Beschwerdebrief von Kardinälen schreckt Kirche auf – Inhalt entscheidend


Explosiver Beschwerdebrief von Kardinälen-Synodalen schreckt Kirche auf
Explo­si­ver Beschwer­de­brief von Kar­di­nä­len-Syn­oda­len schreckt Kir­che auf

Syn­oden-Anmer­kun­gen von Giu­sep­pe Nar­di (2)

Anzei­ge

Das Beschwer­de­schrei­ben der drei­zehn Kar­di­nä­le an Papst Fran­zis­kus hat wie eine Bom­be ein­ge­schla­gen. Dar­aus erklärt sich, war­um zum Teil drum­her­um ein Durch­ein­an­der ent­stan­den ist oder auch erzeugt wird. Die Bom­be liegt aber nicht in die­sem Drum­her­um, son­dern im Inhalt des Brie­fes, der vom Vati­ka­ni­sten San­dro Magi­ster gestern ver­öf­fent­licht wur­de, eine Woche nach­dem er dem Papst über­ge­ben wor­den war. Seit­her wird eini­ges Durch­ein­an­der um den Brief gemacht, zum Teil mit der erkenn­ba­ren Absicht, vom Inhalt abzulenken.

Das Schrei­ben hat die katho­li­sche Kir­che wie ein Schreck auf­ge­rüt­telt, welt­weit, und zwar nicht nur die Kas­pe­ria­ner, die sich fre­ne­tisch an den Spiel­re­geln der Syn­ode abarbeiten.

Papst Franziskus und die Regie hinter der Synode

Der Brief mach­te mit einem Schlag sicht­bar, was Beob­ach­ter schon vor Syn­oden­be­ginn ange­deu­tet hat­ten. Eine bestimm­te Grup­pe in der Kir­che, so die Sor­ge der beschwer­de­füh­ren­den Kar­di­nä­le, ver­sucht der Kir­che „zu wich­ti­gen umstrit­te­nen The­men vor­ge­fer­tig­te Ergeb­nis­se“ auf­zu­zwin­gen. Eine bestimm­te Grup­pe, der die unter­zeich­nen­den Syn­oda­len sprach­lich „respekt­voll“, aber ein­deu­tig auch Papst Fran­zis­kus zurech­nen. Denn ohne päpst­li­che Mit­hil­fe wäre die ange­deu­te­te Len­kung der Syn­ode nicht mög­lich. Mehr noch: Die Logik legt nahe, in Papst Fran­zis­kus den eigent­li­chen Regis­seur der „neu­en Barm­her­zig­keit“ zu sehen (sie­he Die Bischofs­syn­ode, der Regis­seur, die Akteu­re – Chro­no­lo­gie eines ver­such­ten Para­dig­men­wech­sels).

Der Brief exi­stiert, wie inzwi­schen von ver­schie­de­ner Sei­te bestä­tigt wur­de. Vati­kan­spre­cher Lom­bar­di mein­te am Mon­tag­vor­mit­tag in einer ersten Stel­lung­nah­me, „Es muß der Papst sein, der sagt, ob er die­ses Doku­ment erhal­ten hat oder nicht“. Eini­ge Stun­den spä­ter teil­te Lom­bar­di den Jour­na­li­sten aber mit, die Erz­bi­schö­fe von Mai­land und Paris, die in der von Magi­ster ver­öf­fent­lich­ten Liste der drei­zehn Unter­zeich­ner auf­schie­nen, haben erklärt, den Brief nicht unter­zeich­net zu haben. Damit wur­de ein noch anhal­ten­der Rei­gen rund um die Namen der Unter­zeich­ner ein­ge­lei­tet, gleich­zei­tig aber offi­zi­ell vom Vati­kan bestä­tigt, was kurz zuvor noch offen­ge­las­sen wor­den war.

Die Exi­stenz des Schrei­bens wur­de seit­her von wei­te­ren Kar­di­nä­len bestä­tigt, die ent­we­der ihre Unter­schrift bekräf­tig­ten oder bestritten.

