Ein Papst verfällt der Häresie


Johannes XXII. (Papst von 1316-1334)
Johannes XXII. (Papst von 1316-1334)

Johannes XXII. und die seligmachende Schau der Gerechten

von Rober­to de Mattei*

Anzei­ge

Zu den schön­sten und geheim­nis­voll­sten Wahr­hei­ten unse­res Glau­bens gehört die selig­ma­chen­de Schau der See­len im Him­mel. Die­se selig­ma­chen­de Schau besteht in der sofor­ti­gen und direk­ten Anschau­ung Got­tes, die den See­len vor­be­hal­ten ist, die in das ande­re Leben im Stand der Gna­de über­tre­ten und voll­kom­men gerei­nigt von jeder Unvoll­kom­men­heit sind. Die­se Glau­bens­wahr­heit, die in der Hei­li­gen Schrift dar­ge­legt und durch die Jahr­hun­der­te von der Über­lie­fe­rung bekräf­tigt wur­de, ist ein unver­än­der­li­ches Dog­ma der katho­li­schen Kir­che. Der neue Kate­chis­mus wie­der­holt es im Arti­kel 1023: „Die in der Gna­de und Freund­schaft Got­tes ster­ben und völ­lig geläu­tert sind, leben für immer mit Chri­stus. Sie sind für immer Gott ähn­lich, denn sie sehen ihn, ‚wie er ist‘ (1 Joh 3,2), von Ange­sicht zu Ange­sicht [Vgl. 1 Kor 13,12; Offb 22,4].“

„Der Papst hat schwere Verantwortung auf sich geladen“

Am Beginn des 14. Jahr­hun­derts bean­stan­de­te ein Papst, Johan­nes XXII., die­se Wahr­heit in sei­nem ordent­li­chen Lehr­amt und fiel in die Hete­ro­do­xie. Die glau­bens­stärk­sten Chri­sten sei­ner Zeit tadel­ten ihn dafür öffent­lich, auch um den Preis per­sön­li­cher Nach­tei­le. Johan­nes XXII., schrieb spä­ter Ilde­fons Kar­di­nal Schu­ster (1880–1954), „hat eine schwe­re Ver­ant­wor­tung vor der Geschich­te auf sich gela­den“, weil „er der gesam­ten Kir­che das demü­ti­gen­de Spek­ta­kel von Für­sten, des Kle­rus und der Uni­ver­si­tät bot, die den Papst auf den rech­ten Weg der theo­lo­gi­schen, katho­li­schen Tra­di­ti­on zurück­führ­ten, indem sie ihn der har­ten Not­wen­dig­keit aus­setz­ten, sich selbst wider­spre­chen zu müs­sen“. [1]Ilde­fon­so Schu­ster OSB: Ges๠Cri­sto nella sto­ria. Lezio­ni di sto­ria eccle­sti­a­sti­ca, Bene­dic­ti­na Editri­ce, Rom 1996, S. 116f

Johan­nes XXII., gebo­ren als Jac­ques Duà¨ze, wur­de am 7. August 1316 in Lyon auf den Stuhl Petri gewählt nach einer Sedis­va­kanz von zwei Jah­ren, die auf den Tod von Kle­mens XV. gefolgt war. Er leb­te in einer stür­mi­schen Epo­che der Kir­chen­ge­schich­te zwi­schen dem Ham­mer des fran­zö­si­schen Königs Phil­ipp dem Schö­nen und dem Amboß von Kai­ser Lud­wig dem Bay­er. Bei­de abge­neigt gegen­über dem Pri­mat Roms. Um die Supre­ma­tie des römi­schen Pap­stes gegen die gal­li­ka­ni­schen und lai­zi­sti­schen Bestre­bun­gen zu bekräf­ti­gen, ver­faß­te der Theo­lo­ge und Augu­sti­ner-Ere­mit Augu­sti­nus Tri­um­phus von Anco­na (1243–1328) im Auf­trag des Pap­stes zwi­schen 1324 und 1328 sei­ne Sum­ma de eccle­sia­sti­ca pote­sta­te.

