(Rom) Das Amt für Philatelie und Numismatik der Kirchenstaates brachte pünktlich zum Reformationsgedenken am 31. Oktober eine Briefmarke zu Ehren Martin Luthers heraus.
Der Text lautet: „500 Jahre protestantische Reformation“ mit den beiden Jahreszahlen 1517 und 2017.
Die Briefmarke hat den Wert eines Euro.
Die Darstellung zeigt Martin Luther und Philipp Melanchton kniend unter dem Kreuz. Luther hält eine aufgeschlagene Bibel in der Hand, Melanchton ein Exemplar der Confessio Augustana.
Hergestellt werden die Briefmarken in Frankreich.
Luther selbst hätte sich das nie träumen lassen und wahrscheinlich nicht einmal gewollt. Abseits der einseitigen Höflichkeitsgeste, die Rom leistete, ist die Herausgabe der Briefmarke inhaltlich ebenso verwirrend, weil sinnwidrig, wie andere von Papst Franziskus gewünschte Initiativen zum Reformationsgedenken. Im Vatikan scheint man derzeit weder die Position Luthers noch jene der katholischen Kirche zu Luther ernst zu nehmen.
„Was für ein schöner Luther. Er kniet unter dem Kreuz“, lautete eine spontane Reaktion auf die Briefmarke. Welches Signal will der Vatikan damit aussenden? Ist das kollektive Bewußtsein, vor allem der Deutschen, nicht schon genug durch eine ahistorische Luther-Verklärung geprägt?
Der Vorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Heinrich Bedford-Strohm bezeichnete Luthers „Thesenanschlag“ vom 31. Oktober 1517 als einen „Akt der Befreiung“, einen „Akt der Befreiung für Luther persönlich, für die Kirche und für die Welt“. „Befreiung“ von wem? Von was? Die Widersprüchlichkeit der katholischen Beteiligung am Reformationsgedenken ist nicht nur aufgrund solcher Aussagen offensichtlich. Dennoch will Franziskus nichts davon wissen.
Das zuständige Amt des Vatikans hatte bereits zum Jahresbeginn die Veröffentlichung einer Luther-Reformations-Briefmarke angekündigt. Die Maßnahme wäre ohne höchste Billigung nie möglich gewesen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)