(Rottenburg) Bischof Gebhard Fürst weist den Vorwurf führender deutscher Wissenschaftler vom Abend des 13. Dezember zurück, er habe den in der Forschung an embryonalen Stammzellen tätigen Wissenschaftlern eine Nähe zu den Menschenversuchen der Nationalsozialisten unterstellt.
Es liege ihm völlig fern, Wissenschaftler in dieser Weise zu diffamieren, auch wenn er in wichtigen ethischen Fragen eine kritische Auseinandersetzung für unabdingbar halte, betonte Bischof Fürst. Die Verbrechen, die im menschenverachtenden System des Nationalsozialismus geschehen und durch keinen Vergleich zu relativieren seien, stünden in einem ideologischen und historischen Kontext, den er niemals in einen Zusammenhang mit der Stammzellenforschung bringen würde, sagte der Bischof.
Die Zeitung Sonntag aktuell hat in ihrer Ausgabe vom 9. Dezember 2007 ein Gespräch mit Bischof Fürst wiedergegeben, auf das sich die 18 Unterzeichner der Erklärung berufen. Selbst aus der verkürzten Form, in der Sonntag aktuell dieses Gespräch wiedergegeben habe, könne keine in dieser Weise diffamierende Aussage herausgelesen werden, gegen die sich die Wissenschaftler zur Wehr setzten. Eine solche Äußerung entspreche auch nicht seinem Denken, sagte Bischof Fürst.
Damit erklärt Bischof Fürst möglicherweise, daß er die Ermordung von Menschen auf Grund von medizinischer Forschung im Kontext des Nationalsozialismus verwerflicher findet, als die Ermordung von Menschen auf Grund von medizinischer Forschung in einer Demokratie. Eventuell nähert er sich aber auch den Forschern an, die bekanntlich erklären, daß die Embryonen, die zu Forschungszwecken verwendet werden, im Gegensatz zu den Versuchsobjekten der Nazis, keine Menschen sind.
(Jens Falk)