Johannes XXII. im Widerspruch zur Tradition der Kirche

Die seligmachende Schau Gottes im Himmel
Die selig­ma­chen­de Schau Got­tes im Himmel

Doch Johan­nes XXII. trat in einem Punkt von erst­ran­gi­ger Bedeu­tung in Wider­spruch zur Tra­di­ti­on der Kir­che. In drei Pre­dig­ten, die er zwi­schen dem 1. Novem­ber 1331 und dem 5. Janu­ar 1332 in der Kathe­dra­le von Avi­gnon hielt, ver­trat er die Mei­nung, daß die See­len der Gerech­ten auch nach ihrer voll­stän­di­gen Rei­ni­gung im Pur­ga­to­ri­um nicht die selig­ma­chen­de Schau Got­tes hät­ten. Erst nach der Auf­er­ste­hung des Flei­sches und dem Jüng­sten Gericht wür­den sie von Gott zur Anschau­ung sei­ner Gött­lich­keit erho­ben wer­den. „Unter dem Altar“ (Off 6,9) wür­den die See­len der Hei­li­gen getrö­stet und von der Mensch­heit Chri­sti beschützt, aber die selig­ma­chen­de Schau sei bis zur Auf­er­ste­hung der Lei­ber und dem Jüng­sten Gericht auf­ge­scho­ben. Marc Dyk­mans ver­öf­fent­lich­te in „Les ser­mons de Jean XXII sur la visi­on bea­ti­fi­que“ (Uni­ver­si­tà  Gre­go­ria­na, Rom 1973) die voll­stän­di­gen Tex­te der Pre­dig­ten von Johan­nes XXII. [2]s.a. Chri­sti­an Trott­man: La visi­on béa­ti­fi­que. Des dis­pu­tes sco­la­sti­ques à  sa dà¨finition par Benoit XII, Eco­le Fran­çai­se de Rome, Rom 1995, S. 417ff

Führende Theologen widersprachen dem Papst. Thomas Waleys endete dafür im Kerker

Durandus von St. Pourçain, Dominikaner und Bischof von Meaux
Duran­dus von St. Pour­çain, Domi­ni­ka­ner und Bischof von Meaux

Der Irr­tum, laut dem die selig­ma­chen­de Schau der Gott­heit den See­len nicht nach dem ersten Gericht, son­dern erst nach der Auf­er­ste­hung des Flei­sches gewährt sei, war sehr alt. Im 13. Jahr­hun­dert wur­de er jedoch vom hei­li­gen Tho­mas von Aquin end­gül­tig wider­legt, beson­ders in De veri­ta­te (q. 8 ad 1) und in der Sum­ma Theo­lo­gi­ca (I, q. 12, a. 1). Als Johan­nes XXII. erneut die­sen Irr­tum behaup­te­te, wur­de er von zahl­rei­chen Theo­lo­gen offen kri­ti­siert. Zu jenen, die in die Debat­te ein­grif­fen, gehör­te Duran­dus von St. Pour­çain OP (1270–1349), damals Bischof von Meaux, der den Papst beschul­dig­te, katha­ri­sche Häre­si­en zu leh­ren. Eben­so der eng­li­sche Domi­ni­ka­ner Tho­mas Waleys (1287–1349). Nach sei­ner Tätig­keit als Dekan der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät in Oxford und als Lek­tor an der Uni­ver­si­tät Bolo­gna, kam er als Kaplan von Matteo Kar­di­nal Orsi­ni nach Avi­gnon, wo er am 3. Janu­ar 1333 mit einer öffent­li­chen Pre­digt der reduk­ti­ven The­se über die selig­ma­chen­de Schau von Johan­nes XXII. wider­sprach, was ihm auf päpst­li­che Anord­nung die Ver­haf­tung und Ker­ker­haft ein­brach­te. Zu den bekann­te­sten Papst­kri­ti­kern zähl­te zudem der Fran­zis­ka­ner Niko­laus von Lyra (1270–1349), 1308 an der Sor­bon­ne zum Dok­tor der Theo­lo­gie pro­mo­viert, wur­de er Ordens­pro­vin­zi­al von Frank­reich, dann von Bur­gund. Als Jude gebo­ren, kon­ver­tier­te er zum Chri­sten­tum und ließ sich tau­fen. Inten­siv beschäf­tig­te er sich mit der Fra­ge der Bekeh­rung der Juden. Von ihm stammt der erste gedruck­te Bibel­kom­men­tar der Geschich­te (um 1480). Zu nen­nen ist auch Kar­di­nal Jac­ques Four­nier (1280–1342). Der päpst­li­che Theo­lo­ge war Autor der Abhand­lung De sta­tu ani­ma­rum ante gene­ra­le iudi­ci­um.

