Der „Vize-Papst“ und ein harter Disput im „neuen Klima“ des Papstes


Das Klima von Papst Franziskus, "Vize-Papst" Maradiaga gegen Glaubenspräfekt Müller und amerikanische Irritationen(Vati­kan) Seit der Wahl von Papst Fran­zis­kus und sei­ner Ernen­nung zum Koor­di­na­tor des C8-Kar­di­nals­rats benimmt sich der hon­du­ra­ni­sche Erz­bi­schof Oscar Rodri­guez Mara­dia­ga wie ein „Vize-Papst“ (Matteo Mat­zuzzi, Vati­ka­nist von Il Foglio). Dar­un­ter fällt auch sein öffent­lich aus­ge­tra­ge­ner Kon­flikt mit dem Lei­ter des Hei­li­gen Offi­zi­ums, dem deut­schen Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Ger­hard Lud­wig Mül­ler. Als Stich­wort­ge­ber für die öffent­li­che Unter­mi­nie­rung von Mül­lers Auto­ri­tät wird der Münch­ner Erz­bi­schof Kar­di­nal Rein­hard Marx ver­mu­tet, der mit Mara­dia­ga zum erle­se­nen C8-Kreis gehört. Das von Papst Fran­zis­kus erzeug­te Kli­ma ermu­tigt die „Appeaser“ und ver­ur­sacht in der Kir­che der USA schwer­wie­gen­de Irritationen.

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Den Kon­flikt such­te Mara­dia­ga über die Medi­en und ohne zuvor mit dem direkt Betrof­fe­nen gespro­chen zu haben, „was doch etwas erstaun­lich ist“ (Mar­co Tosat­ti, Vati­ka­nist von La Stam­pa).

Maradiaga hat das Ohr des Papstes

Mara­dia­ga fin­det in San­ta Mar­ta, dem Gäste­haus des Vati­kans gro­ßes Gehör, obwohl Sale­sia­ner (der Orden, dem auch der ehe­ma­li­ge Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Tar­cis­io Ber­to­ne ange­hör­te, besetz­te unter die­sem, für man­che, zu vie­le Posi­tio­nen), vor allem aber weil er Latein­ame­ri­ka­ner ist. Im Gegen­satz zum perua­ni­schen Pri­mas Juan Luis Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne, der beim neu­en Papst weit weni­ger Gehör fin­det, weil vom Opus Dei und obwohl Latein­ame­ri­ka­ner, hat der hon­du­ra­ni­sche Pur­pur­trä­ger einen Hang zur Kapi­ta­lis­mus­kri­tik und der hohen Zir­kel der Welt­fi­nanz, die sich gera­de in Davos tref­fen. Via deut­sche Medi­en ließ der Hon­du­ra­ner, nicht unpi­kant, dem deut­schen Glau­bens­prä­fek­ten aus­rich­ten, er sol­le doch „fle­xi­bler“ wer­den. Daß Kuri­en­erz­bi­schof Mül­ler, bal­dig Kar­di­nal, von Hans Küng als „neu­er Otta­via­ni“ bezeich­net wur­de, run­det das Bild nur ab. Küngs Anspie­lung bezog sich auf Kuri­en­kar­di­nal Alfre­do Otta­via­ni, der beim Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil die „kon­ser­va­ti­ve“ Frak­ti­on anführ­te und – was für eine Fügung – aus­ge­rech­net unter Papst Paul VI. Mül­lers Vor­gän­ger als Glau­bens­prä­fekt war und im Bereich der Lit­ur­gie noch man­che Zer­stö­rungs­ar­beit des Kon­struk­teurs der Lit­ur­gie­re­form von Anni­ba­le Bug­nini ver­hin­dern konnte.

Maradiagas „neue Ära“ der Geschmeidigen?

„Er ist Deut­scher, ein deut­scher Theo­lo­gie­pro­fes­sor“, für so einen „gibt es nur rich­tig oder falsch“, ließ Mara­dia­ga aus Deutsch­land nach Rom mel­den. Er woll­te dem Glau­bens­prä­fek­ten offen­sicht­lich sagen, daß es auch Mit­tel­we­ge gebe, geschmei­di­ge Kon­struk­tio­nen, mit denen man es allen ein biß­chen recht machen könn­te. Immer­hin ist sich Mara­dia­ga sicher, daß der Kir­che eine neue Blü­te bevor­steht. Kon­kret bezog sich sei­ne Wort­mel­dung auf die Fra­ge der Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten, mit der sich ab Okto­ber die außer­or­dent­li­che Bischofs­syn­ode befas­sen wird.

