Internationales Bischofstreffen fordert den Erhalt des traditionellen Charakters der Jerusalemer Altstadt


(Bonn) Bischö­fe aus acht Län­dern Euro­pas und Nord­ame­ri­kas haben vom 10. – 14. Janu­ar 2010 am „10. Inter­na­tio­na­len Bischofs­tref­fen zur Soli­da­ri­tät mit den Chri­sten im Hei­li­gen Land“ in Jeru­sa­lem teil­ge­nom­men. Die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz war durch Bischof Dr. Ste­phan Acker­mann (Trier), Vor­sit­zen­der der Deut­schen Kom­mis­si­on Justi­tia et Pax, ver­tre­ten. Auf Ein­la­dung des Latei­ni­schen Patri­ar­chen von Jeru­sa­lem, Erz­bi­schof Fouad Twal, berie­ten die Ver­tre­ter west­li­cher Bischofs­kon­fe­ren­zen, Exper­ten von Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen und inter­na­tio­na­len kirch­li­chen Ver­ei­ni­gun­gen gemein­sam mit den katho­li­schen Bischö­fen im Hei­li­gen Land den Stand des nah­öst­li­chen Frie­dens­pro­zes­ses und aktu­el­le kirch­li­che Pro­ble­me in der Region.

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Beson­de­re Auf­merk­sam­keit wur­de der Situa­ti­on in Jeru­sa­lem gewid­met. Die Bischö­fe äußer­ten dabei ihre nach­drück­li­che Besorg­nis ange­sichts der fort­ge­setz­ten Bestre­bun­gen der Stadt­ver­wal­tung und der Regie­rung des Staa­tes Isra­els, der Alt­stadt von Jeru­sa­lem und den angren­zen­den Gebie­ten eine ein­sei­tig jüdisch-israe­li­sche Prä­gung zu geben. Die­se Poli­tik ist mit der städ­te­bau­li­chen Umwid­mung tra­di­tio­nel­ler ara­bi­scher Wohn­quar­tie­re, der Zer­stö­rung von Häu­sern, für die kei­ne staat­li­che Bau­ge­neh­mi­gung vor­liegt, und jüdi­scher Neu­be­sied­lung ver­bun­den. Die Bischö­fe, die das Gespräch auch mit israe­li­schen Exper­ten such­ten und in der Alt­stadt und in Ost­je­ru­sa­lem die Pro­ble­me per­sön­lich in Augen­schein nah­men, stell­ten fest, daß die seit 2002 in Gang gesetz­ten Maß­nah­men den Cha­rak­ter von Jeru­sa­lem als Stadt von drei Reli­gio­nen in Fra­ge stel­len und dem Frie­dens­pro­zeß wei­te­re gra­vie­ren­de Hin­der­nis­se in den Weg legen.

In ihren Bera­tun­gen über eine poli­ti­sche Lösung des Kon­flikts zwi­schen Israe­lis und Palä­sti­nen­sern tra­ten die Bischö­fe enga­giert für eine Zwei-Staa­ten-Lösung ein, die Sicher­heit für Isra­el und einen unab­hän­gi­gen, lebens­fä­hi­gen palä­sti­nen­si­schen Staat ein­schließt. Der fort­schrei­ten­de Bau jüdi­scher Sied­lun­gen in der West­bank, die huma­ni­tä­ren und wirt­schaft­li­chen Pro­ble­me, die mit der Trenn­mau­er ver­bun­den sind, und man­geln­de Fort­schrit­te in den inter­na­tio­na­len Gesprä­chen haben jedoch die Unru­he auch unter den christ­li­chen Bewoh­nern des Hei­li­gen Lan­des wach­sen las­sen. Dies spie­gelt sich beson­ders in dem wäh­rend der Kon­fe­renz leb­haft und kon­tro­vers dis­ku­tier­ten so genann­ten KAI­ROS-Mani­fest „Die Stun­de der Wahr­heit: Ein Wort des Glau­bens und der Hoff­nung aus der Mit­te des Lei­dens der Palä­sti­nen­ser“, das aus dem Glau­ben her­aus zu gewalt­lo­sem Wider­stand auf­ruft. Das Doku­ment wur­de im Dezem­ber 2009 ver­öf­fent­licht und wird von vie­len palä­sti­nen­si­schen Chri­sten und Kir­chen­füh­rern ver­schie­de­ner Kon­fes­sio­nen unterstützt.

An den Dis­kus­sio­nen der Bischö­fe über den Frie­dens­pro­zeß nah­men auch der Stän­di­ge Ver­tre­ter der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land in Ramal­lah, Dr. Klaus Burk­hardt, und ein Ver­tre­ter des fran­zö­si­schen Gene­ral­kon­su­lats in Jeru­sa­lem teil. Die Debat­te wur­de ergänzt durch Besu­che der Bischö­fe in Beth­le­hem und Ramal­lah sowie in meh­re­ren katho­li­schen Gemein­den des Westjordanlandes.

Bereits seit eini­gen Jah­ren stellt die restrik­ti­ve israe­li­sche Visa-Ver­ga­be für pasto­ra­les Per­so­nal, das aus den Nach­bar­län­dern stammt, eine schwe­re Beein­träch­ti­gung der kirch­li­chen Arbeit dar. Im Gespräch mit dem stell­ver­tre­ten­den israe­li­schen Außen­mi­ni­ster, Dan­ny Aya­lon, dräng­ten die Bischö­fe erneut auf die Rück­kehr zu einer ver­läß­li­chen und kirch­li­che Belan­ge respek­tie­ren­den Pra­xis. Sie wur­den dabei vom Apo­sto­li­schen Nun­ti­us in Isra­el und Apo­sto­li­schen Dele­ga­ten für Jeru­sa­lem und Palä­sti­na, Erz­bi­schof Anto­nio Fran­co, unter­stützt, der die Kon­fe­renz­teil­neh­mer auch über den Fort­gang der schwie­ri­gen Ver­hand­lun­gen zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Staat Isra­el über die Aner­ken­nung der hei­li­gen Stät­ten und die Besteue­rung kirch­li­cher Ein­rich­tun­gen unterrichtete.

(PM DBK)

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