„Schließe nicht aus, daß Papst Franziskus sich mit Leuten umgibt, die in der Häresie sind“


Don Alfredo Morselli, Fundamentaltheologe, gehört zu den Erstunterzeichnern der Zurechtweisung wegen der Verbreitung von Häresien, die zu Amoris laetitia an Papst Franziskus gerichtet wurde.
Don Alfredo Morselli, Fundamentaltheologe, gehört zu den Erstunterzeichnern der Zurechtweisung wegen der Verbreitung von Häresien, die zu Amoris laetitia an Papst Franziskus gerichtet wurde.

(Rom) Don Alfre­do Mor­sel­li, ein in Ita­li­en sehr bekann­ter Prie­ster im Erz­bis­tum Bolo­gna, erklär­te in einem Inter­view sei­ne Grün­de, wes­halb er die Cor­rec­tio filia­lis wegen der Ver­brei­tung von Häre­si­en unter­zeich­net hat. Bolo­gna wur­de am ver­gan­ge­nen Sonn­tag von Papst Fran­zis­kus besucht. Don Mor­sel­li gehört zu den Erst­un­ter­zeich­nern, die am 11. August die Zurecht­wei­sung dem Papst zukom­men ließen.
Gebo­ren 1958 in Bolo­gna erleb­te er wäh­rend sei­nes Stu­di­ums an der Uni­ver­si­tät die Beru­fung zum Prie­ster­tum und trat 1980 in das Prie­ster­se­mi­nar ein. 1986 wur­de er für die Diö­ze­se Mas­sa zum Prie­ster geweiht. Seit­her zele­brier­te er in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus, obwohl es noch kein Motu pro­prio Eccle­sia Dei und schon gar nicht Sum­morum Pon­ti­fi­cum gab. Zu sei­nem Sil­ber­nen Prie­ster­ju­bi­lä­um sag­te er:

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„Als ich in die Pfarr­seel­sor­ge kam, pro­te­stier­ten des­halb die Nach­bar­prie­ster sofort gegen den Bischof.“

Dar­auf wur­de er zum Stu­di­um nach Rom geschickt. Wie­der zurück in sei­nem Bis­tum, „ver­bann­te“ man ihn in zwei „ent­le­ge­ne und sehr arme Berg­pfar­rei­en mit bau­fäl­li­gen Kir­chen“. „Der hei­li­ge Joseph mach­te es mög­lich, daß bei­de Kir­chen und die zwei Glocken­tür­me reno­viert und ein Kin­der­gar­ten errich­tet wer­den konn­te.“ Auch dort zele­brier­te er jeden Sonn­tag die hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus und bau­te einen Kir­chen­chor auf.
Par­al­lel lehr­te er Fun­da­men­tal­theo­lo­gie, Exege­tik und Grie­chisch. Nach dem Motu pro­prio Eccle­sia Dei bemüh­te er sich um Auf­nah­me in die neu­ge­grün­de­te Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus, was ihm aber von vor­ge­setz­ter Stel­le „wider­recht­lich“ ver­wei­gert wur­de. Man gab ihm von hoher Sei­te im Vati­kan zu ver­ste­hen, daß er auf einen Ein­spruch in Rom ver­zich­ten sol­le, um die ohne­hin im Kreuz­feu­er ste­hen­de Petrus­bru­der­schaft nicht zusätz­lich zu bela­sten. Statt­des­sen ent­fern­te man ihn „ele­gant“ aus dem Lehrbetrieb.

Don Morselli
Don Mor­sel­li

Nach­dem die Situa­ti­on in sei­nem Bis­tum so drückend gewor­den war, wech­sel­te er 2001 unter Kar­di­nal Gia­co­mo Bif­fi in das Erz­bis­tum Bolo­gna. Die ihm dort anver­trau­ten Pfar­rei­en waren ver­schul­det und die Kir­chen in „erbärm­li­chem Zustand“. Auch hier habe ihm der hei­li­ge Joseph bei­gestan­den, Kir­chen und Kas­sen zu sanie­ren. Jeden Tag, an Sonn- und Werk­ta­gen, zele­briert er die Hei­li­ge Mes­se in der über­lie­fer­ten Form. Er bemüh­te sich zudem um einen offi­zi­el­len Meß­ort des über­lie­fer­ten Ritus im Erz­bis­tum und konn­te dafür drei jun­ge Prie­ster gewin­nen. Aus der dar­aus ent­stan­de­nen Gemein­de sind min­de­stens fünf Prie­ster- und Ordens­be­ru­fun­gen her­vor­ge­gan­gen. Nach dem Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum war sein neu­er Erz­bi­schof, Car­lo Kar­di­nal Caf­farra, der erste resi­die­ren­de Kar­di­nal Ita­li­ens, der die Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus zelebrierte.
„Für das alles, ist das Erz­bis­tum Bolo­gna, die Diö­ze­se von Ler­ca­ro und Dos­set­ti nicht gera­de das gün­stig­ste Umfeld“, wie Don Mor­sel­li zu sei­nem 25jährigen Prie­ster­ju­bi­lä­um 2011 mein­te. Don Mor­sel­li ist Autor meh­re­rer Bücher.

Das Inter­view führ­te Bru­no Vol­pe von La Fede quo­ti­dia­na (FQ)

„Es herrscht objektiv eine Verwirrung“

FQ: Don Mor­sel­li, was hat Sie bewogen?

