Papst-Vertrauter: „Luthers Reformation war ein Ereignis des Heiligen Geistes“


Luther-Tagung an der Lateranuniversität
Luther-Tagung an der Lateranuniversität

(Rom) Bischof Nun­zio Galan­ti­no, von Papst Fran­zis­kus ernann­ter Gene­ral­se­kre­tär der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, fiel bereits in der Ver­gan­gen­heit mit wenig ortho­do­xen Stel­lung­nah­men auf.

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Er han­del­te Anfang 2016 den „Kom­pro­miß“ mit der ita­lie­ni­schen Links­re­gie­rung zur „Homo-Ehe“ aus, wäh­rend Papst und Vati­kan die zwei Mil­lio­nen Katho­li­ken und Men­schen guten Wil­lens, die gleich­zei­tig in Rom gegen die Ein­füh­rung der „Homo-Ehe“ und der Gen­der-Ideo­lo­gie an den Schu­len demon­strier­ten, im Regen ste­hen ließen.

Luther und Bischof Galantino
Luther und Bischof Galantino

In Sachen Homo­se­xua­li­tät reicht der Zeit­geist noch tie­fer in Galan­ti­nos Den­ken hin­ein. Für sei­ne Über­zeu­gun­gen ist er auch bereit, die Hei­li­ge Schrift zu ver­fäl­schen. Beim Welt­ju­gend­tag 2016 in Kra­kau, erzähl­te er den Jugend­li­chen in einer Kate­che­se eine Lüge. Es ging um das Schick­sal von Sodom und Gomor­ra. Laut Galan­ti­no sei Gott so barm­her­zig, daß auf die Für­spra­che Abra­hams Sodom geret­tet wur­de. In Wirk­lich­keit wur­den die bei­den Städ­te wegen der Sün­den-Greu­el, die dar­in began­gen wur­den, ver­nich­tet. Als Greu­el wird dabei von der Hei­li­gen Schrift aus­drück­lich die Homo­se­xua­li­tät genannt.

Einem Bischof unter­läuft kein sol­ches Ver­se­hen. Ein Ver­spre­cher kann es auch nicht gewe­sen sein, weil er zu treff­si­cher dem Zeit­geist hul­digt. Die­ser weht der­zeit homo­phil, und es ist eine Tat­sa­che, daß eini­ge Kir­chen­krei­se, dar­un­ter Galan­ti­no und Kuri­en­erz­bi­schof Vin­cen­zo Paglia, eine Neu­aus­rich­tung der Kir­che zur Homo­se­xua­li­tät anstre­ben. Ein sol­cher Ver­such wur­de auch auf der Fami­li­en-Dop­pel­syn­ode unter­nom­men, dann aber zurück­ge­stellt, als die Wider­stän­de zu hef­tig waren und das Risi­ko bestand, das Haupt­pro­jekt, die Neu­aus­rich­tung zu Schei­dung und Zweit­ehe, zu gefährden.

Luther-Tagung an Lateranuniversität

Am Don­ners­tag, 19. Okto­ber, fand an der Päpst­li­chen Late­ran­uni­ver­si­tät in Rom eine Tagung statt zum The­ma: „Lei­den­schaft für Gott. Spi­ri­tua­li­tät und Theo­lo­gie der Refor­ma­ti­on, 500 Jah­re nach ihrem Beginn“[1]Ori­gi­nal­ti­tel: „Pas­sio­ne per Dio. Spi­ri­tua­li­tà  e teo­lo­gia del­la Rif­or­ma a 500 anni dal suo albe­ggia­re“.  Galan­ti­no trat als Refe­rent auf und beton­te zunächst: “Eccle­sia sem­per refor­man­da num­quam defor­man­da“ (Die Kir­che ist immer zu refor­mie­ren, aber nie zu defor­mie­ren). Die wei­te­ren Aus­füh­run­gen lie­ßen dann aber staunen.