„Teile der Hierarchie fühlen sich autorisiert dieselbe Ungeniertheit des Papstes zu gebrauchen“

Der Angriff Mara­dia­gas gegen Mül­ler zei­ge, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster, daß „ein Teil der hohen kirch­li­chen Hier­ar­chie sich inzwi­schen auto­ri­siert fühlt, gegen­über jenen, die als Hüter der Ord­nung und des Glau­bens­gu­tes aus­ge­macht wer­den, die­sel­be Unge­niert­heit zu gebrau­chen, wie sie der Papst in die­sen Mona­ten an meh­re­ren Fron­ten an den Tag gelegt hat. Sagen wir es so: Es herrscht ein all­ge­mei­nes Kli­ma, das sol­che Wort­mel­dun­gen ermutigt.“

Das vom Papst für die Bischofs­syn­ode gewähl­te The­ma gehört zu den gro­ßen The­men, die imstan­de sind, die Gemü­ter zu erhit­zen und Kon­flik­te aus­zu­lö­sen, das aber „am Ende, ange­sichts sei­nes Aus­ma­ßes, sogar zu nichts füh­ren könn­te, zu kei­nem Ergeb­nis“, meint Magi­ster. Der eme­ri­tier­te Frei­bur­ger Erz­bi­schof Robert Zol­lit­sch, Noch-Vor­sit­zen­der der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz kün­dig­te es jeden­falls schon an: „Auf der Syn­ode wer­den wir unse­re Stim­me hören las­sen“. Zol­lit­sch wird dann als DBK-Vor­sit­zen­der aller­dings bereits Ver­gan­gen­heit sein. Die Fra­ge ist: Wer wird ihm in die­sem Amt nach­fol­gen? Die Kämp­fe um die Nach­fol­ge, die eine Wei­chen­stel­lung bedeu­ten, sind hin­ter den Kulis­sen längst im Gan­ge. Die insze­nier­te Hetz­jagd und Abser­vie­rung des Lim­bur­ger Bischofs Tebartz-van Elst gehört dazu. Die Fra­ge hängt mit der Nach­fol­ge­re­ge­lung für das Erz­bis­tum Köln zusam­men. Wer­den Köln, Frei­burg, Ham­burg und Lim­burg noch vor der Früh­jahrs­voll­ver­samm­lung neu besetzt werden?

Wettlauf der Angepaßten, die „große Wende“ anzukündigen

Seit Papst Fran­zis­kus, auf wes­sen Anre­gung hin auch immer, die Bischofs­syn­ode zum The­ma Fami­lie ange­kün­dig­te, hat unter Kir­chen­ver­tre­tern, die ihre beson­de­re Nähe zum neu­en Papst beto­nen, ein Wett­lauf begon­nen: ein Wett­lauf, die gro­ße Wen­de anzu­kün­di­gen. Das aktu­ell­ste kirch­li­che Doku­ment zum The­ma Fami­lie stammt von Johan­nes Paul II., das Apo­sto­li­sche Schrei­ben Fami­lia­ris Con­sor­tio von 1980, das eben­falls der Aus­fluß einer Bischofs­syn­ode war. Seit damals sind mehr als 30 Jah­re ver­gan­gen und die Wen­de-Ankün­di­ger ver­wei­sen mit Nach­druck dar­auf, daß es die Fami­lie von damals kaum mehr gebe, daß immer weni­ger Men­schen hei­ra­ten und immer weni­ger Kin­der gebo­ren wür­den. Erstaun­li­cher­wei­se war von den euro­päi­schen Wort­füh­rern der „Wen­de“ gegen die Greu­el des Abtrei­bungs­ho­lo­caust und der Fami­li­enz­er­set­zung wenig zu hören. Und da sind natür­lich auch noch alle mög­li­chen For­men von Patch­work-Fami­li­en, die vor allem dem Wie­ner Erz­bi­schof, Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born ein beson­de­res Anlie­gen sind.

