- Frau Maria Steuer ist
Mutter von drei Kindern,
Kinderärztin, systemische
Familientherapeutin, und
arbeitet als Schulärztin.
Bild: Privat
Mit der Initiative Familiennetzwerk ist der Verein Familie in der Öffentlichkeit angekommen. Vor allem mit der Kritik an dem Berater Wassillios Fthenakis der Familienministerin Ursula von der Leyen fiel der Verein bei zahlreichen Familien und Wissenschaftlern positiv auf. Wassillios Fthenakis, der merkwürdigerweise Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Familienbundes der Deutschen Katholiken ist, wurde von der Regierung Schröder übernommen und weist eine außergewöhnliche Medienpräsenz.
Das Familiennetzwerk und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Hellbrügge führen am vierten und fünften Mai in Frankfurt am Main ein Symposium durch. Thema: Weniger Staat – mehr Eltern: Wer erzieht die Kinder? Über Bedeutung der Kind-Eltern-Beziehung. Ergebnisse der internationalen Bindungsforschung.
Frau Maria Steuer ist Vorsitzende des Vereins Familie.
Bischof Mixa sagte jüngst: „Wer aber mit staatlicher Förderung Mütter dazu verleite, ihre Kinder bereits kurz nach der Geburt in staatliche Obhut zu geben, degradiere die Frau zur Gebärmaschine unterschreiben Sie dies?
Also, die Aufruhr ist ja nur durch eine negative Besetzung des Begriffes Gebärmaschine entstanden. Steve Biddulph, australischer Psychologe, sagt sogar: Wenn eine Gesellschaft Eltern zur Doppelerwerbstätigkeit zwingt, sei dies eine nationale Schande.
Welche Mutter, die die Wahlfreiheit hat, würde ihr Kind kurz nach der Geburt freiwillig abgeben?
Was ist das Besondere an Ihrer Idee: Kinder zu Hause durch die Mutter zu erziehen?
Besonders ist, daß dies eine ganz moderne und bewußte Elternschaft in der heutigen Zeit ist. Wir kennen die Ergebnisse der Wissenschaft und wissen um die Bedeutung der Mutterpräsenz in den ersten Lebensjahren. Wir orientieren uns an den entwicklungspsychologischen Bedürfnissen der Kinder und sind bereit Verantwortung dafür zu tragen, indem wir uns danach richten. Die gleiche Verantwortung, die jemand übernimmt, wenn er einen Arbeitsvertrag unterzeichnet und sich an die Vertragsregeln hält. Auch die Erwerbstätigkeit geht den Erwerbstätigen nicht täglich locker und leicht von der Hand – auch da gibt es Unzufriedenheit.
Familien haben einen schweren Stand in unserer Gesellschaft, woran liegt das?
Wir haben in den letzten Jahrzehnten angefangen, Konsumbefriedigung als das höchste Gut zu preisen. Außerdem hat die Familie als Selbstverständlichkeit aufgehört, da durch unser Sozialsystem Kinderlosigkeit belohnt wird. Und in einem Alter, wo die Menschen spüren auf was sie verzichtet haben, sind sie in der Regel zu alt, um noch eine Familie zu gründen.
Warum wollen die Menschen keine Kinder, keine Ehen, keine Familien mehr?
Die Menschen wollen gerne – es scheitert oft an der Umsetzung. Glaubt man Studien, so liegt es am fehlenden Partner.
Wir haben u.a. mit den Spätfolgen von veränderten Scheidungsgesetzen zu kämpfen. Das Risiko für jemanden, der selber als Kind die Scheidung seiner Eltern erlebt hat, auch ein Scheitern seiner Ehe erleben zu müssen, ist unlängst höher als umgekehrt.
Hat die klassische Familie ausgedient?
Nein – überhaupt nicht. Sie wird eine Renaissance erleben. In Kanada und Schweden, in Australien hat der Umschwung schon angefangen. Ich wünsche mir, daß Deutschland es nicht den anderen Ländern blind nachmacht und auch erst den Umweg über 25 Jahre Krippenerziehung braucht, um umzudenken. Es wäre genial, wenn wir auf die Warnungen aus dem Ausland hören würden!!
Woher bekommen Sie Unterstützung? Selbst der Beistand der Bischöfe der deutschen Katholischen Kirche und ihrer Verbände hält sich in Grenzen.
Unterstützung kommt von den Familien, die uns schreiben und sich anschließen, Menschen aus dem öffentlichen Leben, die sich trauen mit gesundem Menschenverstand die Manipulation zu durchschauen, mutigen Wissenschaftlern, von ausländischen Vereinen, aus Ländern mit Krippenerfahrung und aus den eigenen Erfahrungen mit Kindern.
Können Sie jungen Menschen noch anraten eine Familie zu gründen?
Unbedingt – aber nur, wenn ihnen auch das Glück vergönnt ist, mit ihren Kindern zu leben und nicht durch ökonomische Zwänge in einer Gesellschaft zu einer Schlafgemeinschaft reduziert werden.
Was ist von der Aussage: Familie ist da wo Kinder sind zu halten?
Das ist mir zu wenig. Denn zur Familie gehört, daß sich die Menschen aneinander binden und lebenslang füreinander da sind und am Schicksal des einzelnen interessiert sind und teilhaben. Wer Eltern ist, weiß, daß die Bindung zum eigenen Kind nie aufhört und wir alle wissen, da wir ja Kinder sind, daß wir unsere Eltern immer in uns und mit uns haben.
Neuerdings kommen Meinungen in die Öffentlichkeit, die verbreitete Lebensform Patchwork-Familie wäre ein Gewinn für die zusammengewürfelten Kinder, haben sie nun mindestens zwei Mütter und Väter als vertraute Ansprechpartner.
Kinder wünschen keine Scheidung, müssen aber die Konsequenzen unfreiwillig tragen. Eine vielbeachtete Langzeitstudie über Scheidung in den USA fand heraus, daß weniger als 10% der Kinder die Trennung ihrerseits begrüßten. Auch 5 Jahre nach dem Ergebnis bewertet noch mehr als die Hälfte der Kinder – gegenüber nur 1/5 der Erwachsenen – die Trennung als schlechte Lebensentscheidung. Für die meisten Kinder bleibt der leibliche Elternteil, mit dem sie nicht zusammenleben, von zentraler Bedeutung für ihr Selbstbild und Selbstwertgefühl.
Das Interview führte Jens Falk
Siehe auch:
Infos RundUm auf der Web-Seite Familiennetzwerk mit Stellungsnahme zu den jüngsten Interviews Wassilios Fthenakis von Burghard Behncke.