(Istanbul-Ortaköy) Wie die türkische Zeitung Milliyet am Dienstag berichtete, soll die orthodoxe Hagios Dimitrios-Kirche im Vorort Silivri mit einem Minarett ausgestattet werden. Der Denkmalschützer Oktay Ekinci, ehemaliger Vorsitzender der Istanbuler Architektenkammer und Dozent an der Istanbuler Kunstakademie, kritisierte die behördliche Genehmigung als „unwissenschaftlich und unethisch“.
Die Kirche war 1831 von den Bewohnern des damals griechisch-orthodoxen Dorfes Ortaköy bei Silivri (griechisch: Selymbria) errichtet worden. Deren Nachfahren wurden im Zuge des sogenannten „Bevölkerungsaustausches“ nach dem Ersten Weltkrieg ausgewiesen. An ihrer Stelle wurden in dem Dorf damals aus Griechenland ausgewiesene Muslime angesiedelt. Sie fügten der Kirche vorübergehend ein Holzminarett an und nutzten sie bis zum Bau eines eigenen Gotteshauses übergangsweise als Moschee.
Auf diese vorübergehende Nutzung als Moschee stützen sich die Behörden nun offenbar: Der Umbau wurde laut Milliyet offiziell als „Restaurierung einer Moschee“ genehmigt. Bei dem Gebäude handle es sich aber zweifellos um eine Kirche, wird Ekinci zitiert.
Nach Angaben des Ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel gab es in dem Dorf früher sogar zwei orthodoxe Kirchen. Genaueres zur Geschichte dieser Kirchen sei aber schwer zu finden, da die meisten Unterlagen beim „Bevölkerungsaustausch“ vernichtet worden seien. Silivri ist heute Teil des „Speckgürtels“ um Istanbul mit zahllosen Wochenendhäusern der Bürger Istanbuls.
(ORF)