(Rimini) Der ehemalige Premierminister Großbritanniens, Tony Blair, war Gast beim Meeting der Freundschaft im italienischen Badeort Rimini, das alljährlich von der katholischen Gemeinschaft Comunione e Liberazione (Gemeinschaft und Befreiung) veranstaltet wird. In seiner Rede erzählte der frühere Labour-Vorsitzende auch von seiner Konversion und die Aufnahme in die Katholische Kirche.
Ein langer Applaus begleitete die Ausführungen Blairs am Donnerstag in Rimini. Blairs ist derzeit als UN-Sonderbeauftragter für den Nahen Osten tätig. Der ehemalige britische Premierminister sagte, er sei „stolz“ darauf, in die Nähe der Gemeinschaft CL gerückt zu werden und vor allem zum katholischen Glauben konvertiert zu haben. Für ihn sei es gewesen, als habe er „einen Platz gefunden, wo er sich wirklich zu Hause“ fühle. „Ich besuchte bereits seit Jahren die Heilige Messe, aber dann begriff ich Schritt für Schritt, daß die Kirche wirklich mein zu Hause ist“.
„Wir haben in unseren Ländern christliche Wurzeln und sollen stolz darauf sein“, erklärte Blair in seiner Rede. In Europa „gibt es gemeinsame Werte, die alle respektieren müssen“, so Blair weiter.
CL (Gemeinschaft und Befreiung) zählt zu den „neuen Gemeinschaften“ in der Katholischen Kirche. Das Meeting in Rimini wird jährlich von mehreren hunderttausend Menschen besucht.
Blair trat erst nach dem Ende seiner aktiven Politikerkarriere in Großbritannien von der anglikanischen Gemeinschaft in die Katholische Kirche über. Ein katholischer Premierminister in Großbritannien, wo der Monarch in Personalunion auch anglikanisches Kirchenoberhaupt ist, wäre kaum akzeptabel gewesen. Das Gesetz verbietet noch immer, daß ein Katholik König werden darf.
Die italienische Presseagentur AGI kommentierte den Auftritt Blairs mit den Worten: „Im eigenen Land gilt der Prophet jedoch nichts“, denn in Großbritannien gingen die Uhren anders. Nach den Attentaten in London vom 7. Juli 2005 habe Großbritannien erfahren müssen, daß die islamischen Terroristen im eigenen Land herangewachsen waren und es in den Vorstädten der englischen Hauptstadt eine Art Londonistan gebe. In ihnen sei neben das staatliche Rechtssystem jenes der Sharia getreten. Die staatliche Autorität sei in den islamisch „kolonisierten“ Vororten durch die Autorität des Imam ersetzt worden.
Die Antwort darauf sei: „Auf die Kirche hören“. Sie sei die Stimme, die uns die Globalisierung zu Diensten mache, statt uns zu deren Sklaven. Dafür müsse man aber auf die Kirche hören und die Kirche müsse „klar und offen sprechen“.
Reich gespickt mit Anekdoten, berichtete Blair über seinen Konfessionswechsel. „Es war alles die Schuld meiner Frau. Ich Anglikaner, sie Katholikin. Wir haben begonnen, gemeinsam die Heilige Messe zu besuchen, einmal in einer anglikanischen Kirche, einmal in einer katholischen. Versuchen Sie zu erraten, in welche Kirche wir öfter gingen. Ich begann zu begreifen, daß die katholische Kirche mein Zuhause ist wegen ihrer universellen Natur.“
Wie die Presseagentur Reuters berichtet, habe der Auftritt Blairs in Rimini auch mit den Absichten Blairs zu tun, nächster EU-Kommissions-Vorsitzender werden zu wollen, habe es aus diplomatischen Kreisen am Rande der Veranstaltung geheißen. Blair gilt als einer der Kandidaten für das höchste Amt in der EU, sobald der Lissabon-Vertrag in Kraft getreten sei.
Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen, habe Blair für die Anwesenheit in Rimini kein Honorar gefordert, wie das Organisationssekretariat bestätigte.
(GN)