Aufgeblasene Marginalie um großes Versagen zu vertuschen

In Frei­burg wag­te man pünkt­lich zur Eme­ri­tie­rung von Erz­bi­schof Zol­lit­sch den Auf­stand. So gibt es kei­nen, der zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wer­den kann oder zie­hen wür­de. Im Namen der „Barm­her­zig­keit“, die gro­ße Neu­ent­deckung für all jene, die die kirch­li­che Leh­re im Kel­ler ein­schlie­ßen und durch eine neue Pra­xis erset­zen wol­len, sol­len die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen zu den Sakra­men­ten zuge­las­sen wer­den. Denn: „Das Ver­trau­en und die Barm­her­zig­keit Got­tes gilt auch für jene, deren Lebens­pro­jekt geschei­tert ist“. Ric­car­do Cascio­li (Chef­re­dak­teur der Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na) hält den deut­schen Bischö­fen vor, daß die Zahl der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen, die wirk­lich prak­ti­zie­ren­de Katho­li­ken sind, „mar­gi­nal“ sei. Die Bischö­fe wür­den viel­mehr eine Teil­fra­ge auf­bla­sen, um damit von ihrem grö­ße­ren Ver­sa­gen für den Ist-Zustand abzu­len­ken (sie­he eige­ne Bericht Kar­di­nä­le im Wider­streit – Miß­ver­ständ­nis­se, Ver­wir­rung, „Scha­fe ohne Hir­ten“).

Müller: Gott „nicht banalisieren“

Am 23. Okto­ber reagier­te Glau­bens­prä­fekt Mül­ler im Osser­va­to­re Roma­no auf den Frei­bur­ger Vor­stoß und ermahn­te die Welt­kir­che, daß das alles gut und recht sei, doch: „die Barm­her­zig­keit Got­tes ist kei­ne Ent­bin­dung von den Gebo­ten Got­tes und der Unter­wei­sung der Kir­che“. Durch das, was objek­tiv betrach­tet, eine fal­sche Beru­fung auf die Barm­her­zig­keit ist, lau­fe man Gefahr das Bild Got­tes selbst zu bana­li­sie­ren, wenn man behaup­tet, Gott kön­ne gar nicht anders, als ver­ge­ben. Denn zum Geheim­nis Got­tes gehö­ren, neben der Barm­her­zig­keit, auch die Hei­lig­keit und die Gerech­tig­keit. Wenn die­se Eigen­schaf­ten ver­steckt oder ver­dun­kelt und die Rea­li­tät der Sün­de nicht ernst genom­men wer­den, dann kön­ne man den Men­schen auch nicht Sei­ne Barm­her­zig­keit ver­mit­teln, schrieb Mül­ler sei­nen deut­schen Mit­brü­dern ins Stammbuch.
Nicht die Ant­wort an sich erstaunt, son­dern viel­mehr die Tat­sa­che, daß der deut­sche Epi­sko­pat sich in einem Zustand befin­det, der eine sol­che Ermah­nung not­wen­dig macht. Der Glau­bens­prä­fekt sag­te den Bischö­fen, was sie selbst­ver­ständ­lich von sich aus ver­tre­ten müßten.