Don Mor­sel­li: Die in der Kir­che herr­schen­de Ver­wir­rung, in der fal­sche und auch häre­ti­sche Ideen und Vor­stel­lun­gen im Umlauf sind und sich aus­brei­ten. Damit es klar ist: Wie jeder fest­stel­len kann, der unser Doku­ment unbe­fan­gen und vor­be­halt­los liest, ist das Objekt der Cor­rec­tio filia­lis nicht die Per­son des Pap­stes, den nie­mand der Häre­sie bezichtigt

FQ: Was bean­stan­den Sie dann?

Don Mor­sel­li: Das Pro­blem ist ent­stan­den, weil die Dubia der vier Kar­di­nä­le zu Amo­ris lae­ti­tia nicht die Ant­wort erhal­ten habe, die sie ver­dient haben, so wie es auch unse­rem Schrei­ben vom 11. August ergan­gen ist. Weil das Schwei­gen andau­ert, haben wir es öffent­lich bekannt gemacht. Wir den­ken, daß zu Amo­ris lae­ti­tia – wen man sieht, was pas­siert – eine end­gül­ti­ge Klä­rung drin­gend not­wen­dig ist.

FQ: Was pas­siert nun?

Don Mor­sel­li: Es herrscht objek­tiv eine Ver­wir­rung. Es ist die Kir­che, die die­se Ver­wir­rung sowohl in der Seel­sor­ge als auch in der Leh­re erlebt. Was nach Amo­ris lae­ti­tia geschieht, ist der Beweis dafür. Ich selbst habe in einem frü­he­ren Inter­view gesagt, daß die Kir­che ihre Höl­le erlebt, wie die Got­tes­mut­ter in Fati­ma es ange­kün­digt hat. Ich blei­be aber Opti­mist, weil die Kir­che stand­hal­ten wird. Die Mäch­te der Fin­ster­nis wer­den sie nicht überwinden.

FQ: Amo­ris lae­ti­tia ver­brei­tet Häresien?

Don Mor­sel­li: Das Doku­ment ist gegen das Lehr­amt und die Tra­di­ti­on der Kir­che und es wider­spricht dem, was Johan­nes Paul II. gesagt hat. Das ist das Anlie­gen unse­rer Cor­rec­tio filia­lis: zu ver­mei­den, daß sich mit die­sem Doku­ment Ideen aus­brei­ten, die objek­tiv häre­tisch sind. Stan­des­amt­lich wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen die Kom­mu­ni­on zu spen­den, ist eine schwe­re Sün­de. Es ist häre­tisch. Die­ses Nach­ge­ben gegen­über einer Ethik der Situa­ti­on und der Umstän­de scheint mir gefähr­lich. Es ist im Gegen­teil viel­mehr dar­an zu erin­nern, daß es in sich schlech­te Hand­lun­gen gibt, die kein Umstand gut machen kann. Jemand zu den Sakra­men­ten zuzu­las­sen, der sich im Stand schwe­rer Sün­de befin­det, zer­stört die katho­li­sche Leh­re von der Ehe, der Eucha­ri­stie und der Beich­te. Es ist mög­lich, ich schlie­ße es nicht aus, daß der Papst sich mit Mit­ar­bei­tern umgibt, die in der Häre­sie sind und die nicht sein Wohl wol­len, son­dern fak­tisch sei­ne Fein­de sind. Ich den­ke, daß er schlecht bera­ten ist. Ich wie­der­ho­le aber: Wir sind nicht gegen die Per­son des Pap­stes, die wir nicht ankla­gen. Es han­delt sich nicht um eine ihm feind­lich geson­ne­ne Aktion.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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3 Kommentare

  1. Gut, dass Don Mor­sel­li klar und deut­lich sagt wor­um es geht, näm­lich nicht um die Per­son des Pap­stes, son­dern um die 7 häre­ti­schen The­sen in Amo­ris Laetitia.
    Ich hof­fe, dass mehr Geist­li­che dem fol­gen wer­den und in ein­fa­cher Art und Wei­se die 2000 Jah­re alte katho­li­sche Leh­re den Gläu­bi­gen bestä­ti­gen, die tat­säch­lich in Ver­wir­rung leben solang Berg­o­glio kei­nen Klar­text redet und allen Dis­kus­sio­nen zu AL ausweicht.

  2. Zitat: „Jeden Tag, an Sonn- und Werk­ta­gen zele­briert er die Hei­li­ge Mes­se in der über­lie­fer­ten Form.“

    Und somit ist er sicher auch Geg­ner der Hand­kom­mu­ni­on, die es in die­sem Ritus nicht gibt. Wel­che eine Got­tes­lie­be und sicher­lich mit tie­fen Glau­ben an das aller­hei­lig­ste Altarsakrament.

    Die Gemein­den kön­nen sich glück­lich schät­zen einen sol­chen Prie­ster zu haben.

    Beten wir auch heu­te am Prie­ster­don­ners­tag für sol­che Priester.
    „Herr schen­ke und Prie­ster die sich selbst und der Welt abge­stor­ben sind..“

  3. Don Mor­sel­li ist offen­sicht­lich eine ein­drucks­vol­le Prie­ster­per­sön­lich­keit, die in wid­ri­gen Umstän­den geformt und gestählt wur­de. Ich den­ke, daß vie­le Leser die­ser Sei­te an den wei­te­ren Ent­wick­lun­gen sei­ner „Kar­rie­re“ durch­aus inter­es­siert sind.
    Grazie!

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