(Göttingen) Die Ermordung des entführten chaldäisch-katholischen Erzbischofes von Mossul, Paulos Faradsch Rahho, ist nach Aufassung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die „klare Botschaft arabisch-islamistischer Terrorgruppen“ an die Christen des Irak, die Niniveh-Ebene bei Mossul für immer zu verlassen.
Die Region ist eines der Hauptsiedlungsgebiete der christlichen Assyro-Chaldäer, die derzeit von kurdischen Peschmerga aus dem benachbarten Bundesland Kurdistan geschützt wird.
„Die Täter hatten ein Lösegeld von 2,5 Millionen Dollar verlangt und ihre Botschaft, die Christen aus der Region zu vertreiben, mit absurden Forderungen unterstrichen“, berichtete der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. So sollte die chaldäisch-katholische Kirche Waffen für arabisch-islamistische Terroristen beschaffen und sie in ihren Kirchen verstecken. Außerdem sollte die kurdische Verwaltung im Nordirak unter Druck gesetzt werden, gefangene Terroristen freizulassen. Schließlich sei offen gedroht worden: Wenn die chaldäisch-katholische Kirche keine christlichen Selbstmordattentäter zur Verfügung stelle, müssten die Christen die Region verlassen.
Die GfbV bezeichnet die Vertreibung der Assyro-Chaldäer aus dem Irak als „gegenwärtig größte Christenverfolgung weltweit“. Vor allem durch Morde und Entführungen sowie gezielte Terroranschläge islamistischer Fanatiker auf Kirchen, Klöster, christliche Schulen und Gemeindehäuser sind nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation bereits drei Viertel der bei Kriegsbeginn 2003 noch 650.000 Christen aus dem Irak vertrieben worden. 1987 waren es noch etwa 1,4 Millionen. Nur in Irakisch-Kurdistan sind Assyro-Chaldäer sicher. Da jedoch die Aufnahmekapazitäten des autonomen Bundeslandes erschöpft sind, mußten Zehntausende Christen aus dem mittleren und südlichen Irak nach Jordanien und Syrien flüchten.
(PM/JF)