(Madrid) „Die Menschenrechte sind aus der europäisch-westlichen Kultur entstanden und das ist kein Zufall, denn diese ist eindeutig christlicher Herkunft. Das Christentum hat vom Judentum die Überzeugung geerbt, daß der Mensch ein Ebenbild Gottes ist“, mit diesen Worten erinnerte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone in Madrid daran, wie ernst die Kirche die Frage der Menschenrechte nimmt, den Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit und den Schutz der Menschenwürde. Allerdings sei man noch „weit von einer wirklichen Verwirklichung der Menschenrechte entfernt.“
Kardinal Bertone gab am heutigen Vormittag am Sitz der Spanischen Bischofskonferenz eine Pressekonferenz. Aus Anlaß der Menschenrechtserklärung vor 60 Jahren sprach er dabei über: „Die Menschenrechte und das Lehramt Benedikt XVI.“ Der Kardinalstaatssekretär erinnerte an die Ansprachen der Päpste Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. vor der Hauptversammlung der Vereinten Nationen in New York.
Wenn die Menschen heute „ein Recht verteidigen, bitten sie nicht um einen Gefallen, sondern beanspruchen, was ihnen aus der einfachen Tatsache geschuldet ist, daß sie Menschen sind“, so Kardinal Bertone. Deshalb spreche man vom „Naturrecht, das unverletzlich und unveränderbar ist, da es direkt dem Menschen eingeschrieben ist“, so Bertone. Zentrale Botschaft sei daher, daß „die Menschenrechte vor und über jedwedem positiven Recht stehen“. Daraus ergebe sich, daß „die öffentliche Gewalt ihrerseits der moralischen Ordnung unterworfen ist, in die sich die Menschenrechte einreihen.“
Bei der Pressekonferenz unterstrich der Kardinalstaatssekretär, daß „ein andauernder und radikaler Prozeß der Neudefinition der individuellen Rechte zu sehr sensiblen und grundlegenden Themen“ im Gange sei. Der Kardinal nannte dabei ausdrücklich „die Rechte der Familie, der Kinder und der Frauen“ . „Keine politische Minderheit oder Mehrheit kann aber die Rechte der Verwundbarsten der Gesellschaft oder die der menschlichen Person selbst innewohnenden Menschenrechte ändern“, so Bertone mit Blick auf das vielfach bedrohte Lebensrecht.
Der Kardinal warnte im Zusammenhang mit dem Einsatz der Kirche für die Menschenrechte auch vor dem „Mißverständnis“, die Kirche deshalb „als eine Art humanitäre Einrichtung wahrzunehmen“. Der Einsatz der Kirche für die Menschenrechte sei in Wirklichkeit „kein Zeichen ihrer Verweltlichung“, sondern – woran bereits die Päpste Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. erinnerten – „integraler Bestandteil ihrer ureigensten Mission“. „Wir können daher sagen“, so Bertone, „daß das letzte und grundlegendste Motiv, weshalb sich die Kirche für die Menschenrechte einsetzt, ethischer und religiöser Natur ist“.
(SIR/JF)