Johannes XXII. und der Widerruf seiner Irrlehre

Als der Papst ver­such­te, der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät von Paris sei­ne fal­sche Leh­re auf­zu­zwin­gen, ver­bot der König von Frank­reich, Phil­ipp IV. von Valo­is, daß sie gelehrt wird. Laut den Anga­ben des spä­te­ren Kanz­lers der Sor­bon­ne, Jean Ger­son, ging der König soweit, Johan­nes XXII. mit dem Schei­ter­hau­fen zu dro­hen, wenn er sei­ne For­de­rung nicht zurück­neh­me. Die Pre­dig­ten von Johan­nes XXII. totus mund­um chri­stia­num tur­ba­verunt, schrieb der Gene­ral­pri­or der Augu­sti­ner-Ere­mi­ten Tho­mas von Straß­burg. [3]s. Dyk­mans, S. 10

Kurz vor sei­nem Tod, erklär­te Johan­nes XXII., sich in sei­nen Pre­dig­ten nur als Pri­vat­theo­lo­ge geäu­ßert zu haben, ohne die Lehr­au­tori­tät in Anspruch zu neh­men, die er inne­hat­te. Gio­van­ni Vil­la­ni (1280–1348) berich­tet in sei­ner Nuo­va Cro­ni­ca den Wider­ruf des Pap­stes, mit dem er am 3. Dezem­ber 1334, am Tag vor sei­nem Tod, auf Ermah­nung von Kar­di­nal Bert­rand du Pouget (1280–1352) und ande­rer Ver­wand­ter sei­ne The­sen zurück­nahm. Du Pouget, ein Nef­fe Johan­nes XXII., war noch im Jahr sei­ner Wahl vom Onkel zum Kar­di­nal erho­ben wor­den. Wäh­rend der bean­stan­de­ten Papst­pre­dig­ten war er Päpst­li­cher Legat im kai­ser­li­chen und päpst­li­chen Nord­ita­li­en und der Toskana.

Benedikt XII. klärt Frage durch ein Dogma

Benedikt XII. klärte die Frage durch ein Dogma.
Bene­dikt XII. klär­te die Fra­ge durch ein Dogma.

Am 20. Dezem­ber 1334 wur­de Kar­di­nal Four­nier zum neu­en Papst gewählt und nahm den Namen Bene­dikt XII. an (1334–1342). Er redu­zier­te die Kriegs­aus­ga­ben sei­nes Vor­gän­gers auf ein Zehn­tel und sag­te des­sen Nepo­tis­mus den Kampf an, was auch Kar­di­nal du Pouget zu spü­ren bekam. Vor allem aber woll­te er den Irr­tum der unvoll­kom­me­nen Got­tes­schau der Hei­li­gen durch eine dog­ma­ti­sche Defi­ni­ti­on ein für alle Mal besei­ti­gen. In der am 29. Janu­ar 1336 erlas­se­nen Bul­le Bene­dic­tus Deus heißt es:

„Durch die­se auf immer gel­ten­de Kon­sti­tu­ti­on defi­nie­ren Wir kraft Apo­sto­li­scher Auto­ri­tät, daß nach all­ge­mei­ner Anord­nung Got­tes die See­len aller Hei­li­gen, (…) auch vor der Wie­der­an­nah­me ihrer Lei­ber und dem all­ge­mei­nen Gericht nach dem Auf­stieg unse­res Erlö­sers und Herrn Jesus Chri­stus in den Him­mel mit Chri­stus in der Gemein­schaft der hei­li­gen Engel ver­sam­melt waren, sind und sein wer­den, und (…) das gött­li­che Wesen in einer unmit­tel­ba­ren Schau und auch von Ange­sicht zu Ange­sicht geschaut haben und schau­en – ohne Ver­mitt­lung eines Geschöp­fes“. (Denz‑H, Nr. 1000).

Die­ser Glau­bens­ar­ti­kel wur­de am 6. Juli 1439 von der Bul­le Lae­ten­tur coeli des Kon­zils von Flo­renz (Denz‑H. Nr. 1305) übernommen.

Nach die­sen dok­tri­nel­len Ent­schei­dun­gen ist die von Johan­nes XXII. behaup­te­te The­se ein­deu­tig und for­mell als häre­tisch zu betrach­ten, auch wenn sie zum Zeit­punkt, als der Papst sie ver­trat, noch nicht als Glau­bens­dog­ma defi­niert war. Der hei­li­ge Robert Bell­ar­min, der sich umfas­send mit die­sem Fall in De Roma­no Pon­ti­fi­ce (Ope­ra Omnia, Vene­dig 1599, Lib. IV, cap. 14, coll. 841–844) befaß­te, schreibt, daß Johan­nes XXII. eine häre­ti­sche The­se mit der Absicht ver­trat, sie als Wahr­heit den Gläu­bi­gen auf­zu­zwin­gen, aber starb, bevor er sie als Dog­ma defi­nie­ren konn­te und ohne durch sein Ver­hal­ten den Grund­satz der päpst­li­chen Unfehl­bar­keit anzu­grei­fen. Die hete­ro­do­xe Leh­re Johan­nes XXII. war sicher ein Akt des ordent­li­chen Lehr­am­tes, der den Glau­ben der Kir­che betraf, aber er war nicht unfehl­bar, weil ihm alle dafür not­wen­di­gen Merk­ma­le fehlten.

Heutige Überzeichnung des ordentlichen Lehramtes

Wenn wir die Instruk­ti­on der Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re Donum Veri­ta­tis vom 24. Mai 1990 wort­wört­lich anwen­den müß­ten, dann wäre hin­ge­gen jede Äuße­rung des authen­ti­schen Lehr­amts als das anzu­neh­men, was sie ist: als Leh­re, die von Hir­ten ver­kün­det wird, die in der apo­sto­li­schen Suk­zes­si­on mit dem „Cha­ris­ma der Wahr­heit“ (Dei ver­bum, Nr. 8), „mit der Auto­ri­tät Chri­sti aus­ge­rü­stet“ (Lumen gen­ti­um, 25), „im Licht des Hei­li­gen Gei­stes“ (ebd.) spre­chen. Am 1. Dezem­ber 2011 schrieb Msgr. Fer­nan­do Oca­riz im Osser­va­to­re Roma­no im Zusam­men­hang mit den Kon­zils­do­ku­men­ten: „Die ande­ren lehr­mä­ßi­gen Aus­sa­gen des Kon­zils ver­lan­gen von den Gläu­bi­gen einen Grad der Zustim­mung, der als ‚reli­giö­ser Gehor­sam des Wil­lens und des Ver­stan­des‘ bezeich­net wird: eine ‚reli­giö­se‘ Zustim­mung also, die nicht auf rein ratio­na­len Moti­va­tio­nen grün­det. Die­se Zustim­mung ist kein Akt des Glau­bens, son­dern viel­mehr des Gehor­sams, der aber nicht bloß dis­zi­pli­nä­rer Natur ist, son­dern im Ver­trau­en auf den gött­li­chen Bei­stand für das Lehr­amt wur­zelt, und sich daher ‚in die Logik des Glau­bens­ge­hor­sams ein­fü­gen und von ihm bestim­men‘ läßt (Donum veri­ta­tis, Nr. 23). Die­ser Gehor­sam gegen­über dem Lehr­amt der Kir­che stellt kei­ne Gren­ze für die Frei­heit dar, son­dern er ist im Gegen­teil Quel­le der Frei­heit. Die Wor­te Chri­sti: ‚Wer euch hört, der hört mich‘ (Lk 10,16), sind auch an die Nach­fol­ger der Apo­stel gerich­tet; und Chri­stus hören bedeu­tet, die Wahr­heit in sich auf­zu­neh­men, die befreit (vgl. Joh 8,32).“ Msgr. Oca­riz war damals Gene­ral­vi­kar des Opus Dei und nahm für den Hei­li­gen Stuhl an den dok­tri­nel­len Gesprä­chen mit der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. teil. Seit Dezem­ber 2014 ist er zusätz­lich Stell­ver­tre­ter von Prä­lat Javier Echevarrà­a Rodrà­guez und damit aus­sichts­reich­ster Kan­di­dat auf des­sen Nach­fol­ge als Prä­lat des Opus Dei.