Flexibilität von Marx bis Maradiaga

Erz­bi­schof Mül­ler wur­de noch von Papst Bene­dikt XVI. ernannt, aber von Papst Fran­zis­kus im Amt bestä­tigt, was kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit ist, wie Ab- und Ver­set­zun­gen bele­gen. Benei­dens­wert ist die Auf­ga­be des deut­schen Hünen an der Sei­te von Papst Fran­zis­kus nicht. Das vom neu­en Papst erzeug­te Kli­ma läßt jene Hir­ten, die sich weni­ger als Ver­tei­di­ger des Glau­bens, son­dern mehr als anpas­sungs­fä­hi­ge „Arran­geu­re“ sehen, unge­niert und teils sogar im arro­gan­ten Ton an die Öffent­lich­keit tre­ten. Am lau­te­sten pol­ter­te Mün­chens Erz­bi­schof Marx, der Mül­ler, ohne jeden Respekt vor des­sen ver­ant­wor­tungs­vol­le­rem Amt, auf­for­der­te, sei­nen Zustän­dig­keits­be­reich nicht zu über­schrei­ten. Eine abschrecken­de Vor­ah­nung des­sen, was gesche­hen wür­de, soll­ten die Diö­ze­san­bi­schö­fe durch eine „föde­ra­li­sti­sche“ Lösung der kol­le­gia­len Auto­ri­täts­fra­ge sub­stan­ti­el­len Ein­fluß auf die Glau­bens­leh­re erhal­ten. Kar­di­nal Marx beharr­te dar­auf, daß die Syn­ode alle Fra­gen „offen“ dis­ku­tie­ren wer­de und die Ergeb­nis­se noch nicht „vor­her­seh­bar“ sei­en. Und über­haupt, griff Marx in Abwand­lung ein Wort von Papst Fran­zis­kus auf, sei es Zeit, Schluß damit zu machen, immer nur über die nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te zu reden. Es brau­che, eben, mehr „Fle­xi­bi­li­tät“, womit sich die Wort­mel­dun­gen von Marx und Mara­dia­ga decken. Es soll­te eigent­lich gar nicht mehr erwähnt wer­den müs­sen, daß sich Kar­di­nal Marx bis­her weder durch Ver­tei­di­gung des unge­bo­re­nen Lebens noch durch die Ver­tei­di­gung des Ehe­sa­kra­ments beson­de­re Ver­dien­ste erwor­ben hat. Immer­hin war das erz­bi­schöf­li­che Ordi­na­ri­at an der Isar imstan­de, Lebens­schüt­zern eine Kir­che zu ver­wei­gern, die sie aber für eine Homo-Pho­to-Aus­stel­lung zur Ver­fü­gung stell­te. Eine dop­pel­te Zweck­ent­frem­dung und ein Ärgernis.

Kardinal Burke, der unermüdlicher Streiter wurde beiseitegeschoben

Und als ein Kuri­en­kar­di­nal, wie der Ame­ri­ka­ner Ray­mond Leo Bur­ke dar­an erin­ner­te, daß die Stel­lung­nah­me Mül­lers schließ­lich kei­ne per­sön­li­che Mei­nung, son­dern die Leh­re der Kir­che wie­der­gibt, kon­ter­ten Marx & Co. mit eini­gen Zita­ten aus dem Inter­view von Papst Fran­zis­kus für die Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà  Cat­to­li­ca, daß man nicht immer über Abtrei­bung und Homo­se­xua­li­tät reden kön­ne. Ein dia­lek­ti­sches Spiel, das für Kir­chen­für­sten wenig ziem­lich scheint, wobei sich man­che spon­ta­ne päpst­li­che Wort­mel­dun­gen beson­ders gut für alle mög­li­chen Aus­le­gun­gen gebrau­chen und miß­brau­chen las­sen. Inzwi­schen wur­de Kar­di­nal Bur­ke vom Papst viel von sei­nem bis­he­ri­gen Ein­fluß genom­men. Auch ein Signal, wer im höch­sten Zir­kel Roms gewünscht ist und wer nicht.

Die Wor­te des Pap­stes signa­li­sier­ten jedoch den Hell­hö­ri­gen auf allen Sei­ten, den einen zum Schrecken, den ande­ren zur Freu­de, eine Prio­ri­täts­ver­schie­bung. Eine Ver­schie­bung, die bereits in den Mona­ten zuvor durch die unge­wohn­te Wort­karg­heit des Pap­stes zu den gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen des Westens erkenn­bar wur­de. Eine Wort­karg­heit, die beson­ders im ver­gan­ge­nen Juni beim Tag von Evan­ge­li­um Vitae, der gro­ßen Enzy­kli­ka von Johan­nes Paul II. zur Kul­tur des Lebens auf­fal­len mußte.

