Vom Paulusjahr zum Priesterjahr – IGFM erinnert an weltweit verfolgte und inhaftierte Geistliche


(Frank­furt) Anläß­lich des heu­te begin­nen­den Prie­ster­jah­res der katho­li­schen Kir­che ruft die Inter­na­tio­na­le Gesell­schaft für Men­schen­rech­te (IGFM) zur öffent­li­chen Debat­te über die welt­wei­te Bedro­hung und Ver­fol­gung von Geist­li­chen auf. Geist­li­che wer­den gera­de in Staa­ten und Gesell­schaf­ten mit restrik­ti­ver Reli­gi­ons­po­li­tik als Mul­ti­pli­ka­to­ren ver­folgt oder sind beson­de­ren Gefähr­dun­gen aus­ge­setzt. Dies gilt auch für Füh­rer und Reprä­sen­tan­ten nicht­christ­li­cher Reli­gio­nen. Die IGFM setzt mit Beginn des Prie­ster­jah­res ihre geziel­te Beob­ach­tung der Lage der Geist­li­chen und reli­giö­sen Füh­rer mit dem jetzt enden­den Pau­lus­jahr fort.

Tür­kei: Natio­na­li­stisch-isla­mi­sche Grup­pen bedro­hen in den letz­ten Jah­ren ver­stärkt Geist­li­che. Am 6.2.2006 wur­de der 60jährige ita­lie­ni­sche Mis­si­ons­prie­ster Don Andrea San­to­ro in der tür­ki­schen Hafen­stadt Trap­zon von einem 16jährigen erschos­sen. Zu den am 18. April 2007 in einem Bibel­ver­lag der Stadt Mala­tya umge­brach­ten drei Pro­te­stan­ten gehör­te der tür­ki­sche Pastor und Kon­ver­tit Neca­ti Aydin. Eini­ge Prie­ster und Pasto­ren ste­hen aktu­ell unter Poli­zei­schutz, so der Vor­sit­zen­de der Katho­li­schen Bischofs­kon­fe­renz der Tür­kei, der ita­lie­ni­sche Bischof Lui­gi Pado­ve­se, der katho­li­sche Pfar­rer Pierre Bru­nis­sen in der Schwarz­meer­stadt Sam­sun – bei­de Geist­li­che waren bereits Ziel von Anschlä­gen sowie der evan­ge­li­sche Pastor Ertan Cevik in Izmir. Der arme­nisch-ortho­do­xe Patri­arch Mes­rob II. in Istan­bul hat Anfang 2008 wegen kon­kre­ter Mord­dro­hun­gen per­sön­lich Anzei­ge gegen Unbe­kannt erstattet.

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Volks­re­pu­blik Chi­na: Am 9. Juni 2009 ver­haf­te­ten Dut­zen­de Beam­te der chi­ne­si­schen Sicher­heits­ab­tei­lung der Pro­vinz Sichu­an über 30 Kir­chen­lei­ter in der Stadt Lang­zhong, die im Haus von Pastor Li Ming ver­sam­melt waren. 13 Gemein­de­füh­rer wur­den für 15 Tage in admi­ni­stra­ti­ve Haft genom­men, fünf wei­te­re, dar­un­ter Pastor Li, wur­den ange­klagt und kön­nen ordent­lich ver­ur­teilt oder bis zu drei Jah­ren Haft in Umer­zie­hungs­la­gern fest­ge­hal­ten wer­den, die ande­ren wur­den nach Infor­ma­tio­nen von Chi­na Aid freigelassen.

Meh­re­re katho­li­sche Bischö­fe sind in Chi­na seit Jah­ren in Haft oder gel­ten nach Fest­nah­me als ‚ver­schwun­den‘. Bischof Su Zhi­min von Bao­ding, Füh­rer der rom­treu­en Kir­che, wur­de 1997 ver­haf­tet und seit­dem feh­len von dem bald 80jährigen jeg­li­che Lebens­zei­chen oder Infor­ma­tio­nen. Bischof Jia Zhi­guo von Zheng­ding kam kurz vor Ostern 2009 erneut ins Gefäng­nis, sei­ne nun­mehr 13. Inhaf­tie­rung seit Janu­ar 2004. Nach Infor­ma­tio­nen der Kar­di­nal Kung-Stif­tung gibt es kei­ne Infor­ma­tio­nen zu dem seit April 2001 inhaf­tier­ten Bischof Shi Enxiang aus der Pro­vinz Hebei. Min­de­stens acht wei­te­re nament­lich bekann­te katho­li­sche Prie­ster sind aus Glau­bens­grün­den in Haft.

