Aufarbeitung Mißbrauch: So weist die Kirche die Grausamkeit der Jakobiner zurück


„Der Papst klagt die Ver­rä­ter am Prie­ster­tum an und öff­net gleich­zei­tig den Blick auf die Hoff­nung“, mit die­sen Wor­ten beginnt der ita­lie­ni­sche Schrift­stel­ler und Jour­na­list Vitto­rio Mess­o­ri sei­nen Kom­men­tar zu den der­zei­ti­gen Angrif­fen gegen Papst und Kir­che, der heu­te im Cor­rie­re del­la Sera ver­öf­fent­licht wurde.

Anzei­ge

Weder der Mensch Joseph Ratz­in­ger noch Papst Bene­dikt XVI. haben unse­re Ver­tei­di­gung nötig. Die hohe Wert­schät­zung und der gro­ße Respekt, die er genießt, bezeu­gen, daß in ihm vor­bild­haft jene katho­li­sche Syn­the­se leben­dig ist, die jedes aut aut ablehnt und statt des­sen vom Gesetz des et et, der coin­ci­den­tia oppo­si­torum geprägt ist.

In Ratz­in­ger, dem Pro­fes­sor, dem Kar­di­nal, dem Prä­fek­ten und schließ­lich dem Papst leben Stren­ge und Barm­her­zig­keit, Dis­zi­plin und Ver­ständ­nis, Respekt der Nor­men und Auf­merk­sam­keit für die indi­vi­du­el­le mensch­li­che Situa­ti­on in Ein­tracht. In ihm ist jene Huma­ni­tät der gro­ßen Män­ner der Kir­che, die von der Kan­zel mit lau­ter Stim­me die Sün­de anklag­ten, aber im Beicht­stuhl im direk­ten Kon­takt mit dem kon­kre­ten Sün­der, die Ein­la­dung Chri­sti zu Umkehr und Ver­ge­bung in den Vor­der­grund stellten.

Sein Schrei­ben an die Kir­che in Irland ist von unge­ahn­ter Här­te. Aus ihm spre­chen vor allem Schmerz und Abscheu vor dem Ver­rat am Evan­ge­li­um den eini­ge Prie­ster began­gen haben. Bene­dikt XVI. unter­nimmt hier genau­so wenig wie anders­wo auch nur den gering­sten Ver­such, die Schuld irgend­wie zu schmä­lern. Nicht ein Wort von ihm zur Heu­che­lei der alten 68er-Apo­stel der „sexu­el­len Revo­lu­ti­on“, die nun im neu­en Kleid der skan­da­li­sier­ten Mora­li­sten auf­tre­ten. Kein Wort zur „Ver­tei­di­gung“ der Kin­der durch jene, die das unan­tast­ba­re Recht pre­di­gen, die noch Klei­ne­ren nach Belie­ben töten zu kön­nen. Nicht ein Hin­weis auf die öko­no­mi­schen Inter­es­sen, die dazu führ­ten, daß gro­ße angel­säch­si­sche Anwalts­kanz­lei­en in den Medi­en Anzei­gen schal­ten wie: „Willst Du Mil­lio­när wer­den? Schick Dei­nen Sohn für ein Jahr in ein Semi­nar und dann komm zu uns.“ Das Com­mon Law erlaubt es den Anwäl­ten die Hälf­te der enor­men, von den Gerich­ten fest­ge­leg­ten Scha­dens­er­satz­sum­men für sich zu behalten.

Ver­tre­ter der Anwalts­kanz­lei­en klap­pern syste­ma­tisch ehe­ma­li­ge Heim­in­sas­sen ab, um sie zu Mil­li­ar­den­kla­gen zu über­re­den. Im Ide­al­fall ist der Beschul­dig­te bereits tot, wes­halb ein Fall weder geklärt wer­den kann noch etwas bewie­sen wer­den muß. Egal, die Bischö­fe und Ordens­obe­re zah­len auf jeden Fall, um einen grö­ße­ren Skan­dal und den siche­ren media­len Scha­den zu ver­mei­den. Der „päd­era­sti­sche Katho­lik“ wur­de zum gro­ßen Busi­ness, so daß gan­ze Diö­ze­sen und Orden bank­rott gingen.

