Noch kein Grund für Jubel in Mar Gabriel – Juristische Scheibchenpolitik läßt weiterhin Enteignungen zu


(Frank­furt) Das Gerichts­ur­teil zugun­sten des Klo­sters Mar Gabri­el und gegen die Gebiets­an­sprü­che von drei Gemein­den im Süd­osten der Tür­kei gibt nach Mei­nung der Inter­na­tio­na­len Gesell­schaft für Men­schen­rech­te (IGFM) kei­nen unmit­tel­ba­ren Anlaß zur Freu­de. Mit dem Urteil wur­den ledig­lich die seit den 30er Jah­ren doku­men­tier­ten Ver­wal­tungs­gren­zen der Gemein­den fest­ge­stellt. Bei den auf Juni ver­tag­ten Gerichts­ver­fah­ren geht es dann um die Fest­stel­lung von Flur­stücken inner­halb der Klo­ster­gren­zen, die als Wald oder brach­lie­gen­de Flur­stücke dekla­riert wer­den kön­nen. Nach tür­ki­schem Recht müs­sen Wald oder brach­lie­gen­de Flur­stücke dem Staat über­eig­net wer­den, auch dann, wenn sie sich inner­halb der Klo­ster­gren­zen befin­den. Die IGFM hält es daher für zu früh, von einem Ent­ge­gen­kom­men gegen­über reli­giö­sen Min­der­hei­ten zu spre­chen, son­dern ver­langt wei­ter­hin höch­ste Aufmerksamkeit.

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Mit­te 2008 wur­de bekannt, daß im Süd­osten der Tür­kei (Regi­on Mar­din) kur­di­sche und ara­bi­sche Clans began­nen, Land­be­sitz alt­ein­ge­ses­se­ner Chri­sten zu beset­zen. Die zur­zeit in der Regi­on durch­ge­führ­te Kata­ster-Erfas­sung berück­sich­tig­te dabei ledig­lich die neu­en Besitz­ver­hält­nis­se ohne genaue­re Über­prü­fung bzw. Hin­ter­fra­gung von behaup­te­ten Besitz­ti­teln. Erleich­tert wur­de die­ses Vor­ge­hen dadurch, daß die syrisch-ortho­do­xen Chri­sten in der Regel nicht über schrift­li­che Besitz­ti­tel ver­fü­gen. Dem Klo­ster Mar Gabri­el wur­de der Land­be­sitz gleich von drei Gemein­den strei­tig gemacht, dar­un­ter mit der abstru­sen Behaup­tung, daß vor der Errich­tung des Klo­sters an glei­cher Stel­le frü­her eine Moschee gestan­den haben soll. Das Klo­ster ist seit 397 n. Chr. urkund­lich erwähnt, also Jahr­hun­der­te vor Moham­meds Geburt.

Ange­sichts der exi­sten­ti­el­len Bedro­hung der syrisch-ortho­do­xen Chri­sten for­dert die IGFM ihre Aner­ken­nung im Sin­ne des Lau­san­ner Ver­tra­ges von 1923 als recht­lich gesi­cher­te Min­der­heit in der Tür­kei. Bis heu­te wer­den die syrisch-ortho­do­xen Chri­sten bei der Gleich­stel­lung von nicht­mus­li­mi­schen Min­der­hei­ten kon­se­quent übergangen.

(PM)

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