Unterzeichner des Neuen Testamentes vergessen – „Nein, ich kenne diesen Menschen nicht!“


Brief eines ein­fa­chen Katho­li­ken an den Hei­li­gen Vater anläß­lich des Besu­ches des Pap­stes in der Synagoge.

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Hei­li­ger Vater!

Der Sonn­tag 17. Janu­ar war für Sie nicht wie die übri­gen; es war ein Sonn­tag, der fol­gen­reich sein wird. Am Mor­gen, wäh­rend der Hei­li­gen Mes­se, roll­te das Neue Testa­ment – die neue Alli­anz – wäh­rend der Lesung des Evan­ge­li­ums vor Ihnen ab: „Nie­mand gelangt zum Vater außer durch Mich; wer Mich sieht, sieht den Vater; Mein Vater und Ich, wir sind eins; nie­mand kann zwei Her­ren die­nen, Gott und dem Geld, man kann nur einen lie­ben und den ande­ren has­sen; möge Euer Wort Ja Ja sein, und Nein Nein, der Rest kommt vom Teu­fel; wenn jemand sich Mei­ner vor der Welt schämt, wer­de auch Ich Mich sei­ner vor mei­nem Vater im Him­mel schämen.“

Bei der Wand­lung – als ‚sacer­dos alter Chri­stus’ – , stan­den Sie auf Gol­go­tha, dem höch­sten Gip­fel der Welt. Mit dem Kelch in den Hän­den spra­chen Sie die­se Wor­te: „Dies ist der Kelch Mei­nes Blu­tes, des Neu­en und ewi­gen Testa­men­tes (‚novi et aeter­ni testa­men­ti’)“. In die­sem Augen­blick, in Erin­ne­rung an die Lei­den der Pas­si­on Unse­res Herrn, waren Sie das Band, wel­ches unse­re Welt mit dem Erlö­ser ver­bin­det, die Erfül­lung der gesam­ten Schöp­fung. Die gan­ze Chri­sten­heit war mit Ihnen und medi­tier­te über die wun­der­ba­ren Pre­dig­ten, die Sie uns in Paris und in Lour­des gehal­ten haben.

Aber an die­sem Sonn­tag, dem 17. Janu­ar, sobald die­se Eksta­se been­det war, leg­ten Sie das Neue Testa­ment zur Sei­te und hol­ten Sie das Alte – ver­al­te­te – Testa­ment wie­der her­vor, und gin­gen damit in die Syn­ago­ge. Und da ver­ga­ßen Sie, daß das Wort Fleisch gewor­den ist („et Ver­bum Caro fac­tum est“), Sie schlu­gen die Zehn Gebo­te – die zehn Wor­te – vor, und Ihre Freun­de und Kol­le­gen beklatsch­ten Sie mehr­mals. Sie gin­gen auf alles ein, was uns ver­eint, und alles was wir gemein­sam zu beob­ach­ten haben, zwecks eines grö­ße­ren Huma­nis­mus, der Ver­stän­di­gung, der Brü­der­lich­keit, etc. … die übli­chen sozi­al-poli­tisch-reli­giö­sen Redearten.

Sie haben es nicht unter­las­sen, das II. Vati­ka­ni­sche Kon­zil zu zitie­ren: ein unwi­der­ruf­li­cher Weg des Dia­logs, der Brü­der­lich­keit und Freund­schaft . Wer Sie anhör­te, konn­te den Ein­druck gewin­nen, daß die­ses Kon­zil ein ‚Neu­es Testa­ment’ mit dem erwähl­ten Volk des Alten Testa­men­tes dar­stel­le, gewis­ser­ma­ßen eine huma­ni­sti­sche Ver­ein­fa­chung der Alli­anz des Grün­don­ners­tags. Sie gin­gen sogar so weit, den Unter­zeich­ner des Neu­en Testa­men­tes zu ver­ges­sen, weil der Osser­va­to­re Roma­no in sei­ner fran­zö­si­schen Aus­ga­be es wag­te, sei­nen Leit­ar­ti­kel wie folgt zu beti­teln: „Was Juden und Katho­li­ken ver­eint, wich­ti­ger als was sie trennt.“

