(Rom) Claudio Cianca verübte am 25. Juni 1933 gemeinsam mit Leonardo Bucciglioni ein Bombenattentat auf den Petersdom in Rom. Ein (fast) vergessenes Attentat. Tausende von Pilgern strömten im Heiligen Jahr, das Papst Pius XI. ausgerufen hatte, in die Stadt am Tiber. Um die Wirkung zu erhöhen, wählten die Attentäter einen Sonntag. Claudio Cianca plazierte die Zeitbombe in der Vorhalle der päpstlichen Basilika.
Drei Monate nach dem Attentat, bei dem kein Menschenleben zu Schaden kam, wurde Cianca, der sich als Anarchist bezeichnete, verhaftet und zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt. Als Grund nannte der Elektrotechniker „Antifaschismus“. Weshalb er eine katholische Kirche und nicht ein faschistisches Ziel wählte, blieb unklar, seine Begründung dürftig. Cianca erklärte später, die „Politik des Vatikans“ sei gegenüber dem italienischen Faschismus „zu wohlwollend“ gewesen. Vor kurzem erschien die Autobiographie Il mio viaggio fortunoso (Meine glückliche Reise“ des heute 97-Jährigen Römers.
Mit dem italienischen Frontwechsel von der Achse zu den Alliierten kam Cianca 1943 wieder frei. Er schloß sich der Partisanenbewegung an und wurde Mitglied der Kommunistischen Partei. Nach Kriegsende machte er steile Karriere in der Kommunistischen Partei und von ihr kontrollierten Vorfeldorganisationen. Er wurde von der KP in den römischen Gemeinderat entsandt und Chef der römischen Arbeiterkammer.
Bis 1969 war er zudem mächtiger Chef der kommunistischen Bauarbeitergewerkschaft Italiens und von 1953 bis 1972 kommunistischer Abgeordneter im Italienischen Parlament. Noch heute ist er Vorstandsmitglied der Italienischen Vereinigung politisch verfolgter Antifaschisten.
(GN; Foto: Coverausschnitt des Buches Il mio viaggio fortunoso)