Päpstliche Prioritätenverschiebung

Die Prio­ri­tät die­ses Pon­ti­fi­kats, so man es rich­tig inter­pre­tie­ren kann, ist das Hin­aus­ge­hen, hin­aus an die Rän­der, hin­aus zur Mis­si­on, aber nicht zum Pro­se­ly­ten machen, was die Ange­le­gen­heit schon wie­der kom­pli­ziert. Eine „mis­sio­na­ri­sche Seel­sor­ge“ sei nicht „beses­sen“, mit Nach­druck eine „Viel­zahl von Dok­tri­nen auf­zu­zwin­gen“. Was es brau­che, so der Papst, sei ein „neu­es Gleich­ge­wicht“. Wor­te, die zwar eini­ge ganz genau zu ver­ste­hen glau­ben, doch in Wirk­lich­keit eines erläu­tern­den Hand­bu­ches bedür­fen wür­den. Was jedoch alle wahr­neh­men, ist eine Ände­rung der Marsch­rou­te. Ein Ände­rung, die der schwer ange­schla­ge­nen Kir­che in Euro­pa, jeden­falls der offi­zi­el­len Kir­che im deut­schen Sprach­raum nicht so zu schaf­fen macht, dafür aber umso mehr der Kir­che in den USA. Die euro­pä­isch-ame­ri­ka­ni­sche Ent­wick­lung ver­lief nach dem Kon­zil teil­wei­se ähn­lich, doch zuletzt deut­lich anders. Ein erneu­er­ter Epi­sko­pat führ­te die katho­li­sche Gemein­schaft der USA zu neu­em kämp­fe­ri­schen Bewußt­sein. Dazu mag auch ein evan­ge­li­ka­les Umfeld bei­getra­gen haben, das den Kul­tur­kampf gegen die Dik­ta­tur des Rela­ti­vis­mus (Bene­dikt XVI.) noch kei­nes­wegs auf­ge­ge­ben hat, wäh­rend die Kir­che und die pro­te­stan­ti­schen Gemein­schaf­ten in Euro­pa kampf­los die Fah­ne zu strei­chen scheinen.

Kämpferische Katholizität der USA von „neuem Klima“ schwer getroffen

Genau die­se kämp­fe­ri­sche Katho­li­zi­tät der USA, die auch den euro­päi­schen Katho­li­ken neue Impul­se zu geben ver­mag, wie die Akti­ons­form Marsch für das Leben oder die Stra­ßen­be­ra­tung vor Abtrei­bungs­kli­ni­ken, wird durch die neue Rich­tung von Papst Fran­zis­kus am mei­sten irri­tiert und geschwächt. Die Ein­füh­rung der „Homo-Ehe“ im Staat Illi­nois durch die ent­schei­den­den Stim­men katho­li­scher Abge­ord­ne­ter, die sich dafür auf Papst Fran­zis­kus berie­fen, war ein veri­ta­bler Schock, der in Mark und Pein fuhr. Die US-Kir­che focht unter Papst Bene­dikt XVI. im Westen den Kampf mit dem Rela­ti­vis­mus aus, nicht Euro­pa. In den Kathe­dra­len und in den Fern­seh­stu­di­os, auf den Stra­ßen und im Wei­ßen Haus erho­ben die Bischö­fe immer uner­schrocke­ner ihre Stim­me gegen die „Homo-Ehe“, gegen die ver­steck­te Abtrei­bungs­för­de­rung durch die Gesund­heits­re­form, gegen den Homo- und Gen­der-Kul­tur­im­pe­ria­lis­mus der Regie­rung Oba­ma in der Drit­ten Welt und den inter­na­tio­na­len Insti­tu­tio­nen. Dar­an ändert auch nichts der Wech­sel an der Spit­ze der Bischofs­kon­fe­renz von Kar­di­nal Timo­thy Dolan zu Erz­bi­schof Joseph Kurtz, weil die Sta­tu­ten nur eine drei­jäh­ri­ge Amts­zeit ohne Wie­der­wahl vor­se­hen. Wel­cher euro­päi­sche Erz­bi­schof wür­de vor einer Abtrei­bungs­kli­nik knien und den Rosen­kranz für die dort getö­te­ten unge­bo­re­nen Kin­der beten?

