Drei Jahre Zwangsarbeit für sechs Kopten


(Port Said/​ Frank­furt am Main) Wie die Inter­na­tio­na­le Gesell­schaft für Men­schen­rech­te (IGFM) jetzt erfuhr, sind sechs kop­ti­sche Brü­der am 22. Janu­ar zu drei Jah­ren Haft mit Zwangs­ar­beit ver­ur­teilt wor­den, weil sie im isla­mi­schen Fasten­mo­nat Rama­dan ihr Café tags­über geöff­net hat­ten. Die sechs ägyp­ti­schen Chri­sten waren im Sep­tem­ber von der Poli­zei mit Stöcken ver­prü­gelt und ver­haf­tet wor­den. Die Beam­ten ver­wü­ste­ten das Café in Port Said und war­fen den Ver­haf­te­ten angeb­li­chen „Angriff auf Behör­den­ver­tre­ter“ vor.

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„Nach ägyp­ti­schem Recht ist es nicht vor­ge­schrie­ben, im isla­mi­schen Fasten­mo­nat Rama­dan tags­über Cafés und Restau­rants zu schlie­ßen, zumal die reli­giö­se Vor­schrift zum Fasten nur für Mus­li­me gilt und nicht für die gro­ße christ­li­che Min­der­heit“, kri­ti­siert Mar­tin Les­senthin, Vor­stands­spre­cher der IGFM in Frank­furt. Die Eigen­tü­mer des von der Poli­zei ver­wü­ste­ten Cafés, die Fami­lie Ghat­as, gehö­ren alle zur kop­ti­schen Min­der­heit, der größ­ten christ­li­chen Bevöl­ke­rungs­grup­pe im Nahen Osten.

Am 8. Sep­tem­ber 2008 dran­gen 13 Poli­zi­sten in das Café ein, schlu­gen die Inha­ber mit Stöcken, war­fen Tische um, zer­stör­ten Stüh­le, Glä­ser und Was­ser­pfei­fen. Zwei der Brü­der erlit­ten Kno­chen­brü­che an den Armen, ein wei­te­rer erlitt eine Kopf­ver­let­zung, die mit elf Sti­chen genäht wer­den muß­te. Erst nach 30 Tagen wur­den die ver­haf­te­ten Kop­ten gegen eine Kau­ti­on von 12.000 ägyp­ti­schen Pfund (rund 1.680 Euro) frei­ge­las­sen – das ent­spricht in etwa zwei mitt­le­ren Jahresgehältern.

Ein Pas­sant hat­te den gewalt­tä­ti­gen Über­griff der ägyp­ti­schen Poli­zei gefilmt. Rich­ter, Moham­med Hassan El-Mah­mo­dy ließ das Video für sein Urteil jedoch völ­lig unbe­rück­sich­tigt. Nach Ein­schät­zung der IGFM ist straf­lo­se Will­kür der in Ägyp­ten omni­prä­sen­ten Poli­zei an der Tages­ord­nung. Der Fall der jetzt zu drei Jah­ren Zwangs­ar­beit ver­ur­teil­ten Kop­ten habe jedoch eine neue Qualität.

Der Anwalt der Ver­ur­teil­ten, Ram­ses el-Nagar, hat eine Frist von 30 Tagen, um Beru­fung gegen das Urteil ein­zu­le­gen. Dies muß auch vor dem Hin­ter­grund bewer­tet wer­den, daß die Poli­zei sehr oft Druck aus­übt, um Kop­ten dazu zu zwin­gen, unfai­re Situa­tio­nen zu akzep­tie­ren, kri­ti­siert die IGFM. So haben Poli­zei­op­fer Angst davor, die Poli­zei vor Gericht anzuklagen.

(PM)

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