(Vatikan) Benedikt XVI. gibt den Verhandlungen zwischen dem Vatikan und der traditionalistischen „Priesterbruderschaft Pius X.“ einen neuen Rahmen. Am Mittwoch ernannte er Kardinal William Levada zum neuen Leiter der Dialog-Kommission „Ecclesia Dei“; gleichzeitig band er diese Kommission mit einem so genannten „Motu Proprio“ an die Glaubenskongregation, die von Levada geführt wird. Sekretär der Kommisson Ecclesia Dei wird der italienische Priester Guido Pozzo von der Internationalen Theologen-Kommission.
Das Motu Proprio trägt den Titel Ecclesiae Unitatem, also „Die Einheit der Kirche“. Er bekräftigt zunächst die Sorge des Papstes um eben diese Einheit; dann erinnert Benedikt daran, daß die Bischofsweihen, die Erzbischof Marcel Lefebvre 1988 vollzogen habe, „unerlaubt“ gewesen seien. Daß er, der Papst, im Sommer 2007 die alte Form der Meßfeier wieder aufgewertet habe, sei von dem Wunsch diktiert gewesen, „alles zu tun, damit die, die wirklich die Einheit wünschen, in ihr bleiben beziehungsweise zu ihr zurückkehren können“. Benedikt wörtlich: „Im gleichen Geist und mit der gleichen Absicht, jeden Bruch und jede Spaltung in der Kirche zu überwinden und eine Wunde zu heilen, die in der Kirche immer schmerzhafter fühlbar ist, habe ich auch die Exkommunikation gegen die vier Bischöfe aufgehoben, die Erzbischof Lefebvre unerlaubt geweiht hat. Damit wollte ich ein Hindernis beseitigen, das das Öffnen einer Tür zum Dialog erschweren konnte, und damit die Bischöfe und die Piusbruderschaft einladen, den Weg zur vollen Gemeinschaft mit der Kirche wiederzufinden.“
Noch einmal präzisiert der Papst: „Die Lehr-Fragen bleiben, und solange sie nicht geklärt sind, hat die Bruderschaft keinen kanonischen Status in der Kirche und können ihre Diener keinen Dienst auf legitime Weise leisten.“
Da ja „die Probleme, die jetzt mit der Bruderschaft behandelt werden müssen, vor allem doktrineller Natur sind“, erklärt Papst Benedikt anschließend, daß er die Gesprächskommission Ecclesia Dei „eng an die Glaubenskongregation anbindet“. Dem dient vor allem die Tatsache, daß künftig der Präfekt der Glaubenskongregation gleichzeitig Präsident der Ecclesia Dei ist. Der Papst erläßt in dem „Motu Proprio“ einige weitere Detail-Verfügungen und betont zum Schluß seine „väterliche Sorge über die Pius-Bruderschaft, damit sie die volle Kirchengemeinschaft wiederfindet“. Und er lädt alle „dringend“ dazu ein, für die Einheit der Christen zu beten.
Kardinal Levada hat dem Papst in einer Erklärung für das „Motu Proprio“ gedankt. Seine Kongregation werde sich im Gespräch mit den Piusbrüdern engagieren; er freue sich über das Vertrauen, das der Papst seiner früheren Arbeitsstelle entgegenbringe. Papst Benedikt war nämlich bis zu seiner Wahl ungefähr ein Vierteljahrhundert lang selbst Präfekt der Vatikanischen Glaubenskongregation.
(RV/ JF)