(Herzogenrath) Im Osterrundbrief des Priesternetzwerks wird daran erinnert, daß die Heilige Woche für die Priester die „innigste und wertvollste“ Zeit des Kirchenjahres ist. Die Mysterien von Tod und Auferstehung Jesu Christi gewinnen im Handeln des Priesters Aktualität. Die Vollmacht, die dem Priester von Gott übertragen wurde, läßt den Priester einerseits Glück empfinden, wenn er als Werkzeug Christi wirken darf. Andererseits ist die Erfüllung von Aufgaben in der Kirche an die priesterliche Berufung gebunden.
Mit großer Sorge wird die Situation der Seelsorge und der deutschen Kirche zur Kenntnis genommen. Das Netzwerk beschreibt die Möglichkeiten des praktizierten Priestertums in Deutschland als sehr problematisch. Würde man zum Beispiel offen von den von Gott übertragenen Vollmachten des Priesters sprechen, so müßte man mit dem Vorwurf „der unangemessenen Inanspruchnahme priesterlicher Vollmachten“ rechnen. In der heutigen Zeit des Priestermangels auf die „Exklusivität des Priestertums“ zu verweisen, scheint mehr als unangebracht. Es ist die Zeit, in der die „flächendeckende Seelsorge“ mit „anderen Charismen und Berufungen belebt“ werden soll. Der Priester habe sich zu schämen, weil „seine Verkündigungs- und Leitungsvollmacht die Mitarbeit der Laien behindern könnte“.
Das Netzwerk katholischer Priester nimmt die Osterfeiertage zum Anlaß darauf hinzuweisen, daß eine Heilung der Seelen ohne Sakramente nicht möglich ist. „Die allerorten um sich greifende Agilität in Sachen „kooperativer Pastoral“ verschleiert, daß „Seelsorge“ – in katholischer Auslegung – nicht ohne jene sakramentale Basis funktionieren kann, die Christus im Abendmahlssaal und am Holz des Kreuzes gestiftet hat.“
Regelrecht beklagenswert ist für das Netzwerk die Einsetzung von Teams „pastoralen Mitarbeitern“, zur Leitung der Gemeinden durch die Bischöfe. Das bedeutet konkret die Wegnahme der Kompetenz und der Vollmacht des Priesters zur geistlichen Führung der Gemeinde. Der Hirte wird „unter dem Deckmantel der ‚Entlastung‘ seiner Hirtensorge beraubt“.
Pastoralverbände und durch Fusionen entstandene Großpfarreien, in denen die dort eingesetzten Priester nicht mehr als Pfarrer, sondern als Vikare ohne Letztverantwortung arbeiten, wo der Priester im „Alltagsgeschäft“ von den Stimmen der haupt- und ehrenamtlichen Laien schon wegen der Zahlenverhältnisse in den Pastoralteams überstimmt wird, sind auf Dauer in dieser Konzeption der Untergang des Priestertums. Die Entwicklung der Priesterausbildung und der Nachwuchszahlen bestätigt dies.
(JF)
Siehe auch:
Netzwerk katholischer Priester