Manfred Spieker: Es fragt – zumindest offiziell – keiner nach dem Wohl des Kindes


Inner­halb der CDU wird zu Zeit hef­tig über das Fami­li­en­bild gestrit­ten. Aus­lö­ser ist die For­de­rung der Fami­li­en­mi­ni­ste­rin Ursu­la von der Ley­en, bis 2013 die Zahl der Betreu­ungs­plät­ze für Kin­der unter drei Jah­ren auf 750.000 zu ver­drei­fa­chen. Eini­ge CDU-Poli­ti­ker wie der hes­si­sche Mini­ster­prä­si­dent Roland Koch unter­stüt­zen die Fami­li­en­mi­ni­ste­rin, ande­re wie der bran­den­bur­gi­sche Innen­mi­ni­ster Jörg Schön­bohm kri­ti­sier­te, die Mini­ste­rin erwecke den Ein­druck, nur berufs­tä­ti­ge Müt­ter, die ihre Kin­der in Kin­der­gär­ten brin­gen, sei­en erfolgreich.
Man­fred Spie­ker ist Pro­fes­sor für christ­li­che Sozi­al­wis­sen­schaft an der Uni Osna­brück, er begrüßt die Debat­te, end­lich wer­de über das Fami­li­en­bild dis­ku­tiert. Aller­dings kri­ti­siert er: „Es fragt – zumin­dest offi­zi­ell – kei­ner nach dem Wohl des Kin­des. Ich habe bei Frau von der Ley­en noch nie die Fra­ge gehört, was dem Kind gut tut. Es ist erfreu­lich, daß in der CDU die Fami­li­en­po­li­tik jetzt sehr kon­tro­vers dis­ku­tiert wird. Herr Kau­der ist nicht der ein­zi­ge, auch aus der CSU gibt es die kri­ti­schen Rück­fra­gen; und vor allem hat sie der säch­si­sche Kul­tus­mi­ni­ster Flath gestellt, der gesagt hat: ‚Das ist eine Fami­li­en­po­li­tik, die die alte DDR wie­der auf­le­ben läßt.’“
Berufs­tä­tig­keit dür­fe nicht auf Kosten der Fami­lie geför­dert wer­den, sagt Spie­ker: „Die CDU soll­te ruhig das Ziel ‚Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf’ ver­fol­gen, aber nicht die simul­ta­ne Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf, son­dern die kon­se­ku­ti­ve: es ist sinn­voll, daß die Rück­kehr von Frau­en, die um der Kin­der wil­len eine Zeit zu Hau­se blei­ben und sich der Erzie­hung wid­men – und je mehr Kin­der sie haben, desto län­ger wird die­se Zeit dau­ern –, daß ihre Rück­kehr in den Beruf geför­dert wird. Hin­ge­gen hal­te ich die simul­ta­ne Ver­ein­bar­keit für fatal, sie ver­folgt letzt­lich das Ziel, die Frau­en in der Erwerbs­tä­tig­keit zu hal­ten, sie wider­spricht allen Erkennt­nis­sen der Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gie, daß das Kind in den ersten Lebens­jah­ren mög­lichst die glei­che Betreu­ungs­per­son braucht, und das ist in der Regel die Mutter.“

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Text: Radio Vatikan

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