Die Num­mer Zwei der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, die Papst Fran­zis­kus beson­ders nahe­steht, zitier­te Mar­tin Luther:

„Ich war gegen alle Papi­sten, den Papst und den Ablaß, ich habe allein Got­tes Wort gepre­digt, sonst habe ich nichts getan. Wäh­rend ich geschla­fen habe, hat Got­tes Wort es gemacht, daß der Papst gestürzt ist.“

Luthers Ori­gi­nal aus einer Pre­digt des Jah­res 1522 klingt etwas anders:

„Nehmt euch ein Bei­spiel an mir. Ich bin dem Ablaß und allen Papi­sten ent­ge­gen gewe­sen, aber mit kei­ner Gewalt, ich habe allein Got­tes Wort getrie­ben, gepre­digt und geschrie­ben, sonst habe ich nichts getan. Das hat, wenn ich geschla­fen habe, wenn ich Wit­ten­ber­gi­sches Bier mit mei­nem Phil­ipp [Melan­chthon] und Ams­dorff getrun­ken habe, so viel getan, daß das Papst­tum so schwach gewor­den ist. Ich hab nichts getan, das Wort hat es alles gewirkt und aus­ge­rich­tet.“[2]D. Mar­tin Luthers Wer­ke, Kri­ti­sche Gesamt­aus­ga­be, Wei­mar 1883ff, 10,III, 18–19.

Luthers Reformation „ein Ereignis des Heiligen Geistes“?

Papst Franziskus mit Martin Luther im Hintergrund
Papst Fran­zis­kus mit Mar­tin Luther im Hintergrund

Hoch­mü­ti­ger Spott gehör­te bei Luther zum täg­li­chen Brot, doch er und sei­ne Aus­sa­ge sol­len an die­ser Stel­le nicht inter­es­sie­ren. Es geht dar­um, was Bischof Galan­ti­no an der Late­ran­uni­ver­si­tät sag­te, und wie er Luthers Wor­te wie­der­gab, die seit fünf Jahr­hun­der­ten als das gese­hen wur­den, was sie sind: eine Belei­di­gung der Katho­li­ken. Galan­ti­no ver­schärf­te die Aus­sa­gen Luthers sogar. Nicht etwa, um ihn dadurch deut­li­cher kri­ti­sie­ren, son­dern um ihn über­schweng­li­cher loben zu kön­nen. Denn im sel­ben Vor­trag sag­te der Gene­ral­se­kre­tär der Bischofskonferenz:

„Die von Mar­tin Luther vor 500 Jah­ren aus­ge­lö­ste Refor­ma­ti­on war ein Ereig­nis des Hei­li­gen Geistes.“

Wie kann Galan­ti­no das wis­sen und sich zudem dar­in sicher sein? Ganz einfach:

„Luther selbst hat sich nicht für den Urhe­ber der Refor­ma­ti­on gehal­ten indem er schrieb: ‚wäh­rend ich geschla­fen habe, hat Gott die Kir­che reformiert‘.“

Dar­aus fol­gert der Papst-Vertraute:

„Die Refor­ma­ti­on ent­spricht der Wahr­heit, die in der For­mel ‚Eccle­sia sem­per refor­man­da‘ aus­ge­drückt ist.“

Luther nahm „Sakramentalität des Wortes“ vorweg

Und wor­auf läuft das Gan­ze hin­aus? Das erklär­te Galan­ti­no mit einem Brücken­schlag, hier zitiert nach der Wie­der­ga­be durch die ultra­ber­go­glia­ni­sche Sei­te Faro di Roma:

„Laut der Num­mer Zwei der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz nimmt Luthers Lie­be für das Wort die Sakra­men­ta­li­tät des Wor­tes vor­weg, die vom Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil bekräf­tigt wurde.“

Galan­ti­no weiter:

„Auch heu­te braucht die Kir­che eine Reform[3]Im Ita­lie­ni­schen bedeu­tet das Wort „rif­or­ma“ sowohl Reform als auch Refor­ma­ti­on, den Unter­schied macht die Groß- oder Klein­schrei­bung, die beim gespro­chen Wort nicht erkenn­bar ist.. Und auch heu­te kann sie nur Gott allein verwirklichen.“

Kryp­tisch der Zusatz:

„Die zu refor­mie­ren­de Kir­che ist eine gekreu­zig­te Kirche.“

Gleich­zei­tig lob­te Galan­ti­no die „pro­phe­ti­sche Geste“ von Papst Fran­zis­kus im schwe­di­schen Lund, weil das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt am 31. Okto­ber 2016 an einem gemein­sa­men „Refor­ma­ti­ons­ge­den­ken“ mit den Luthe­ra­nern teilnahm.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Pon­ti­fi­cia Uni­ver­si­tà  Lateranense/​Il Timone/​MiL (Screen­shots)

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1 Ori­gi­nal­ti­tel: „Pas­sio­ne per Dio. Spi­ri­tua­li­tà  e teo­lo­gia del­la Rif­or­ma a 500 anni dal suo albeggiare“.
2 D. Mar­tin Luthers Wer­ke, Kri­ti­sche Gesamt­aus­ga­be, Wei­mar 1883ff, 10,III, 18–19.
3 Im Ita­lie­ni­schen bedeu­tet das Wort „rif­or­ma“ sowohl Reform als auch Refor­ma­ti­on, den Unter­schied macht die Groß- oder Klein­schrei­bung, die beim gespro­chen Wort nicht erkenn­bar ist.
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4 Kommentare

  1. Denk­faul­heit oder Denk­be­hin­de­rung – das ist die Frage.
    Nach dem Kon­zil trat mas­siv Denk­be­hin­de­rung auf. Jeder der sich auf den Geist des Kon­zils berief, ver­kün­de­te Neu­es. Und Neu­es gibt es in der Kir­che nicht. Nur alte Hüte, die aber mit Lie­be auf­ge­bür­stet, einen ver­tief­ten Glau­ben brin­gen können.

    Was Luther ange­zet­telt hat war eine Revo­lu­ti­on. Er selbst such­te ver­zwei­felt nach einem gnä­di­gen Gott, weil er selbst mit sei­nem Leben und sei­nem Gewis­sen nicht ins Rei­ne kam.

  2. Wäre es dann denn nicht kon­se­quent, ihn hei­lig zu spre­chen und die kath. „Gegen­re­for­ma­ti­on“ offi­zi­ell zu ver­dam­men? Oder grei­fe ich hier vor?
    Egal: Wäh­rend im besetz­ten kirch­li­chen Innen­raum offen­kun­dig der Irr­witz galop­piert, wird wenig­stens in der von mir besuch­ten Kapel­le St. Atha­na­si­us (Hat­ters­heim bei Frank­furt a.M.) am 31. Okto­ber in gebüh­ren­der, katho­li­scher Form der Refor­ma­ti­on „gedacht“: In der 18-Uhr-Mes­se wird die Votiv­mes­se zur Über­win­dung des Schis­mas gelesen…

    • Luther hat sich schon sel­ber ver­dammt, da nützt auch eine Hei­lig­spre­chung nichts. Es gibt nur ein Leib Chri­sti auf Erden, die Hei­li­ge Katho­li­sche Kirche!

  3. Die Refor­ma­ti­on war ein Ergeb­nis des eili­gen Gei­stes. Man lese eilig = to hur­ry. Die Wort­kon­no­ta­ti­on im Deut­schen, die vom eng­li­schen her hin zum Deut­schen gege­ben ist, mag man hier sel­ber erschlie­ßen. Luthers Haupt­pro­blem war die Leug­nung der mensch­li­chen Will­nesfrei­heit unter dem Dik­tat des Fleisches.

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