Sensus fidei beherzter Männer bewahrte wichtige Glaubenswahrheit

Die Ver­tei­di­ger der katho­li­schen Ortho­do­xie hät­ten dem­nach, statt offen den häre­ti­schen Leh­ren des Pap­stes zu wider­ste­hen, sich vor sei­nem „leben­di­gen Lehr­amt“ ver­nei­gen müs­sen, und Bene­dikt XII. hät­te der Leh­re sei­nes Vor­gän­gers nicht das Glau­bens­dog­ma ent­ge­gen­set­zen dür­fen, das uns ver­si­chert, daß den See­len der Gerech­ten nach dem Tod die selig­ma­chen­de Schau­ung Got­tes zu Teil wird. Aber, Gott sei Dank, wei­ger­ten sich eini­ge gute Theo­lo­gen und Prä­la­ten jener Zeit, ange­trie­ben von ihrem sen­sus fidei, öffent­lich der höch­sten Auto­ri­tät zu fol­gen. Eine wich­ti­ge Wahr­heit unse­res Glau­bens konn­te dadurch bewahrt, wei­ter­ge­ge­ben und als Dog­ma defi­niert werden.

Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Schrift­lei­ter der Monats­zeit­schrift Radi­ci Cri­stia­ne und der Online-Nach­rich­ten­agen­tur Cor­ri­spon­den­za Roma­na, von 2003 bis 2011 stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der des Natio­na­len For­schungs­rats von Ita­li­en, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt erschie­nen: Vica­rio di Cri­sto. Il pri­ma­to di Pie­tro tra nor­ma­li­tà  ed ecce­zio­ne (Stell­ver­tre­ter Chri­sti. Der Pri­mat des Petrus zwi­schen Nor­ma­li­tät und Aus­nah­me), Vero­na 2013; in deut­scher Über­set­zung zuletzt: Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil – eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, Rup­picht­eroth 2011.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​Miniaturen

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1 Ilde­fon­so Schu­ster OSB: Ges๠Cri­sto nella sto­ria. Lezio­ni di sto­ria eccle­sti­a­sti­ca, Bene­dic­ti­na Editri­ce, Rom 1996, S. 116f
2 s.a. Chri­sti­an Trott­man: La visi­on béa­ti­fi­que. Des dis­pu­tes sco­la­sti­ques à  sa dà¨finition par Benoit XII, Eco­le Fran­çai­se de Rome, Rom 1995, S. 417ff
3 s. Dyk­mans, S. 10
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5 Kommentare

  1. Der­art fei­ne Unter­schie­de macht wohl heu­te kaum ein Prie­ster. Sol­cher­lei wird erst gar nicht ange­spro­chen. Die The­ma­tik ist doch immer die­sel­be: Gut­mensch Jesus wan­delt daher und gibt gute Rat­schlä­ge an die Sün­der und nimmt sie in sein Wohl­wol­len auf. Ernst­haft Theo­lo­gi­sches fin­det doch nicht mehr statt. In der Ära Berg­o­gli­os mit sei­nen Fle­der­maus­men­schen, den Kühen mit war­mer Milch, Men­schen als Kar­nickeln und säu­er­li­chen Jung­frau­en ist die Theo­lo­gie auf den nie­der­sten Stand gefal­len. Für den Heim­weg von der Kir­che neh­men wir die Wor­te des Medi­en­lieb­lings mit, der jedem aufs Maul haut, wenn sei­ne Mut­ter belei­digt wird.

