(Venedig) Mit Aufmerksamkeit wird seit Beginn des Pontifikats Benedikts XVI. die päpstliche Liturgie beobachtet, wegen der liturgischen Erneuerung, mit der der frühere Präfekt der Glaubenskongregation die Liturgie der katholischen Kirche nach modernisierenden Entgleisungen wieder in der tausendjährige liturgischen „Kontinuität“ verankern will. Da der päpstlichen Liturgie Vorbildcharakter zukommt, steht sie im Mittelpunkt des liturgischen Interesses.
Am Wochenende stattete der Papst dem Patriarchat von Aquileja, heute mit Sitz in Venedig, einen Pastoralbesuch ab. Nachdem die Medien im Vorfeld 100.000 Teilnehmer ankündigten, feierten laut Polizeiangaben am Sonntag rund 350.000 Menschen mit dem Papst die Heilige Messe.
Die Zelebration fand Anerkennung, weil sie trotz ihres Massencharakters eine „Zeit des Gebets und der inneren Sammlung“ war, wie die Internetseite Cantuale Antonianum anmerkte.
Die sogenannte „Papstbühne“ war der Apsis einer Basilika nachempfunden, die mit gigantischen Nachdrucken von Mosaiken Venedigs im byzantinischen Stil ausgestaltet waren wie der Markusdom. Der Altar wurde von einem Ziborium überdacht, dessen Säulen das riesige Presbyterium strukturierten. Dazu ein „großartiger, schlichter Ambon“, der sichtbar an jenen des Markusdoms erinnerte.
Es fehlte jedes ikonoklastische Weiß kahler Leere. Oder schlimmer noch, die Bühne eines Rockkonzertes oder einer politischen Kundgebung. Der päpstliche Zeremonienmeister Msgr. Guido Marini schuf mit den Zeremoniären des Patriarchen von Venedig eine virtuelle Kathedrale im Grünen, die einer Papstmesse würdig ist „und dem liturgischen Anliegen Papst Benedikts XVI. entsprochen haben dürfte“.
Cantuale Antonianum lobt weiters die Position der Bischöfe und Priester um den zelebrierenden Papst, das durch den Diakon gesungene Evangelium, der Vorrang der gregorianischen Choräle vor den Volksgesängen, die es dennoch gab („keine extravagante Neuheiten, sondern die bekannten Volksgesänge).
Die ministrierenden Seminaristen bewegten sich „feierlich und sicher“, angeleitet von den Paduaner Zeremoniären, den Liturgikern Don Gianandrea Di Donna und dem Franziskaner Andrea Massarin.
Als „wohltuend“ wurden die Anweisungen an die Hunderttausenden von Gläubigen empfunden: keine Fahnen, Fähnchen und Spruchbänder während der Zelebration zu schwenken oder hochzuhalten („schließlich befindet man sich nicht in einem Fußballstadium“). Eine Anweisung, die vom Volk Gottes perfekt und diszipliniert respektiert wurde, wie es bereits bei der Seligsprechung Papst Johannes Pauls II. am Petersplatz der Fall war. Ebenso die Anweisung, während der Liturgie nicht zu applaudieren, auch nicht am Ende der Predigt. Auch diese Anweisung wurde wurde exakt befolgt, was verdeutlicht, daß die Gläubigen sich in ehrlicher Frömmigkeit der Heiligkeit der Liturgie durchaus bewußt sind, beziehungsweise es ihnen leicht verständlich gemacht werden kann, wenn man sich die Mühe dazu nimmt.
„Setzen wir diesen Weg fort: Stück für Stück. Auch für Massenereignisse ist eine liturgisch angemessenen und würdige Zelebration möglich. Gestern wurde in Venedig der Beweis erbracht, daß es eine katholische und römische Form gibt, auch mit Hunderttausenden zu beten.“
(Cantuale Antonianum/Giuseppe Nardi, Bilder: Cantuale Antonianum)