Eri­trea: Der recht­mä­ßi­ge Patri­arch der eri­tre­isch-ortho­do­xen Kir­che Abu­na Anto­ni­os wird seit Janu­ar 2007 von der neo­mar­xi­sti­schen Regie­rung unter Haus­ar­rest gehal­ten. Der mitt­ler­wei­le 80jährige hat­te sich über die staat­li­che Ein­mi­schung in Kir­chen­an­ge­le­gen­hei­ten beschwert und die Frei­las­sung von drei inhaf­tier­ten ortho­do­xen Prie­stern gefor­dert. Rund 3000 Chri­sten, dar­un­ter vie­le Pasto­ren, befin­den sich in Eri­trea aus Glau­bens­grün­den in Haft. Die IGFM hat­te im Dezem­ber 2008 den 2004 ver­haf­te­ten evan­ge­li­schen Kir­chen­lei­ter Hai­le Naiz­gi zum „Gefan­ge­nen des Monats“ benannt, der sich im berüch­tig­ten Kar­che­le-Gefäng­nis der eri­tre­ischen Haupt­stadt Asma­ra befin­den soll.

Sozia­li­sti­sche Repu­blik Viet­nam: Im März 2007 wur­de der katho­li­sche Prie­ster Nguy­en Van Ly zu acht Jah­ren Haft wegen sei­ner Men­schen­rechts­ak­ti­vi­tä­ten ver­ur­teilt. Hohe Haft­stra­fen ver­bü­ßen wegen ihrer Men­schen­rechts- und Mis­si­ons­ar­beit Pastor Y Wo Nie und die men­no­ni­ti­sche Pasto­rin Nguy­en Thi Hong, die von der IGFM zu „Gefan­ge­nen des Monats“ benannt wur­den. Jähr­lich gibt das Büro für Reli­giö­se Ange­le­gen­hei­ten der viet­na­me­si­schen Regie­rung ein gehei­mes Hand­buch her­aus (liegt der IGFM vor), das Anwei­sun­gen für die Kader der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei, Sicher­heits- und Ord­nungs­or­ga­ne hin­sicht­lich des Vor­ge­hens gegen reli­giö­se Gemein­schaf­ten ent­hält. Beson­ders rigo­ros geht das Regime gegen Haus­kir­chen vor: Got­tes­dien­ste wer­den mit bru­ta­ler Gewalt auf­ge­löst, Häu­ser von Chri­sten nicht sel­ten nie­der­ge­brannt, Gläu­bi­ge auf Poli­zei­re­vie­ren ver­prü­gelt und mit Haft­stra­fen belegt.

Ara­bi­sche Repu­blik Ägyp­ten: Der kop­tisch-ortho­do­xe Pfar­rer Meta­os Wah­ba wur­de im Okto­ber 2007 in Kai­ro wegen angeb­li­cher Urkun­den­fäl­schung zu fünf Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Er hat­te den von einer Kon­ver­ti­tin zum Zwecke ihrer Hei­rat mit einem Chri­sten von ihr geän­der­ten Per­so­nal­pa­pie­ren Glau­ben geschenkt und getraut. Die Kon­ver­ti­tin muß­te unter­tau­chen, um einer Ver­haf­tung zu ent­kom­men. Nach ägyp­ti­schem Recht ist die Auf­ga­be des Islams ver­bo­ten und ein todes­wür­di­ges „Ver­bre­chen“. Nach Anga­ben der IGFM wird die Mehr­heit der christ­li­chen Kon­ver­ti­ten in Ägyp­ten Opfer will­kür­li­cher Ver­haf­tun­gen und Folter.

Isla­mi­sche Repu­blik Iran: Bereits im Som­mer 2005 hat Prä­si­dent Mah­mood Ahma­di­neds­had vor 30 Pro­vinz­gou­ver­neu­ren das Ende der blü­hen­den Haus­kir­chen­be­we­gung ange­kün­digt. Am 22. Novem­ber 2005 wur­de der frei­kirch­li­che Pastor und Kon­ver­tit Ghor­ban Tori in der Stadt Gon­bad-e-Kavus gekid­nappt und ersto­chen aufgefunden.

Seit Mai 2008 befin­den sich sie­ben füh­ren­de Mit­glie­der der Bahai-Reli­gi­on im berüch­tig­ten Evin-Gefäng­nis von Tehe­ran. Bis­her haben sie weder Zugang zu ihrer Anwäl­tin erhal­ten noch wur­den ihnen schrift­li­che Ankla­gen aus­ge­hän­digt. Seit Jahr­zehn­ten wer­den im Iran Kon­ver­ti­ten ver­folgt, ver­haf­tet und gequält. Nach ira­ni­schen Quel­len befin­den sich min­de­stens 40 Kon­ver­ti­ten in Haft, eini­ge ver­star­ben auf myste­riö­se Wei­se, wie Pastor Ghor­ban Tori im Novem­ber 2005. Am 5. März 2009 wur­den in Tehe­ran wegen Über­tritts zum Chri­sten­tum die Ira­ne­rin­nen Maryam Rostam­pour (geb. 1982) und Mar­zieh Ami­riz­adeh Esmaeil­abad (geb. 1979) ver­haf­tet. Ihnen droht die Hinrichtung.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Inhaf­tie­rung und Ver­fol­gung von Geist­li­chen und ande­ren reli­giö­sen Füh­rern fin­den Sie im Inter­net unter: www​.igfm​.de

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