Wenn Papst Fran­zis­kus in Rom mehr Auf­merk­sam­keit für die Armen pre­digt und von der Not­wen­dig­keit die Her­zen zu bekeh­ren, schrie­ben die ame­ri­ka­ni­schen Bischö­fe zum Jah­res­wech­sel ganz kon­kret an das Wei­ße Haus, indem sie den Prä­si­den­ten beschul­dig­ten, die Reli­gi­ons­frei­heit ein­zu­schrän­ken. „Das hängt damit zusam­men, daß sich der Groß­teil des ame­ri­ka­ni­schen Epi­sko­pats in der Ver­tei­di­gung der nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te einig ist“, so San­dro Magister.

Frankreich ist Hoffnungsschimmer in Europa, doch mit schwachem Episkopat

In Spa­ni­en herrscht weit­ge­hend Über­ein­stim­mung zwi­schen prak­ti­zie­ren­den Katho­li­ken und Epi­sko­pat an den Kampf­fron­ten gegen den Rela­ti­vis­mus. Wirk­li­che Impul­se für den Rest Euro­pas kom­men von dort aller­dings nicht. In Frank­reich sind die Katho­li­ken aus einer Lethar­gie erwacht, die man­che vor weni­gen Jah­ren noch für undenk­bar hiel­ten. Sie gehen auf die Stra­ße, orga­ni­sie­ren Kund­ge­bun­gen, rich­ten öffent­li­che Apel­le (sie­he Bericht Papst Fran­zis­kus emp­fängt Fran­çois Hol­lan­de – 100.000 Katho­li­ken bit­ten Papst um „kla­re Wor­te“). Ein Erwa­chen, das für Euro­pa etwas Neu­es ist und hof­fen läßt, daß auch der deut­sche Sprach­raum davon erfaßt wird. „Frank­reich ist das genaue Gegen­teil der USA. Das Pro­blem ist, daß hier die Bischö­fe weit­ge­hend unbe­deu­tend sind“, so Magi­ster. Die Gläu­bi­gen fin­den im fran­zö­si­schen Epi­sko­pat, bis auf Aus­nah­men, kei­nen wirk­li­chen Rück­halt. Die Aus­nah­men aller­dings stel­len sich in die erste Rei­he, wie der jüng­ste Marsch für das Leben in Paris zeig­te, und zie­hen auch ande­re mit , die nicht zu den „Aus­nah­men“ gehören.

Text: Il Foglio/​Giuseppe Nardi
Bild: Il Foglio

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9 Kommentare

  1. Heu­te – ange­sichts der zuneh­men­den „kirch­li­chen Hand­rei­chun­gen“ an den Weltgeist -
    hat eine dama­li­ge Rede von Papst Pius XII. nichts an Aktua­li­tät verloren.…ja sie kann gar als eine sich heu­te teils zu erfül­len schei­nen­de Pro­phe­zei­ung gese­hen werden.
    Papst Pius XII. hat bereits im Jah­re 1949 ein in einer ein­drück­li­chen Mahn­re­de auf dem Peters­platz vor den Gefah­ren der kirch­li­chen Ver­beu­gung vor dem Geist der Welt gewarnt:
    -

    „Wollt ihr eine Kir­che, die schweigt,
    wo sie spre­chen müsste,
    eine Kir­che, wel­che das Got­tes­ge­setz abschwächt,
    es an den Geschmack des mensch­li­chen Wil­lens anpas­sen will,
    wenn sie ver­pflich­tet ist, es mit lau­ter Stim­me zu proklamieren,
    eine Kir­che, wel­che sich ent­fernt vom uner­schüt­ter­li­chen Fundament,
    auf wel­ches Chri­stus sie begrün­det hat,
    um sie bequem dem unbe­stän­di­gen Stand der Tages­mei­nung anzupassen
    oder sie der gera­de gül­ti­gen Mei­nung preiszugeben
    [.…]
    Gelieb­te Söh­ne und Töchter!
    Geist­li­che Erben einer unge­zähl­ten Legi­on von Beken­nern und Märtyrern!
    Ist dies eine Kir­che, die ihr ver­ehrt und liebt?
    Wür­det ihr in einer sol­chen Kir­che die Lini­en des Ange­sich­tes eurer Mut­ter erkennen?
    Wür­det ihr euch einen Nach­fol­ger des ersten Petrus vor­stel­len können,
    der sich sol­chen Ansprü­chen beu­gen würde?“
    -

  2. Und hoppla,jetzt kommt er wie­der der Gut­mensch Papa mit sei­nen Per­len des Tages.Zärtlichkeitsschmus,Dialog,dialog,dialog…Neverending Story.Noch Fra­gen Kienzle?

