(Turin) Der neugewählte Gouverneur der norditalienischen Region Piemont, Roberto Cota (Lega Nord), kündigte als erste Amtshandlung an, die Ausgabe und Anwendung der Abtreibungspille RU486 (Mifegyne) zu blockieren. Der Vatikan zeigt sich erleichtert darüber.
Das bisher linksregierte Piemont unter der Führung von Mercedes Bresso (Linksdemokraten) hatte gegen die Widerstände der katholischen Kirche und der Lebensrechtsbewegung als erste die Experimentierung der Tötungspille im Krankenhaus San Raffaele von Turin durchgeführt, die für die Zulassung des „Pharmazeutikums“ in Italien notwendig war.
Teile der Linken machten die Zulassung zu einem ideologischen Kampf. Seit 1. April ist Mifegyne in Italien zugelassen, darf allerdings – so das Staatsgesetz – nur in Krankenhäusern unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden.
Der neue Regierungschef Piemonts will die Ausgabe in seiner Region blockieren. Die rechtlichen Möglichkeiten dazu hat er. Wörtlich erklärte er: „Zu diesem Thema habe ich eine absolut andere Position als meine Vorgängerin Bresso.“ Da seine Amtseinführung erst in einigen Tagen erfolgt, forderte er die Direktoren der Sanitätseinheiten auf, bis dahin auf den Ankauf und die Ausgabe der Pille zu verzichten. Auf die Frage, was mit den bereits angekauften Tötungspillen geschehen soll, sagte Cota der Presse: „Die können von mir aus im Magazin verfaulen.“
Dem Beispiel Cotas folgten umgehen auch die neugewählten Gouverneure von Venetien, Luca Zaia (ebenfalls Lega Nord) und Kampanien, Stefano Caldoro (von Berlusconis PdL).
„Es wurde viel zuviel von einer Pille geredet und zuwenig von verantwortungsbewußter Sexualität und der Hilfe für ein Ja zur Mutterschaft“, so Zaia. „RU486 darf nicht verharmlost werden, als würde man ein Aspirin schlucken.“
Bisher hatten fünf Regionen die rechtlichen Voraussetzungen zur Ausgabe von Mifegyne erlassen. Mit der Rücknahme durch Piemont und Kampanien, bleiben die linksregierten Gebiete Emilia-Romagna, Toskana und das Trentino.
Msgr. Rino Fisichella, Vorsitzender der Päpstlichen Akademie für das Leben, sagte, daß die Entscheidung der neugewählten Gouverneure „ein wichtiges Signal für den Schutz des Lebens ist, vor allem der Schwächsten, die sich nicht selbst verteidigen können“.
Zwischen der rechtspopulistischen Lega Nord und dem Vatikan kam es lange Zeit zu einem teils harten Schlagabtausch wegen deren Ausländerpolitik. Ein Treffen im September zwischen der Parteiführung und der italienischen Bischofskonferenz brachte eine Annäherung. Die Lega Nord verpflichtete sich, „die christlichen Wurzeln des Landes“ und „die nicht verhandelbaren Werte“ zu verteidigen. Im Landtagswahlkampf sprach sich die Kirche ohne Namensnennung gegen die Wiederwahl von Mercedes Bresso aus, wegen ihrer Position zu RU486.
(Giuseppe Nardi, Bild: robertocota.it)