Papst Benedikt XVI. hat das inzwischen bekannte Schreiben des Päpstlichen Rats für die Gesetzestexte zum so genannten „Kirchenaustritt“ als Formalakt approbiert und in der kirchenrechtlichen Fachzeitschrift Communicationes 38 (2006), S. 175 bekannt gemacht. Das meldet der Internetdienst Kath.net. Die Agentur hatte im Dezember 2005 erstmals und exklusiv auf das Schreiben hingewiesen, die Schlagzeile Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall.
Dazu Pater Markus Graulich, Kirchenrechtler an der Universität der Salesianer in Rom: „Die Veröffentlichung dieses Schreibens ist ein nachträglicher Akt. In einer bestimmten Form ist das Schreiben unter dem Datum vom 13. März mit einer Protokollnummer aus dem Jahr 2006 schon veröffentlicht worden, nämlich indem man es denjenigen, die es angeht – den Vorsitzenden der Bischofskonferenz – zugesandt hat. Daß das jetzt in Communicationes veröffentlicht wird, liegt daran, das es sich um eine Zeitschrift handelt, die zweimal im Jahr erscheint und die Akten des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte dokumentiert.“
Worum geht es?
„Was der Rat für die Gesetzestexte in dem Schreiben anspricht, ist der Akt des Abfalls vom Glauben und von der Kirche. Und für den gilt, daß er eine innere Entscheidung sein muß, die äußerlich bekundet wird, und die von der kirchlichen Autorität angenommen wird. Dann gilt derjenige oder diejenige als formal von der Kirche abgefallen. Das heißt in einem Akt, der über die bloße Sünde oder ein inneres Mißgefallen hinausgeht.“
Die Rechtslage in Deutschland sei schon lange geklärt, sagt Pater Graulich, weitere Konsequenzen seien nicht zu ziehen. Die deutsche Bischofskonferenz hat auf das vor genau einem Jahr verfaßte Schreiben am 24. April vergangenen Jahres reagiert, „und gesagt, daß das, was dieses Schreiben intendiert, mit dem so genannten deutschen Kirchenaustritt übereinstimmt. Das heißt, wenn einer vor der staatlichen Behörde seinen Austritt aus der Kirche erklärt – aus welchen Gründen auch immer – und das dem zuständigen Pfarramt mitgeteilt wird, wird das als formaler Akt des Kirchenaustritts gewertet.“
Staatlicher Austritt und Glaubensabfall sind also identisch. Kirchenrechtler Graulich stimmt in diesem Punkt mit den deutschen Bischöfen überein. Merkt aber an: „Ich hätte mir gewünscht, daß derjenige, der aus der Kirche ausgetreten ist, von dem zuständigen Seelsorger um eine Versöhnung gebeten wird und ihm erstmal klar gemacht wird, was dieser Schritt bedeutet. Denn natürlich muß ich die Entscheidung der Gläubigen ernst nehmen.“
Text: Radio Vatikan