  3. Bleibt noch die FRAGE,was dann sein wird,wenn sich eines Tages herausstellt,dass der Got­tes­be­griff-oder bes­ser gesagt‑,den Begriff von Gott,Chistus und Kirche,so wie es der gegen­wär­ti­ge Bischof von Rom,und die gan­ze Gruppe,wie Volpi,Marx,Schönborn,Maradiagas,Zollitsch,als ganz gro­sser Betrug und Lüge herausstellt?Nein ‚.Doch​.es ist so und es wird sich bestätigen.Diese Leu­te sind Ver­dre­her des Wor­tes Got­tes und sie haben JESUS wor­te in den Mund gelegt,die Er so nie gesagt hat!Gilt auch für die Päp­ste der Konzilskirche.

    • ich habe noch ein klei­nes Pro­blem-was wird aus der grau­en (roten) Emmi­nenz Mara­dia­ga et sequaces ejus-wenn der Kar­ne­val vor­bei ist? mir fällt nichts ein ausser“ vidi impi­um super­ex­al­ta­tum et ele­va­t­um sicut cedrus libani
      Et tran­si­vi et ecce non erat,
      et quae­si­vi eum et non est inven­tus locus ejus„ps 36 vulg.

  4. Das ist doch typisch, dass der Weg über die Medi­en gesucht wird. Das zeich­net ein Bild über die Bestre­bun­gen. Die­se Erkennt­nis­se des „Vize­pap­stes“ brau­chen wir nicht. Hal­ten wir Kurs aufs Kreuz und fol­gen wir nicht Irrwegen.

  5. Dan­ke für die­se her­vor­ra­gen­de, wenn auch nie­der­schmet­tern­de Recherche!

    Lei­der ist es so, daß auch vie­le wohl­mei­nen­de Katho­li­ken in jeder Zustands­be­schrei­bung Abfall von Petrus erken­nen wol­len. Das macht die Sache umso tra­gi­scher. Gera­de Papst Fran­zis­kus wür­de jetzt den mas­si­ven Wider­spruch der Katho­li­ken gegen sei­ne Ver­wir­rungs­po­li­tik drin­gend brauchen.

    Im übri­gen stellt sich die Fra­ge, ob der hl. Igna­ti­us einen Mann wie P. Berg­o­glio in sei­nen Rei­hen gedul­det hät­te. Immer­hin woll­te Igna­ti­us die Ungläu­bi­gen unter die Herr­schaft Chri­sti brin­gen (vgl. Exer­zi­ti­en­buch), und zwar aus­drück­lich, inklu­si­ve der dok­tri­nä­ren Fra­gen, ein­schließ­lich der „Regeln zum Füh­len mit der Kirche“. 

    Davon ist man in den heu­ti­gen Rudi­men­ten der Gesell­schaft Jesu Licht­jah­re entfernt.

  6. Pro­fes­sor Rah­ner präg­te einst den Begriff der kryp­to­ga­men Hae­re­sie und warn­te davor. Bischof Gra­ber griff die­sen Begriff spä­ter auf. Gemeint ist damit das bewuß­te Aus­las­sen von Glau­bens­wahr­hei­ten in der Ver­kün­di­gung. Über bestimm­te Begrif­fe, wie Höl­le, Fege­feu­er, Teu­fel etc. wird ein­fach nicht mehr gelehrt und gespro­chen. Gelehrt wird nur mehr, was gehört wer­den will und soll. Die Bearm­her­zig­keit ja, aber ohne die Wer­ke gei­sti­gen Barm­her­zig­keit und ohne die gött­li­che Gerech­tig­keit. Die­se Art der Hae­re­sie hat die Kir­che an Haupt und Glie­dern befal­len. Sol­che Kar­di­nä­le wie Mara­dia­ga sind die Vor­tur­ner in der Ver­kün­di­gung der (noch) kryp­to­ga­men Haeresie.

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