Osttimor: Auch zehn Jahre nach der Unabhängigkeit ist Entwicklung noch immer ein Luftschloß


(Dili) Gerech­tig­keit, Aus­söh­nung, wirt­schaft­li­che und sozia­le Ent­wick­lung sind in Ost­ti­mor, das am 29. August den zehn­ten Jah­res­tag der Unab­hän­gig­keit von Indo­ne­si­en began­gen hat, noch lan­ge nicht erreicht. Gemäß einem Bericht der katho­lisch inspi­rier­ten NGO Pro­gres­sio, die seit 2001 in Ost­ti­mor wirkt, wird die Gesamt­ent­wick­lung die­ser klei­nen asia­ti­schen Repu­blik „ernst­haft in Fra­ge gestellt sein“, wenn die gerech­te Ver­fol­gung der Ver­bre­chen, die wäh­rend des Kamp­fes um die Unab­hän­gig­keit began­gen wor­den waren, unvoll­stän­dig bleibt.

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Die feh­len­de Gerech­tig­keit ver­hin­dert eine ech­te Aus­söh­nung und damit eine ech­te natio­na­le Ein­heit, die wie­der­um Vor­be­din­gung ist für die wirt­schaft­li­che, sozia­le und kul­tu­rel­le und ins­ge­samt für die mensch­li­che Ent­wick­lung der Bevöl­ke­rung Ost­ti­mors – heißt es.

Nach zehn Jah­ren unab­hän­gi­ger Regie­rung ist Ost­ti­mor nach wie vor das ärm­ste Land Süd­ost­asi­ens (trotz sei­ner umfang­rei­chen Erd­öl­vor­kom­men) und eine der letz­ten Natio­nen der Welt in Bezug auf die mensch­li­che Ent­wick­lung. Es wird geschätzt, daß mehr als 40% der Bevöl­ke­rung Timors mit weni­ger als einem Dol­lar am Tag leben muß.

Laut Pro­gres­sio bringt der Jah­res­tag der Unab­hän­gig­keit erneut die Not­wen­dig­keit in den Vor­der­grund, die Schul­di­gen der Ver­bre­chen gegen die Mensch­heit in jener dra­ma­ti­schen Pha­se der natio­na­len Geschich­te zu ver­fol­gen, als mehr als 1oo​.ooo Per­so­nen ihr Leben las­sen muß­ten. „Ohne Gerech­tig­keit wer­den Straf­lo­sig­keit und Insta­bi­li­tät wei­ter­hin die Ent­wick­lung in Ost­ti­mor behindern“.

Trotz der Ein­set­zung einer „Natio­na­len Kom­mis­si­on für Wahr­heit und Aus­söh­nung“, die von 2001 bis 2005 tätig war, wur­de bis­her nie­mand für die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen iden­ti­fi­ziert und straf­recht­lich ver­folgt: dies ist eine noch immer offe­ne Wun­de in der Geschich­te des Lan­des – erklä­ren ver­schie­de­ne huma­ni­tä­re Organisationen.

Die Demo­kra­ti­sche Repu­blik Ost­ti­mor ent­stand offi­zi­ell am 20. Mai 2002, nach einer Über­gangs­ver­wal­tung durch die Ver­ein­ten Natio­nen. Mit 95% der Bevöl­ke­rung, die dem katho­li­schen Glau­ben ange­hö­ren, ist Timor East die asia­ti­sche Nati­on mit dem höch­sten Anteil an Gläu­bi­gen. Des­halb hat dort die Kir­che eine wich­ti­ge Rol­le bei der Gewis­sens­bil­dung der Bewoh­ner. Heu­te ist die Nati­on in einem „natio­na­len Dia­log“ über die The­men Gerech­tig­keit und Aus­söh­nung enga­giert. Die Lokal­kir­che hat dabei stets die Beto­nung auf die Not­wen­dig­keit der „Ver­ge­bung in Wahr­heit und Gerech­tig­keit“ als Grund­la­ge für Stär­kung der natio­na­len Ein­heit gelegt.

Zu den Haupt­pro­ble­men des Lan­des gehö­ren die Armut, die Unsi­cher­heit und die Fra­ge der Aus­söh­nung. Tau­sen­de von Men­schen waren im Sep­tem­ber in Fol­ge der un mit­tel­bar nach dem Refe­ren­dum zur Los­lö­sung von Indo­ne­si­en aus­ge­bro­che­nen Gewalt­ak­te von Timor nach Indo­ne­si­en geflo­hen. Vie­le von ihnen sind zurück gekehrt, ande­re blei­ben auf indo­ne­si­schem Gebiet aus Furcht vor Ver­gel­tungs­schlä­gen, da sie pro-indo­ne­si­schen Ver­hal­tens beschul­digt sind. So bleibt der Pro­zeß der Aus­söh­nung in Ost­ti­mor wei­ter­hin schwie­rig und teilt wei­ter­hin Poli­tik und Öffentlichkeit.

(Fides)

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