(Linz) In den letzten Tagen wurden von verschiedener Seite Zweifel laut, ob der von Papst Benedikt XVI. zum neuen Weihbischof der Diözese Linz ernannte Pfarrer von Windischgarsten, Dr. Gerhard Maria Wagner, tatsächlich freiwillig um die Entbindung von der Ernennung gebeten habe bzw. ob der Heilige Vater diesem ungewöhnlichen Wunsch, dem ein Sturmlauf gegen die Autorität des Heiligen Vaters zur Ernennung von Weihbischof Wagner vorausgegangen war, entsprechen werde. Zudem wurden kirchenrechtliche Bedenken geäußert. Mit jedem Tag wurden jene Kreise nervöser, die die Vernichtungshatz auf Wagner losgetreten und sich aktiv daran beteiligt hatten. In diesem Kontext ist der Vorstoß des Pressesprechers der Erzdiözese Wien, nicht etwa der Diözese Linz, Erich Leitenberger, zu lesen. Er ließ gestern den Medien verlautbaren, der Heilige Stuhl habe der „Bitte“ von Pfarrer Wagner „um Rücknahme seiner Ernennung zum Weihbischof von Linz entsprochen“. Die Initiative Leitenbergers scheint ein weiterer Baustein zur Verhinderung Wagners zu sein, indem möglichst vollendete Tatsachen geschaffen werden sollen. Wiens Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn hatte bereits 2005 die Ernennung Wagners zum Bischof von Linz verhindert. Gleiches wiederholt sich nun ohne Rücksicht auf Verluste bei der Ernennung zum Weihbischof von Linz. Deshalb kann es nicht verwundern, daß ausgerechnet dessen Pressesprecher in der Sache aktiv wurde. Erich Leitenberger ist Leiter des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation der Erzdiözese Wien mit allen angeschlossenen Medien und gleichzeitig Chefredakteur der Katholischen Presseagentur Österreichs (Kathpress).
In einer noch unvollständigen Rekonstruktion der Ereignisse der letzten Tage lassen sich einige Hauptakteure feststellen. Am Freitag, den 13. Februar drängte der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz seinen ernannten Weihbischof zum Verzicht, nachdem auch gegen den Bischof nicht näher benannte „Drohungen“ ausgesprochen worden seien. Am Sonntag, den 15. Februar sei der Druck auf Wagner durch Kardinal Schönborn erhöht worden, der sich in Rom um Rückendeckung bei Kardinal Giovanni Battista Re, dem Präfekten der Bischofskongregation bemühte. Kardinal Re habe, weiß das Kölner Domradio zu berichten, bereits am Sonntag, also noch vor der Bekanntgabe von Wagners Rückzug, Kardinal Schönborn „mitgeteilt“, daß „der Vatikan den Amtsverzicht angenommen habe“. Zu diesem Zeitpunkt hätte der Präfekt der Bischofskongregation aber keine solche oder irgendeine vergleichbare Aussage machen können. Bis heute gibt es keine offizielle Verlautbarung oder Entscheidung des Papstes, dem alleine in der Frage eine Entscheidung zusteht.
(GN)