Kirche mit symbolischen 13 Toren: In Fatima wird ein riesiges neues Gotteshaus eingeweiht


(Fati­ma) In die­sem Jahr wird in dem por­tu­gie­si­schen Wall­fahrts­ort das 90-jäh­ri­ge Jubi­lä­um der Erschei­nun­gen gefei­ert. Als krö­nen­der Abschluß des Gedenk­jah­res wird mor­gen die Kir­che der Hei­li­gen Drei­fal­tig­keit in dem por­tu­gie­si­schen Wall­fahrts­ort fei­er­lich eröff­net, als eine der größ­ten katho­li­schen Kir­chen der Welt. Die por­tu­gie­si­schen Bischö­fe, allen vor­an der Bischof von Lei­ria-Fati­ma, Antó­nio Augu­sto dos San­tos Mar­to, hat­ten Papst Bene­dikt XVI. dazu ein­ge­la­den und eigens für ihn ist ein sepa­ra­ter Weg, von der Auto­bahn durch eine Tun­nel­ab­zwei­gung, in die Sakri­stei der neu­en Kir­che gebaut wor­den. Die Ein­la­dung nahm das katho­li­sche Ober­haupt nicht an, und dies wohl schwe­ren Her­zens: Schließ­lich ist die­ser Ort laut Wall­fahrts­di­rek­tor Pater Luis Kon­dor wie für den Vor­gän­ger auch für die­sen Papst von beson­de­rer Bedeu­tung: „Gott sei Dank, sag­te der dama­li­ge Kar­di­nal Ratz­in­ger, als bei sei­nem Besuch in Fati­ma der Abflug zurück nach Rom wegen Streiks ver­scho­ben wur­de“, erin­nert sich Pater Luis Kon­dor. Zunächst habe er befürch­tet, er wer­de ärger­lich, wenn er nicht pünkt­lich in den Vati­kan zurück käme. So gab der Papst nun in der Absa­ge sei­ner Hoff­nung Aus­druck, ein ande­res Mal nach Fati­ma kom­men zu können.

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Kreu­zi­gungs­grup­pe auf dem Kal­va­ri­en­berg (Foto: M. Koller)

Im Haupt­teil des Rund­baus kön­nen sich allein 9.000 Men­schen set­zen. Auch der beson­de­ren Bedeu­tung der Beich­te an die­sem Ort, wo es in der zen­tra­len Bot­schaft um Gebet, Buße, Süh­ne und letzt­lich die Ret­tung der See­len geht, wur­de bei dem Ent­wurf Rech­nung getra­gen: In 48 Beicht­stüh­len kön­nen die Pil­ger künf­tig ihre Sün­den beken­nen, das Sakra­ment wird par­al­lel in 17 ver­schie­de­nen Spra­chen ange­bo­ten wer­den. Seit Mit­te 2004 wird auf über 38.000 Qua­drat­me­ter Flä­che an dem behin­der­ten­ge­rech­ten Sakral­bau gear­bei­tet. „Der Platz in der Basi­li­ka reich­te für die Pil­ger nicht mehr aus“, erklärt Pater Luis Kon­dor die Not­wen­dig­keit der Errich­tung. Ledig­lich rund 2.000 Sitz­plät­ze gebe es dort. Nur ein klei­ner Bruch­teil der Gläu­bi­gen käme dann an gro­ßen Fest­ta­gen da hin­ein, wenn es drau­ßen im der kal­ten Jah­res­zeit reg­ne und stür­me. „Seit der ersten Erschei­nung hat der Besu­cher­strom stän­dig zuge­nom­men.“ Bereits anläß­lich der letz­ten Erschei­nung in Fati­ma am 13. Okto­ber 1917, als dort auf natür­lich nicht erklär­ba­re Wei­se die Son­ne plötz­lich als Sil­ber­schei­be zu sehen war und sich dreh­te, stan­den 70.000 Pil­ger in der Mul­de. An die Tage der Erschei­nung, jedem 13. der Mona­te Mai bis Okto­ber 1917, außer im August, soll nun die Anzahl der Tore zur Kir­che erin­nern, derer 13 errich­tet wur­den. Blickt man durch das Haupt­tor, so erhebt sich einen Kilo­me­ter ent­fernt am ande­ren Ende der Mul­de die wei­ße Basi­li­ka im glei­ßen­den Son­nen­licht. Die Neu­re­nais­sance-Kir­che mit ihrem 65 Meter hohen Glocken­turm erhielt erst 1933 ihre archi­tek­to­ni­sche Form. Wir gehen auf den rie­si­gen Platz davor, die Cova da Iria. Cova heißt Mul­de und noch immer hat die­ser Platz die­se Form. Vor neun­zig Jah­ren, als Maria, die Mut­ter Got­tes hier erschie­nen sein soll, gab es hier nur Bäu­me, Sträu­cher und wei­den­de Schafe.

