado­ve­se exakt nach isla­mi­schem Ritu­al durch­ge­führt wur­de. Er unter­streicht zudem, daß hin­ter die­sem offen­kun­di­gen isla­mi­schen Fana­tis­mus noch mehr stecke. Gera­de weil der Täter nie als beson­ders eif­ri­ger Mos­lem auf­ge­fal­len sei. Daher geht der Erz­bi­schof davon aus, daß der Mord genau geplant, der Täter bestens instru­iert war und die Man­dan­ten eine kla­re poli­ti­sche Absicht verfolgen.

Der isla­mi­sche Ritu­al­mord an Msgr. Pado­ve­se habe die christ­li­chen Gemein­schaf­ten der Tür­kei in einen schwe­ren Schock ver­setzt. Ein arme­ni­scher Bischof, der am 7. Juni in Isken­de­run am Requi­em für den getö­te­ten Bischof teil­nahm, sag­te zum Erz­bi­schof von Smir­ne mit Bezug auf die Ver­fol­gung der christ­li­chen Arme­ni­er: „Es geht wei­ter.“ Msgr. Fran­ce­schi­ni berich­tet: „Am Tag der Beer­di­gung woll­ten mich der tür­ki­sche Innen­mi­ni­ster und der zustän­di­ge Unter­su­chungs­rich­ter spre­chen. Ich sag­te ihnen, daß wir die gan­ze Wahr­heit wis­sen wol­len, aber nur die Wahr­heit. Wir wol­len kei­ne wei­te­ren Lügen hören.“ Ein so prä­zi­ser isla­misch-reli­giö­ser Mord erin­ne­re an isla­mi­sti­sche Grup­pen oder jeden­falls Grup­pen, deren Ziel mög­li­cher­wei­se die Desta­bi­li­sie­rung der Tür­kei sei. „Mit dem Mord ging sofort eine geziel­te Mani­pu­la­ti­on der Öffent­lich­keit ein­her“, so der Erz­bi­schof. „Nach dem Mord am Bischof rief Murat Alt­un: ‚Ich habe den gro­ßen Satan getö­tet. Alla­hu Akbar.‘ Wir wol­len wis­sen, in wes­sen Hän­de er gera­ten ist und wer ihn mani­pu­liert und für die­sen Wort prä­pa­riert hat.“

Den Erz­bi­schof irri­tie­re auch die so offen­sicht­lich reli­giö­se Spur, da der Täter, Murat Alt­un, nie als beson­ders prak­ti­zie­ren­der Mos­lem auf­ge­fal­len sei. „Für einen Kon­flikt zwi­schen Moham­me­da­nern und Chri­sten läßt sich die Öffent­lich­keit in der Tür­kei leicht auf­hei­zen in einem Umfeld, in dem wir als klei­ne Gemein­schaft weder Gewicht haben noch Gehör fin­den. Die wich­tig­ste Stüt­ze der Regie­rung Erdo­gan war nicht der radi­ka­le Islam, son­dern der gemä­ßig­te. Aller­dings darf bezwei­felt wer­den, daß er die­se noch genießt. Die Wahr­heit hin­ter dem Mord scheint ganz eng mit den inner­tür­ki­schen poli­ti­schen Ver­hält­nis­sen zu tun zu haben“, so Erz­bi­schof Franceschini.

Wie bereits nach dem Mord am katho­li­schen Prie­ster San­to­ro im Jahr 2007 wur­de der Täter umge­hend als Gei­stes­ge­stör­ter prä­sen­tiert. Tat­säch­lich habe Alt­un weni­ge Tage vor dem Mord am Bischof ver­sucht, sich gei­stes­krank erklä­ren zu las­sen. Die Ärz­te durch­schau­ten sei­ne Absicht und schick­ten ihn fort, weil er völ­lig nor­mal ist. „Auch in die­ser Hin­sicht war der Täter bestens prä­pa­riert und wuß­te sofort, was er bei sei­ner Ver­haf­tung ant­wor­ten muß­te“, so Msgr. Franceschini.

Die Kir­che prä­sen­tie­re sich in der Tür­kei als viel­ge­stal­ti­ge Rea­li­tät. Der Mord an Bischof Pado­ve­se hat die ver­schie­de­nen Gemein­schaf­ten näher zuein­an­der geführt. Die römi­schen und grie­chi­schen Katho­li­ken, die Ortho­do­xen, die Syrer, die Chaldä­er bete­ten am Sarg des getö­te­ten Bischofs. „Was wir jetzt brau­chen, ist uns noch stär­ker in Ein­heit mit Rom zu füh­len. Das sagen auch die Ortho­do­xen, die inzwi­schen immer öfter nach Rom schau­en, weil alle das Gefühl der Ver­las­sen­heit befällt“, so der Erz­bi­schof von Smyrna.

„Nun schau­en wir auf die Syn­ode des Nahen Ostens, die Papst Bene­dikt XVI. gewollt hat und hof­fen, daß von dort Impul­se kom­men, daß sich in der Tür­kei etwas ändern muß. Die Chri­sten ver­las­sen die Tür­kei, auch der Prie­ster­nach­wuchs, weil sie anders­wo frei ihren Glau­ben leben kön­nen. Wir dür­fen aber nicht weg­ge­hen, son­dern müs­sen hier die­nen und mis­sio­nie­ren. Vor allem durch das Gebet. Wir müs­sen uns aber auch bewußt sein, daß hier wesent­lich die Kir­che geformt wur­de, hier die ersten Kon­zi­le statt­fan­den und wir daher die­se Orte nicht ver­las­sen dür­fen. Wir hof­fen auf die Unter­stüt­zung und Hil­fe der Welt­kir­che, ohne die wir nicht bestehen kön­nen. Vie­le Orden, die sich in der Tür­kei nie­der­las­sen wol­len, zie­hen sich wegen der zahl­rei­chen Schwie­rig­kei­ten und Ein­schrän­kun­gen wie­der aus dem Land zurück. In der Tür­kei gibt es kei­ne Reli­gi­ons­frei­heit, das Evan­ge­li­um öffent­lich zu ver­kün­den, kei­ne Frei­heit Semi­na­re  und Novi­zia­te zu eröff­nen, kei­ne Frei­heit Kir­chen zu bau­en. Wir kön­nen aber in den bereits bestehen­den Pfar­rei­en arbei­ten, Per­so­nen tref­fen, unse­re Wohn­zim­mer in Kir­chen ver­wan­deln“, so Msgr. Franceschini.

Vor­dring­lich sei für die katho­li­sche Gemein­schaft der Erhalt ihrer Schu­len. Eini­ge weni­ge konn­ten geret­tet wer­den, weil sie auf Rechts­ti­tel noch vor der Zeit Ata­türks zurück­ge­hen. „Sie gehör­ten ein­mal zu den besten Schu­len der Tür­kei, heu­te kön­nen sie gera­de noch über­le­ben“, so der Erz­bi­schof. „Wir ver­su­chen sie aber trotz­dem zu erhal­ten, weil unse­re Kin­der und Jugend­li­chen in den staat­li­chen Schu­le sehr schlecht behan­delt wer­den.“ Die Schu­len bräuch­ten Lehr­kräf­te, die frei­wil­lig für ein, zwei Jah­re in die Tür­kei kämen, eben­so Frau­en­or­den, die die Schu­len unter­stüt­zen wür­den. „Wir müs­sen vor allem ein­hei­mi­sche Beru­fun­gen för­dern, nicht nur weil das Erler­nen der tür­ki­schen Spra­che nicht leicht ist.“

(Asianews/​GN, Bild: Asianews)

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