(Göttingen) Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der Regierung von Ägypten am Montag vorgeworfen, mit der umstrittenen Massenschlachtung von Schweinen koptischer Christen religiöse Spannungen zu schüren. „Die christliche Minderheit fühlt sich ungerecht behandelt und fürchtet neue Übergriffe der muslimischen Mehrheitsbevölkerung“, sagte der GfbV- Afrikareferent Ulrich Delius. „Die ägyptische Regierung zerstört so nicht nur die Lebensgrundlage zehntausender verarmter Kopten, sondern macht wider besseren Wissens die religiöse Minderheit zum Sündenbock für die Ausbreitung der Schweinegrippe“. Hunderte koptische Slumbewohner protestierten am gestrigen Sonntag in Kairo gegen die Zwangsmaßnahme, die ihre ohnehin schon katastrophale Lage weiter verschlechtern wird.
Das ägyptische Parlament hatte sich am 28. April 2009 für die Schlachtung von bis zu 250.000 Schweinen ausgesprochen, die überwiegend von Christen gehalten und deren Fleisch auch nur von ihnen gegessen wird. Einen Tag später wurde mit der Massenschlachtung begonnen. Als internationale Experten mit Unverständnis auf die Anordnung reagierten, rechtfertigte das Gesundheitsministerium die umstrittene Entscheidung als Maßnahme zur generellen Gesundheitsvorsorge. Es ließ sich auch nicht durch den Einwand umstimmen, daß selbst im Falle einer Infektion von Schweinen in Ägypten (die bislang noch nicht festgestellt wurde) der Konsum des gebratenen Fleisches nicht zu Ansteckungen führe, da Krankheitserreger bei einer Temperatur von 70 Grad abgetötet würden.
(PM)