Man soll nicht über das reden, was Zwie­tracht bringt: über U.H. Jesus Chri­stus, nicht wahr? Ich habe den Ein­druck, den Hl. Petrus im Gerichts­hof des Hohen­prie­sters wie­der­zu­fin­den:  – „Nein, ich kei­ne die­sen Men­schen nicht!“ Aber fünf­zig Tage spä­ter rich­te­te sich der Hl. Petrus, unser erster Papst, inspi­riert vom Hei­li­gen Geist, an die Pil­ger­men­gen, die wäh­rend des Pfingst­fe­stes in Jeru­sa­lem weilten:

„Israe­li­ten, höret auf die­se Wor­te: Jesus von Naza­reth, der Mensch, den Gott durch Wun­der bestä­tig­te, … die­ser Mann, wur­de gemäß dem festen Ent­schluß und dem pro­vi­den­ti­el­len Plan Got­tes aus­ge­lie­fert, Ihr habt ihn durch die Hand der Gott­lo­sen am Kreu­ze ster­ben las­sen. Gott hat ihn auf­er­ste­hen las­sen, indem er ihn vom Schmerz des Todes befrei­te, denn es war nicht mög­lich, daß die­ser die Macht über ihn behal­te… Die­sen Jesus hat Gott wie­der­erweckt, wir zeu­gen davon .… Mögen daher alle aus dem Haus Isra­el mit Gewiss­heit wis­sen, daß Gott die­sen Jesus, den Ihr gekreu­zigt habt, zum Herrn und Mes­si­as gemacht hat!“ Nach Anhö­rung die­ser Rede waren sie tief berührt und sag­ten zu Petrus und den ande­ren Apo­steln: „Brü­der, was sol­len wir tun?“ Petrus ant­wor­te­te ihnen: „Bekeh­ret Euch, jeder las­se sich im Namen Jesu Chri­sti zur Ver­ge­bung sei­ner Sün­den tau­fen, und Ihr wer­det die Gabe des Hei­li­gen Gei­stes erhal­ten, weil die Ver­hei­ßung für Euch, Eure Kin­der, und für alle, die weit ent­fernt sind, so vie­le wie der Herr unser Gott beru­fen wird, gege­ben wur­de.“ Er wie­der­hol­te sei­ne Auf­ru­fe mehr­mals und for­der­te sie mit den Wor­ten auf: „Ret­tet Euch, indem Ihr die­se per­ver­se Umwelt ver­laßt!“ Die­je­ni­gen, die sein Wort annah­men, wur­den getauft, und an die­sem Tag kamen über drei­tau­send Men­schen hin­zu (Ap. 2,22 ‑41). Ich wür­de gern auch die zwei­te Rede des Hei­li­gen Petrus (Ap. 3,12 ‑26) zitie­ren, aber Hei­li­ger Vater, Sie ken­nen die­se gewiss aus­wen­dig. Euge­nio Zol­li, bit­te für uns! Ehr­wür­di­ger Pius XII, bit­te für dei­nen Nachfolger.

Das ist die Medi­ta­ti­on, zu der ich mich die­ser Sonn­tag, der wirk­lich nicht wie die ande­ren war, inspi­rier­te. Als ein­fa­cher Gläu­bi­ger der Einen, Hei­li­gen, Katho­li­schen und Apo­sto­li­schen Kir­che darf ich Sie mei­nes täg­li­chen Gebets ver­si­chern, Hei­li­ger Vater, damit der Nach­fol­ger Petri sei­ne Auf­ga­ben zur grö­ße­ren Ehre Unse­res Herrn Jesus Chri­stus und sei­ner hei­li­gen Mut­ter erfüllt.

25. Janu­ar 2010, Jean Bojo, 95300 Ennery (Diö­ze­se Pon­toi­se); Bild: Rem­brandt Har­menszoon van Rijn Apo­stel Petrus ver­leug­net Christus

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