(Moskau) Das Moskauer Patriarchat wirft dem Europarat ein gestörtes Verhältnis zur Religions- und Meinungsfreiheit vor. Man lasse im Namen der „Freiheit“ Angriffe gegen die Religion zu, während man gleichzeitig die Religion in der Gesellschaft zensiere. Patriarch Kyrill sei besorgt, daß das Grundrecht auf Religionsfreiheit im Westen schleichend eingeschränkt werde. „In der westlichen Welt betont man gerne, daß das Recht auf Meinungsfreiheit auch die Kritik an jedem religiösen Aspekt mit einschließe. Gleichzeitig werden aber die religiösen Symbole und der religiöse Aspekt im politischen und sozialen Leben der Bürger zensiert“, erklärte der stellvertretende „Außenminister“ des russisch-orthodoxen Patriarchats von Moskau, Philipp Ryabykh, gegenüber Interfax.
Der orthodoxe Priester kommentierte damit die Worte des Generalsekretärs des Europarats, Thorbjorn Jagland, der behauptete, daß die Kritik an den Religionen, „ihren Mythen und Ideen“ den demokratischen Ideen Europas entspreche. Die religiöse Sichtweise vieler Probleme unserer Zeit, so Ryabykh, „werde von den politischen Entscheidungsträgern nicht auf derselben Weise in Betracht gezogen, wie wissenschaftliche oder humanistische, sondern vielmehr in die Sphäre der Mythologie verbannt. Eine Beleidigung für die gläubigen Menschen.“
Zudem werde, so der Priester, „die religiöse Sprache im öffentlichen Leben zensiert, so daß Weihnachten zu einem simplen saisonbedingten Urlaub reduziert wird, spezifisch christliche Symbole, wie die Krippe, aus öffentlichen Orten entfernt werden und man schließlich soweit geht, die Entfernung des Kreuzes aus den Schulen und Krankenhäusern zu fordern.“ Europa, das „so oft die Einhaltung der Meinungsfreiheit fordert, beschränkt gleichzeitig das Recht der Gläubigen, mit ihrem Glauben und ihren Ideen in der Gesellschaft präsent zu sein.“
Der Vertreter des Moskauer Patriarchats fordert daher die vollständige Garantie der Religionsfreiheit mit dem Recht, daß die religiösen Gemeinschaften frei und ungehindert ihren Standpunkt auch zu Bioethik und Homosexualität äußern können.
(Asianews/GN, Bild: Asianews)