(Kabul) Es ist wie in den römischen Katakomben, nur im 21. Jahrhundert und in Kabul, im Herzen eines der am stärksten islamisierten Länder der Welt. Das ist der Eindruck, der über dem Sonntagsgottesdienst in der kleinen Kirche Maria von der göttlichen Vorsehung in Kabul liegt, dem einziges katholischen Gotteshaus, das es in ganz Afghanistan gibt.
Kurz bevor er die Stufen zum Altar hinaufsteigt, der mit grünen Paramenten – der Farbe der Hoffnung – festlich geschmückt ist, breitet P. Giuseppe Moretti, ein Barnabite, dem Papst Johannes Paul II. die Verantwortung für das von ihm geschaffene Missionsgebiet „Sui generis“ übertragen hatte, die Arme aus und gibt zu: „Ja, das ist wirklich ein bißchen eine Katakombenkirche“. Er fügt dann gleich hinzu: „Mit dem Unterschied, daß hier jeder frei kommen kann und mit dem offenen Geist der Solidarität und großer Anteilnahme aufgenommen wird.“ Die Kirche, ein kleines, weißes Gebäude von etwa 20 mal 15 Metern, befindet sich auf dem Gelände der italienischen Botschaft in Kabul. Dieser Umstand lastet etwas auf P. Moretti, dessen Traum es ist, eines Tages eine Kirche im Zentrum von Kabul erbauen zu können.
Der Barnabitenpater ist bereits seit den 70er Jahren in Afghanistan als Seelsorger tätig und hat dort die kommunistische Diktatur, die sowjetische Besatzung und auch die Herrschaft der Mujaheddin erlebt. Nach 1985 lebte er ständig in Kabul. 1994 wurde er im Bürgerkrieg verletzt und außer Landes gebracht. „Im Jahr 2000 bin ich zurückgekehrt und habe auch die Taliban-Herrschaft erlebt“, sagt P. Giuseppe. „Bisher gab es keine Drohungen, doch die Verschlossenheit uns gegenüber ist total. Die Aussichten die Afghanen zu erreichen sind minimal.“ Das Klima werde auch nicht durch die tragischen Nachrichten begünstigt, die aus dem benachbarten Pakistan kommen, wo die Gewalt gegen Christe um sich greift.
An der Eucharistiefeier in der kleinen Kirche nehmen rund 100 Gläubige teil. Unter ihnen sieht man viele asiatische Gesichter, manchen Farbigen, einen holländischen General, einen deutschen Militärbeauftragten, mehrere Jugendliche und Schwestern des Ordens von Mutter Teresa von Kalkutta.
(rv/JF)