Die dreizehn beschwerdeführenden Kardinäle-Synodalen

Bestä­ti­gung kam auch von der pro­gres­si­ven ame­ri­ka­ni­schen Jesui­ten-Zeit­schrift Ame­ri­ca. Der Jesui­ten­or­den spielt bei der gera­de statt­fin­den­den Bischofs­syn­ode eine nicht unbe­deu­ten­de, wenn auch noch obsku­re, da weit­ge­hend geheim­ge­hal­te­ne Rol­le. Ame­ri­ca bestä­tig­te vor allem den Inhalt des Schrei­bens, das Magi­ster ver­öf­fent­licht hat­te. Die Zeit­schrift bestä­tig­te zudem, daß der Beschwer­de­brief an den Papst von drei­zehn Kar­di­nä­len, alle­samt Syn­oda­len, unter­zeich­net wur­de. Aller­dings nennt die Jesui­ten­zeit­schrift nicht die von Magi­ster genann­ten Kar­di­nä­le Sco­la, Vingt-Trois, Pia­cen­za und Erdö, die inzwi­schen ihre Unter­schrift bestrit­ten haben, son­dern vier ande­re Synoden-Kardinäle:

  • Kar­di­nal Dani­el DiNar­do, Erz­bi­schof von Gal­ve­ston-Hou­ston und stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz (USA)
  • Kar­di­nal John Njue, Erz­bi­schof von Nai­ro­bi (Kenia)
  • Kar­di­nal Nor­ber­to Rive­ra Car­rera, Erz­bi­schof von Mexi­ko-Stadt (Mexi­ko)
  • Kar­di­nal Elio Sgreccia, eme­ri­tier­ter Prä­si­dent der Päpst­li­chen Aka­de­mie für das Leben

Inhalt der Beschwerde maßgeblich

Wer bei der Fra­ge ste­hen bleibt, wel­che und wie­viel Kar­di­nä­le-Syn­oda­len das Schrei­ben unter­zeich­net haben, über­sieht die Trag­wei­te des Schrei­bens, des­sen Bedeu­tung (und Spreng­kraft) in sei­nem Inhalt liegt.

Wer sich dar­über beklagt, daß Kar­di­nä­le zu einem sol­chen Mit­tel grei­fen, soll­te sich viel­mehr fra­gen, was hin­ter den Kulis­sen alles gesche­hen sein muß, um Kar­di­nä­le dazu zu brin­gen, einen sol­chen Schritt zu setzen.

Tat­sa­che ist, daß es sich um eine, der kirch­li­chen Tra­di­ti­on ent­spre­chen­de, inter­ne Kri­tik han­deln soll­te. Eine Ver­öf­fent­li­chung war offen­sicht­lich, zumin­dest anfangs, nicht beab­sich­tigt. Das hängt mit der unver­blüm­ten Ankla­ge gegen den Papst selbst zusam­men. Eine so schar­fe Kri­tik an einem regie­ren­den Papst öffent­lich vor­zu­tra­gen, stellt einen Tabu­bruch dar. Es erklärt die Unru­he, die auch man­chen der tat­säch­li­chen und ver­däch­tig­ten Absen­der erfaßt hat.

Wie es dazu kam, daß Brief und Namen der Unter­zeich­ner dem Vati­ka­ni­sten San­dro Magi­ster zuge­spielt wur­den, läßt sich vor­erst nicht rekon­stru­ie­ren. Ob es sich um ein undich­te Stel­le (Wo?) han­del­te oder eine Fol­ge der päpst­li­chen Reak­ti­on auf das Schrei­ben war, auch eine Woche nach der Über­ga­be kei­ner­lei Anstal­ten zu machen, die Sor­gen der Kar­di­nä­le und Syn­oda­len ernst­zu­neh­men, bleibt dahingestellt.

Vorwurf der Manipulation lastet auf Synode seit dem ersten Fragebogen 2013

Wer sich auf die zum Teil geschür­te Ver­wir­rung rund um die Namen der Unter­zeich­ner stürzt, läuft Gefahr, die eigent­li­che und viel bedeut­sa­me­re Ver­wir­rung rund um die gan­ze Syn­ode aus dem Auge zu ver­lie­ren. Man­che müs­sen sich sogar den Vor­wurf gefal­len las­sen, mit dem einen mög­li­cher­wei­se das ande­re über­decken zu wollen.

Über allem steht jeden­falls nun offi­zi­ell der sich ver­dich­ten­de düste­re Ver­dacht einer päpst­li­chen Mani­pu­la­ti­on, um zu „wich­ti­gen umstrit­te­nen The­men vor­ge­fer­tig­te Ergeb­nis­se“ zu errei­chen. Ergeb­nis­se, die offen­sicht­lich von der bis­he­ri­gen katho­li­schen Ehe- und Moral­leh­re abwei­chen. Alles ande­re anneh­men zu wol­len, wäre Unsinn.

Aus dem Hin­ter­grund taucht zudem erneut jene Fra­ge auf, die das gan­ze Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus über­schat­tet. Die Fra­ge, ob die­se „bestimm­ten Ergeb­nis­se“ Teil einer Wahl­ka­pi­tu­la­ti­on vor oder im Kon­kla­ve waren.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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