IGFM: Erneute Ausschreitungen gegen Katholiken in Hanoi


(Hanoi/​ Frank­furt am Main) In der Nacht des 15. Novem­ber 2008 wur­de die Redempto­ri­sten­kir­che in Hanoi erneut ange­grif­fen. Eine auf­ge­brach­te Men­ge ver­such­te, das Kir­chen­ge­län­de zu errei­chen. Die her­bei­ge­ru­fe­nen Gemein­de­mit­glie­der konn­ten das Schlimm­ste noch ver­hin­dern und hiel­ten seit­dem Wache in der Kir­che. Bereits in der Nacht des 21. Sep­tem­ber gab es ein Pogrom gegen die Katho­li­ken in Hanoi. Zur­zeit ste­hen acht Katho­li­ken wegen „Stö­rung der öffent­li­chen Ord­nung“ unter Ankla­ge, dar­un­ter befin­den sich zwei noch in Haft. Der Erz­bi­schof von Hanoi sowie vier Redempto­ri­sten­prie­ster wur­den von der Regie­rung zu Per­so­nen non gra­ta erklärt.

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In der Nacht des 15. Novem­ber 2008 läu­te­ten die Glocken der katho­li­schen Gemein­de Thai Ha in Hanoi unun­ter­bro­chen. Gemein­de­mit­glie­der und Katho­li­ken in der Nach­bar­schaft ström­ten zur Kir­che, um zu hel­fen. Eine auf­ge­brach­te Men­ge von Mit­glie­dern regie­rungs­freund­li­cher Ver­bän­de rüt­tel­te an den Stahl­to­ren des Gerar­do-Tem­pels, der sich auf dem Kir­chen­ge­län­de befin­det. Mit­glie­der des Frau­en­ver­bands beschimpf­ten die Prie­ster. Ande­re pro­vo­zier­ten die Gläu­bi­gen und ver­lang­ten den Ein­tritt in den Kir­chen­be­reich. Ein Mann simu­lier­te eine Schlä­ge­rei, um die Men­ge auf­zu­het­zen. Die Poli­zei und Behör­den­ver­tre­ter schau­ten zu.

Es war die erste Aus­schrei­tung nach der Pogrom­nacht im Sep­tem­ber. Die IGFM ver­mu­tet, daß die viet­na­me­si­sche Regie­rung damit einen Warn­schuß abge­ben woll­te, denn die Katho­li­ken in Thai Ha hat­ten nach lan­ger Absti­nenz wie­der Initia­ti­ven ergrif­fen: eine Gebets­ak­ti­on für die Opfer der schwe­ren Über­schwem­mung in Hanoi am 14. Novem­ber und eine Lichter­ker­zen-Akti­on für den Streit um Kir­chen­ei­gen­tum in Hue am 15. November.

Seit Ende 2007 ver­sucht die katho­li­sche Kir­che in Viet­nam, den Kampf um kirch­li­ches Eigen­tum öffent­lich zu füh­ren und damit mehr Druck auf die Regie­rung aus­zu­üben. Die fried­li­chen Mas­sen­ge­be­te in Hanoi, die auf dem Gelän­de der ehe­ma­li­gen Nun­tia­tur (18. Dezem­ber 2007 – 31. Janu­ar 2008) und auf dem Gelän­de des Redempto­ri­sten­klo­sters in Thai Ha (5. Janu­ar 2008 – 21. Sep­tem­ber 2008) statt­fan­den, haben tau­sen­de Katho­li­ken mobilisiert.

Am Bei­spiel des Land­streits in der Gemein­de Thai Ha setzt sich die 48-sei­ti­ge IGFM-Ana­ly­se „Der geschei­ter­te Dia­log“ mit dem Dia­log zwi­schen Staat und Kir­che in Viet­nam aus­ein­an­der. Die IGFM schreibt: „Das Bei­spiel Thai Ha zeigt deut­lich, daß Viet­nam noch einen lan­gen Weg zum Rechts­staat vor sich hat und nicht bereit ist, die Auf­ar­bei­tung sei­ner Ver­gan­gen­heit zuzu­las­sen. Die Regie­rung setzt wei­ter­hin auf listi­ge, will­kür­li­che und bru­ta­le Maß­nah­men zur Been­di­gung eines zivi­len Streits.“

Der Dia­log ist geschei­tert, weil die Grund­sät­ze zu unter­schied­lich waren, so die IGFM. Wäh­rend die Kir­che auf Wahr­heit, Gerech­tig­keit, Rechts­staat­lich­keit und Fair­ness setz­te, ver­lang­te die Regie­rung abso­lu­ten Gehor­sam und unbe­ding­ten Respekt vor den Behör­den. Die Fra­ge des Eigen­tums­rechts ist aku­ter denn je. Viet­nam hat den Wider­spruch zwi­schen sei­ner Kon­fis­zie­rungs­po­li­tik in der Ver­gan­gen­heit und dem Nut­zungs­recht in der heu­ti­gen Poli­tik der „Markt­wirt­schaft mit sozia­li­sti­scher Ori­en­tie­rung“ nie deut­lich klä­ren können.

(PM/​ JF)

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