(Warschau) Alle polnischen Medien berichten am Montag in ihren Schlagzeilen über das Auftauchen einer Urkunde aus einem Moskauer Archiv die beweisen soll, daß der damalige ZK Sekretär und spätere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow einen Auftrag zur Tötung des polnischen Papstes Johannes Paul II unterschrieben habe.
Bei dieser Urkunde soll es sich um einen Brief des Zentralkommitees der KPdSU an den Geheimdienst KGB handeln, der diesem befiehlt mit allen Mitteln „die neue politische Entwicklung“ zu bekämpfen, da Desinformation und Diskreditierung offensichtlich nicht mehr ausreichten. „Diese Formulierung war für den Geheimdienst ein klarer Auftrag den Papst zu töten“ – sagte dazu auch der Entdecker dieses Briefes, der amerikanische Historiker John O. Koehler. Eine Hauptgefahr für den Kommunismus und Moskau war in jener Zeit der Papst aus Polen, von welchem auch nach Meinung des KGB die größte Kraft ausginge das Sowjetreich destabilisieren zu können.
Gorbatschow soll im Jahre 1979 diesen Auftrag nicht alleine, sondern mit weiteren prominenten Führern des ZK unterschrieben haben. Genannt werden namentlich durch das polnische Nachrichtenmagazin WPROST Michail Gorbatschow, Michail Suslow, Konstantin Tschernenko, Konstantin Rusakow, Wladimir Ponomariew, Andrej Kirylenko, Iwan Kapitonow, Michail Zimianin und Wladimir Dolgich. Das Attentat auf den Papst am 13. Mai 1981 auf dem St. Petersplatz in Rom durch Mehmet Ali Agca, der nie seine Auftraggeber verraten hat, wurde schon damals durch die italienischen Behörden nach dem Ergebnis einer Untersuchung als „Moskau-gesteuert“ bezeichnet.
„Ich war wie betäubt als ich diesen Befehl gefunden hatte. Die Formulierung in dieser Urkunde sagt ganz klar daß der Papst aus dem Wege zu räumen sei. Der Auftrag für den KGB war ‚mit allen Mitteln‘ den Anstoß des Papstes zu einer neuen Politik zu stoppen, also in zu töten, denn andere Möglichkeiten gab es da wohl kaum.“ – sagte der Entdecker des Auftrages John O. Koehler polnischen Journalisten, der auch als Buchautor einen Namen hat und z.B. Spione im Vatikan geschrieben hatte.
Es gibt am Montag Morgen auch erste Stimmen aus der Politik zu diesem unglaublichen Fund. Der ehemalige polnische Vize- Premier PrzemysÅ‚aw Gosiewski forderte im Rundfunk (Radio ZET) Gorbatschow auf, die „Einwilligung“ zum Attentat auf Papst Johannes Paul II einzugestehen, wenn er Autor dieser Unterschrift in der Urkunde sei. Gleichwohl drohte Gosiewski: „Jeder der solcher Entscheidung beiwohnte, soll die Strafverantwortlichkeit tragen. In dieser Sache wird nun die Moskauer Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Wenn Rußland dieses Amtshilfeersuchen ignoriert, wird sich alsbald dann der Internationale Gerichtshof damit beschäftigen“. Sanftere Töne hört man aus den Reihen der regierenden Bürgerplattform wie z.B. durch den Fraktionsvorsitzenden Zbigniew Chlebowski: „Wenn Michail Gorbatchow der Unterzeichner dieser Urkunde zur Tötung unseres Papstes war, gehört er nicht mehr auf die Weltbühne und sollte seinen Friedensnobelpreis umgehen zurückgeben“ – sagte er ebenfalls dem Sender „Radio Zet“.