  2. Der Titel ist nicht kor­rekt: Johan­nes XXII. ist kei­ner Häre­sie „ver­fal­len“. Und zwar aus dem ein­fa­chen Grund, dass die Leh­re noch nicht dog­ma­tisch fest­ge­legt war, er sie nicht lehr­amt­lich end­gül­tig, son­dern nur in eini­gen Pre­dig­ten äußer­te und nach dem Zeug­nis sei­nes Nach­fol­gers wider­ru­fen haben soll.

    Es ist reich­lich über­zo­gen, anhand die­ses Bei­spiels eine Par­al­le­le zum der­zei­ti­gen Papst­de­sa­ter zu suggerieren.

    Scha­de, dass de Mat­tei nicht aus­führ­li­cher dar­auf ein­geht, wie die Gelehr­ten mit dem Fall im Zshg mit dem Vati­ca­num I umge­gan­gen sind…

    Man ver­zei­he mir – aber das klingt alles ein biss­chen nach „Reim dich oder ich fress dich“! De Mat­tei sucht nun ver­zwei­felt nach Bei­spie­len, die uns ob der der­zei­ti­gen aus­sichts­lo­sen lage wie­der ein­lul­len und beru­hi­gen können.

    Es ist ihm, was mich betrifft, nicht gelungenen.

  3. Soviel ich weiss hat schon Justin der Mär­ty­rer wie auch Ire­nä­us die The­se ver­tre­ten, die See­len der Ver­stor­be­nen wür­den bis zum jüng­sten Gericht in den Grä­bern schla­fen – die­ses Dog­ma war noch nicht pro­kla­miert inso­fern hat @ zeit­schnur rich­tig dar­auf ver­wie­sen. Jedes Dog­ma ‑wie das der visio bea­ti­fi­ca post mor­tem et iudi­ci­um indi­vi­dua­le hat- eben sei­ne eige­ne Geschich­te-ein har­tes Rin­gen um das depo­si­tum fidei-was heu­te in der Kir­che, wenn wir auf die Spit­ze schau­en gar kei­ne Rol­le mehr zu spie­len scheint. Da gehört bald vie­les dem bil­li­gen Jakob. Wenn der Men­schen­sohn kommt wird Er noch Glau­ben finden?

  4. Ich glau­be, der eigent­li­che Beweg­grund Bene­dikts XII. zu sei­ner dog­ma­ti­schen Erklä­rung war die Tat­sa­che, dass der Papst Zister­zi­en­ser war. Die­ser hei­li­ge Orden (sacer Ordo cis­ter­ci­en­sis, hei­lig, weil so vie­le Hei­li­ge die­ser Gemein­schaft erwuch­sen – das war in jenen dun­keln Zei­ten offen­bar!) hat­te so viel mysti­sche Glau­bens­er­fah­run­gen – beson­ders durch den Doc­tor mysti­cus St. Bern­hard und sei­ner Söh­ne und Töch­ter – da muss­te er ein­fach die­se Dog­ma­ti­sie­rung vor­neh­men. Dafür ste­hen die Ordens­chro­ni­ken und das Meno­lo­gi­um Cis­ter­ti­en­se (sic anti­quis tem­po­ri­bus!) – das sind nicht ein­fach mär­chen­haf­te Mira­kel­ge­schich­ten, son­dern oft dort von dama­li­gen Zeit­ge­nos­sen abge­si­cher­te Tatsachen.
    Ora pro nobis sanc­te pater noster Bernarde!

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