(Göttingen) Anläßlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Bundesregierung dringend dazu aufgefordert, dem Vorbild Schwedens zu folgen und einem größeren Kontingent von Flüchtlingen aus dem Irak in Deutschland Schutz zu bieten. In ihrem Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel wies die GfbV eindringlich darauf hin, daß durch den gezielten Terror islamistischer Fundamentalisten die Geschichte der assyro-chaldäischen Christen im Irak nach fast 2.000 Jahren gewaltsam zu Ende ginge.Sarah Reinke von der GfbV ist entsetzt: „Die Lage vor Ort ist katastrophal. Die Verfolgung zieht sich in jeden Bereich des Alltags hinein. Man muß sich das so vorstellen, daß die Menschen häufig jeden Tag Haß-SMS auf ihre Mobiltelefone bekommen, daß Graffitis auf ihre Häuser gesprüht werden, in denen gesagt wird, ‚Ihr müßt gehen, oder zum Islam übertreten, oder wir entführen euch’. Es kommt sehr häufig zu Erführungen und Ermordungen. Deswegen sehen die meisten dieser Christen keinen anderen Ausweg als die Flucht.“
Christen seien keine zufälligen Opfer, keine Kollateralschäden in den Kämpfen zwischen Sunniten und Schiiten.
„Mann muß es so sehen: Es gibt eine Entführungsindustrie im Irak. Die Christen galten immer als eher reich, sie hatten Geschäfte, sie waren eher das Bildungsbürgertum im Irak, und sie haben in vielen Fällen die Koalitionsgruppen unterstützt, indem sie zum Beispiel als Übersetzter tätig waren. Und sie sind nicht bewaffnet, also sie sind als Minderheit diesen Kämpfen schutzlos ausgeliefert, und werden auch ganz gezielt als religiöse Minderheit angegriffen.“
(GfbV/ JF)