Und den­noch, Bene­dikt XVI. sucht nicht nach irgend­wel­chen mil­dern­den  Umstän­den, so legi­tim und begrün­det sie auch sein mögen: sei­ne Ankla­ge rich­tet sich nicht gegen jeman­den außer­halb der Kir­che, son­dern aus­schließ­lich gegen jene Söh­ne der Kir­che, die sie ver­ra­ten haben. Für sie hat er schreck­li­che Wor­te, in denen die Abscheu der bibli­schen Pro­phe­ten vibriert. Doch nach der Ver­ur­tei­lung folgt die Hoff­nung, der Anruf an die Barm­her­zig­keit eines Got­tes, der auch aus dem Bösen Gutes zu machen weiß, der vom Schul­di­gen ver­langt, den geschul­de­ten Preis zu zah­len, aber ihm auch zuruft, nicht zu ver­zwei­feln, son­dern die Ver­ge­bung durch Chri­stus anzu­neh­men. Kei­ne Sün­de ist so groß, daß sie die Barm­her­zig­keit Got­tes über­stei­gen wür­de. Reue und Buße kann jenen, die es wol­len, den Weg zur Ver­söh­nung öffnen.

In Bene­dikt XVI.,  die­sem Sohn des alten katho­li­schen Bay­ern, fin­det sich alles wie­der, was den authen­ti­schen Katho­li­zis­mus stets aus­ge­zeich­net hat: Die Ableh­nung der unmensch­li­chen „jako­bi­ni­schen“ Grau­sam­keit, die Zurück­wei­sung einer Ver­ur­tei­lung ohne Beru­fungs­mög­lich­keit, einer Ius ohne Pie­tas.

Jene, die gera­de ver­su­chen, den Papst auf die Ankla­ge­bank zu zer­ren, wis­sen – neben vie­len ande­ren Feh­lern und Mani­pu­la­tio­nen – nichts von die­ser Weis­heit, die die zwei­tau­send­jäh­ri­ge Erfah­rung der Kir­che atmet. Einer Weis­heit mit „mensch­li­chem Gesicht“.

Und jene, die den Papst ger­ne beschul­di­gen möch­ten, etwas ver­tuscht zu haben, sei­en nur an den schmerz­haf­ten Fall von Mar­cial Maciel Degollado erin­nert. Der von die­sem Mexi­ka­ner gegrün­de­te Orden der Legio­nä­re Chri­sti war Papst Johan­nes Paul II. sehr teu­er. Wäh­rend die alten Orden schrump­fen, blüht der neue Orden voll jugend­li­chem Enthu­si­as­mus und Ver­tei­di­gern der Recht­gläu­big­keit. Die tröpf­chen­wei­se ein­ge­hen­den Nach­rich­ten über den Miß­brauch von Semi­na­ri­sten wur­den von Johan­nes Paul II. auf­merk­sam, aber mit gro­ßer Zurück­hal­tung regi­striert. Zu leben­dig waren in ihm die Erin­ne­run­gen an ein Polen, in dem die Kom­mu­ni­sten ähn­li­che Ankla­gen kon­stru­ier­ten, um die Kir­che zu beschmut­zen. Als Kar­di­nal Joseph Ratz­in­ger zum Papst gewählt wur­de, war eine sei­ner ersten Maß­nah­men, die Sus­pen­die­rung a divi­nis die­ses Ordens­grün­ders, der sich in die Klau­sur zurück­zie­hen und ein Leben der Buße und des Gebets füh­ren muß­te. Nicht nur das: Bene­dikt XVI. hob umge­hend das vier­te Gelüb­de der Legio­nä­re auf, jenes der „Dis­kre­ti­on“, das den Ordens­an­ge­hö­ri­gen jede Kri­tik an Ordens­obe­ren unter­sag­te und daher die Ermitt­lun­gen des Hei­li­gen Stuhls behin­der­te. Das führ­te dazu, daß eini­ge Legio­nä­re der Mei­nung sind, der Papst sei schlecht bera­ten oder wir­ke gar an einem Kom­plott gegen den stark gewor­de­nen Orden mit. Der Papst wird also von außer­halb der Kir­che beschul­digt „nichts getan zu haben“ und von inner­halb „zuviel getan zu haben“. Er han­del­te immer und kon­se­quent, sobald ihm eine Bestä­ti­gung für den Ver­dacht eines sexu­el­len Miß­brauchs bekannt wur­de. Die­ses Para­dox wird eben­so igno­riert wie es aus­sa­ge­kräf­tig ist.

(Vitto­rio Messori/​GN)

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