(Rom/Chur) In Rom treffen aus den verschiedenen Diözesen der Welt die Rückmeldungen zum Fragebogen des Sekretariats der Bischofssynode zum Themenkreis Ehe und Familie ein. Ausrichtung und Inhalt der Beantwortung sind sehr verschieden. Die Fragen Roms richteten sich an den Ortsbischof. Die Unterschiede werden dabei nicht nur zwischen glaubenstreu und progressiv geführten Bistümern sichtbar, wie ein Vergleich zwischen dem Bistum Chur unter Bischof Vitus Huonder und dem Erzbistum Köln unter Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zeigt.
Im deutschen Sprachraum lieferte Bischof Vitus Huonder von Chur mit seiner Beantwortung eine vorbildliche Vorlage für die anderen Bischöfe. Alle Antworten wurden auf der Internetseite des Bistums veröffentlicht. Der Bischof als von Rom Angesprochener gibt darin Antwort auf die gestellten Fragen. In Köln hingegen scheint die Zeit nach Kardinal Meisner bereits begonnen zu haben.
In zahlreichen Diözesen reichten kirchliche Einrichtungen die römischen Fragen teils mit Einwilligung des Bischofs teils eigenmächtig an alle Gläubigen weiter. Dabei sollten teilweise „Erfahrungen“ der Gläubigen abgefragt werden, teilweise ging es offen um eine Meinungsumfrage. Nicht immer wurden dabei die römischen Fragen weitergereicht, sondern in Suggestivfragen umgewandelt und mit zweideutigen progressiven Sprachregelungen durchsetzt.
Durch die Möglichkeit diese „Umfragen“ im Internet zu beantworten, richteten sie sich nicht nur an Katholiken, sondern – zumindest theoretisch – undifferenziert und unkontrolliert an jeden, der sich die Mühe machte, die Online-Fragen zu beantworten und damit Einfluß auf die Auswertung zu nehmen.
Bischof Huonder antwortet knapp und nüchtern. Die Lehre der Kirche wird dabei in keiner Weise, auch nicht unterschwellig und indirekt kritisiert oder in Frage gestellt. Der Bischof betont, daß die Lehre der Kirche vielen Gläubigen nicht mehr bekannt ist. Als Grund dafür nennt er unverblümt und selbstkritisch, weil auch die Kirche ihre Lehre nicht unverkürzt verkündet hat.
Im Gegensatz dazu zieht sich durch die im Vergleich zu Chur deutlich umfangreichere Beantwortung der Erzdiözese Köln als roter Faden „die Meinung der Befragten“. Je länger die Antworten, desto mehr verschiebt sich die Achse von der Darstellung des Ist-Zustandes zur Einflußnahme für einen Soll-Zustand, der deutlich von der kirchlichen Praxis abweicht.
Die kirchliche Lehre wird in Köln nicht direkt aber um so deutlicher indirekt kritisiert, da deren „nicht mehr verstanden werden“ durch die Gläubigen nicht mit dem Churer Hinweis auf Mangel an „unverkürzter“ Glaubensunterweisung und „unerlaubte“ Praktiken beantwortet wird, sondern mit der Forderung nach einer Aufweichung der Lehre. Köln fordert nicht de jure eine Änderung der katholischen Lehre, aber de facto durch eine „neue“ Praxis. Eine Praxis, die teilweise bereits gängige Tatsache ist, ohne daß dies in irgendeiner Weise kritisiert wird.
Verwiesen wird dabei auf Online-Umfragen. Aus der Beantwortung geht hervor, daß sich die Haltung Kölns – wie bei politischen Parteien oder Regierungsverantwortlichen – an Meinungsumfragen ausrichtet, zumindest die offenkundige Bereitschaft dazu besteht.
Nachfolgend die Beantwortung des Bistums Chur und des Erzbistums Köln im direkten Vergleich. Ausgewählt wurde dazu das Kapitel 5 des Fragebogens zum besonders zeitgeistigen Thema Homosexualität.