Kardinal Bertone zum Motu Proprio, zu China und zu Frauen im Vatikan


(Vati­kan) Der Vati­kan gibt zu ver­ste­hen, daß eine umstrit­te­ne Kar­frei­tags­bit­te „für die Bekeh­rung der Juden“ aus dem so genann­ten alten Ritus gestri­chen wer­den könn­te. Der vati­ka­ni­sche Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Tar­cis­io Ber­to­ne reagier­te damit auf Beden­ken von jüdi­scher Sei­te gegen die Auf­wer­tung des alten Ritus der Meß­fei­er. Ber­to­ne äußer­te sich vor Jour­na­li­sten auch zu vie­len ande­ren, wich­ti­gen The­men zu Vati­kan und Weltkirche.

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Im Urlaubs­ort des Pap­stes, Lorenz­ago di Cado­re, mein­te Ber­to­ne bei einer Pres­se­kon­fe­renz, das Motu Pro­prio, mit dem Papst Bene­dikt zu Monats­be­ginn die alte Got­tes­dienst­ord­nung auf­ge­wer­tet habe, habe in jüdi­schen Krei­sen zu Unru­he geführt. Grund sei das Gebet um die Bekeh­rung der Juden, das laut Mis­sa­le von 1962 zu den Kar­frei­tags-Für­bit­ten gehört. Der Kar­di­nal, der sich kurz zuvor mit dem Papst getrof­fen hat­te, deu­te­te an, daß jetzt über eine Strei­chung des Gebets nach­ge­dacht wer­de. Ber­to­ne wört­lich: „Das wür­de alle Pro­ble­me lösen.“

Ein wei­te­res The­ma des Kar­di­nals: Chi­na. Der Kar­di­nal­staats­se­kre­tär zeig­te sich – anders, als man­che Beob­ach­ter befürch­tet hat­ten – kei­nes­falls ver­är­gert über die Aus­wahl eines neu­en Bischofs von Peking durch die chi­ne­si­schen Macht­ha­ber. Wört­lich mein­te er: „Der neue Bischof von Peking ist eine gute Wahl, und das Gan­ze ist ein posi­ti­ves Zei­chen“. Die Nomi­nie­rung Joseph Li Shans für den Pekin­ger Bischofs­stuhl sei nach der „der­zeit übli­chen Pra­xis“ erfolgt. Der Vati­kan erwar­te aller­dings, dass die chi­ne­si­sche Regie­rung jetzt mit dem Vati­kan in Kon­takt tre­te, um eine Bestä­ti­gung der Wahl ein­zu­ho­len. Und auch auf eine Pekin­ger Stel­lung­nah­me zum jüng­sten Papst­brief an Chi­nas Katho­li­ken war­tet man im Vati­kan noch: „Reak­tio­nen von sei­ten der Regie­rung gibt es bis jetzt noch nicht. Wir gehen davon aus, daß die Regie­rung den Text des Brie­fes auf­merk­sam stu­diert. Die Reak­ti­on des chi­ne­si­schen Vol­kes aller­dings, von Prie­stern und Bischö­fen aus – sozu­sa­gen – der einen wie der ande­ren Kir­che sind aller­dings ziem­lich posi­tiv. Der Brief des Pap­stes ist zu einem Werk­zeug des Nach­den­kens, des Dia­logs und des Aus­tau­sches geworden.“
Ein wei­te­res The­ma von Kar­di­nal Ber­to­ne: Frau­en im Vati­kan. Da sei­en, so deu­te­te er an, der­zeit Ernen­nun­gen in Vor­be­rei­tung, die mehr Frau­en in wich­ti­ge Posi­tio­nen des Vati­kans brin­gen soll­ten. Das sei, so wört­lich, eine Fra­ge der Gerech­tig­keit. Natür­lich gehe es um Posten und Auf­ga­ben, die den „Cha­ris­men von Frau­en“ beson­ders gerecht wür­den, so der Kar­di­nal­staats­se­kre­tär. Auch ande­re wich­ti­ge Ernen­nun­gen für die Kurie, die nicht Frau­en beträ­fen, wür­den der­zeit vom Papst vorbereitet.
Kar­di­nal Ber­to­ne äußer­te sich auch zu den Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen im Erz­bis­tum Los Ange­les für die Opfer sexu­el­len Miß­brauchs durch Kir­chen­leu­te. Mit Blick auf die Miß­brauchs­fäl­le mein­te er: „Das ist ein Pro­blem, das alle, ob Kir­chen­leu­te oder nicht, sehr schmerzt. Im Erz­bis­tum Los Ange­les haben die­se Phä­no­me­ne einen Umfang ange­nom­men, der einen etwas aus der Fas­sung bringt – mehr als in ande­ren Bis­tü­mern. Wenn wir die­ses Phä­no­men sta­ti­stisch betrach­ten, was die katho­li­schen Prie­ster betrifft, dann sehen wir zwar: Da geht es um eine Min­der­heit; der Pro­zent­satz ist sehr nied­rig. Aber die­ses Phä­no­men wider­strei­tet doch direkt der Iden­ti­tät der Kir­che und der gro­ßen Evan­ge­li­sie­rungs- und Erzie­hungs­mis­si­on, die die Kir­che lei­sten soll.“
Letz­ter Hin­weis von Kar­di­nal Ber­to­ne an die Jour­na­li­sten: Im Lauf des kom­men­den Jah­res sei­en wich­ti­ge neue Schrif­ten von Papst Bene­dikt zu erwar­ten. Beob­ach­ter gehen davon aus, daß der Papst der­zeit im Urlaub an einer neu­en Enzy­kli­ka sowie am Fort­set­zungs­band sei­nes Jesus-Buches arbeitet.

(RV)

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