Auf dem Weg in Rich­tung der welt­be­rühm­ten weiß-blau­en Mari­en­sta­tue, vor der Stein­ei­che, links unter­halb der Kir­che bewe­gen sich zwei dun­kel­haa­ri­ge Frau­en auf Knien vor­wärts. Sie rut­schen auf die Kapel­le bei der Gna­den­sta­tue zu, um ihre dicken Hosen haben sie noch bun­te Putz­tü­cher gebun­den. Lei­se mur­melnd spre­chen sie ihr Gebet, wäh­rend die Per­len ihrer Rosen­krän­ze durch die Hän­de glei­ten. Lang­sam und mühe­voll nähern sich die Zwei ihrem Ziel, wäh­rend ihr lei­ses Gebet in wei­chem Por­tu­gie­sisch all­mäh­lich vom kräf­ti­gen Ita­lie­nisch der Prie­ster am Altar neben der Mari­en­skulp­tur über­tönt wird. Die zwei Pil­ge­rin­nen fin­den noch Platz unter dem schat­ten­spen­den­den Dach, die Rei­hen sind nur locker mit ita­lie­ni­schen Wall­fah­rern gefüllt. An jedem 12. und 13. des Monats, wenn der Erschei­nun­gen der Mut­ter­got­tes in Fati­ma gedacht wird, drän­gen sich davor 20.000 bis 30.000 Pil­ger aus der gan­zen Welt. Dann bewe­gen sich auch vie­le, vor­wie­gend ein­hei­mi­sche Wall­fah­rer auf den Knien zum Hei­lig­tum, gemäß ihrer ganz eige­nen Spiritualität.

Wäh­rend sich die­se Pil­ger auf schmerz­haf­te Wei­se aus dem brei­ten Besu­cher­strom abhe­ben, wei­chen deut­sche Wall­fah­rer ger­ne auf den ruhi­ge­ren Kal­va­ri­en­berg aus. Unter­halb der Kreu­zi­gungs­grup­pe steht eine Kapel­le, die dem Hei­li­gen Ste­phan von Ungarn geweiht ist, mit einem in Bay­ern gefer­tig­ten Taber­na­kel. Der soge­nann­te Klei­ne Kreuz­weg führt dort­hin, der still gebe­tet wird. Exil­un­garn haben die Sta­tio­nen gestif­tet, wes­we­gen der Weg auch Unga­ri­scher Kreuz­weg heißt. Pfar­rer Wolf­gang Bou­ché, der bereits rund ein­hun­dert Pil­ger­grup­pen des Baye­ri­schen Pil­ger­bü­ros dort­hin beglei­tet hat, kann die Beliebt­heit bestä­ti­gen. „Wenn man schließ­lich oben bei der Kreu­zi­gungs­grup­pe ange­kom­men ist, sieht man nach Alju­st­rel, wo die Seh­erkin­der her­ka­men und nach Fati­ma, wo sie getauft wur­den. Direkt vor uns liegt die Cova da Iria, der Ort der Erschei­nun­gen. Der Blick in die Wei­te nach dem Weg dar­auf hat eine befrei­en­de Wirkung.“

Vor nun­mehr neun­zig Jah­ren erleb­ten bei der Cova da Iria die drei Hir­ten­kin­der Lucia, Fran­cis­co und Jac­in­ta sechs­mal eine Mari­en­er­schei­nung. Nach dem Rosen­kranz am 13. Mai 1917, den sie jeden Mit­tag bete­ten, sahen die Drei plötz­lich ein strah­len­des Licht und ent­deck­ten dann erst­mals bei der Stein­ei­che in der Mul­de eine Dame, die sich spä­ter als „Unse­re Lie­be Frau vom Rosen­kranz“ zu erken­nen gab. Papst Johan­nes Paul II. sprach Jac­in­ta und Fran­cis­co, die bereits als Kin­der an der Spa­ni­schen Grip­pe star­ben, am 13. Mai 2000 in dem Wall­fahrts­ort selig. Weni­ge Wochen spä­ter, am 26. Juni 2000, ent­hüll­te der Vati­kan das Drit­te Geheim­nis von Fati­ma, das sym­bol­haft auf die Ver­fol­gung der Chri­sten und das Lei­den der Mär­ty­rer ein­geht. Lucia, die in den zwan­zi­ger Jah­ren Ordens­frau gewor­den war, hat­te die Geheim­nis­se haupt­säch­lich zwi­schen 1935 und 1941, in meh­re­ren Erin­ne­run­gen nie­der­ge­schrie­ben. Sie glaub­te, die Erschei­nun­gen soll­ten vor allem Glau­be, Lie­be und Hoff­nung der Men­schen stär­ken. Die­se Aus­le­gung soll auch Papst Bene­dikt XVI. bei sei­nem Tref­fen mit ihr, noch als er Kar­di­nal war, beein­druckt haben. Mög­li­cher­wei­se erscheint in die­sem Jahr auch noch das Tage­buch der Sehe­rin Schwe­ster Lucia, die erst am 13. Febru­ar 2005 ver­starb. Wann der Papst schließ­lich ein­mal nach Fati­ma kom­men wird, oder es noch eine wei­te­re Ent­hül­lung um die Erschei­nun­gen geben wird, in jedem Fall kann die Welt­öf­fent­lich­keit mit Span­nung dort­hin blicken.
Michae­la Koller

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