Kardinal Velasio De Paolis gestorben – Kardinal Kaspers Weg „ist abwegig“


Kardinal Valesio De Paolis ist am Samstag kurz vor seinem 82. Geburtstag gestorben. Das bisherige Hauptanliegen von Papst Franziskus, Kardinal Kaspers Vorschlag für wiederverheiratete Geschiedene, hielt er für "abwegig": "Wenn ich einen Weg gehe, muß ich verstehen, ob der Weg in die richtige Richtung führt".
Kardinal Valesio De Paolis ist am Samstag kurz vor seinem 82. Geburtstag gestorben. Das bisherige Hauptanliegen von Papst Franziskus, Kardinal Kaspers Vorschlag für wiederverheiratete Geschiedene, hielt er für "abwegig": "Wenn ich einen Weg gehe, muß ich verstehen, ob der Weg in die richtige Richtung führt".

(Rom) Am ver­gan­ge­nen Sams­tag, dem Tag, an dem in Bolo­gna Car­lo Kar­di­nal Caf­farra begra­ben wur­de, ist Vel­asio Kar­di­nal De Pao­lis gestor­ben. Bekannt wur­de der ita­lie­ni­sche Pur­pur­trä­ger als Kir­chen­recht­ler und Päpst­li­cher Dele­gat für die Legio­nä­re Chri­sti, zuletzt vor allem aber als uner­müd­li­cher Mah­ner vor dem Vor­schlag von Kar­di­nal Kas­per, die Schei­dung in der katho­li­schen Kir­che einzuführen.

Jurist, Consultor, Dikasterienleiter

Anzei­ge

Gebo­ren am 19. Sep­tem­ber 1935 in Son­ni­no, einem klei­nen Ort im ehe­ma­li­gen Kir­chen­staat, trat er in jun­gen Jah­ren in die Kon­gre­ga­ti­on der Mis­sio­na­re vom Hei­li­gen Karl Bor­ro­mä­us ein. 1955 leg­te er die zeit­li­chen, 1958 die ewi­gen Gelüb­de war. 1962 zum Prie­ster geweiht, stu­diert De Pao­lis Kir­chen­recht an der Gre­go­ria­na, an der 1971 zum Pro­fes­sor für Kano­ni­sches Recht beru­fen wur­de. 1987 erfolg­te im sel­ben Fach sei­ne Beru­fung an die Urba­nia­na, an der er auch Dekan der Rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät wurde.

Als Con­sul­tor war der bekann­te Kir­chen­recht­ler für zahl­rei­che Dik­aste­ri­en an der Römi­schen Kurie tätig, dar­un­ter vor allem den Päpst­li­chen Rat für die Inter­pre­ta­ti­on der Geset­zes­tex­te, die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, die Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on und ande­re mehr.

2003 wur­de er durch Papst Johan­nes Paul II. zum Sekre­tär des Ober­sten Gerichts­ho­fes der Apo­sto­li­schen Signa­tur ernannt, als der er unter Kar­di­nal Ago­sti­no Val­li­ni tätig war. 2008 wur­de er selbst Dik­aste­ri­en­lei­ter, als ihn Papst Bene­dikt XVI. zum Prä­fek­ten für die öko­no­mi­schen Ange­le­gen­hei­ten des Hei­li­gen Stuhls ernann­te und 2010 in den Kar­di­nals­rang erhob. Sei­ne Titel­kir­che war die 1985 errich­te­te Dia­ko­nie Ges๠Buon Pasto­re alla Montagnola.

2010-2014 leitete Kardinal De Paolis als Delegat die Legionäre Christi
2010–2014 lei­te­te Kar­di­nal De Pao­lis als Dele­gat die Legio­nä­re Christi

Weni­ge Mona­te vor sei­ner Kar­di­nals­kre­ierung beauf­trag­te ihn Bene­dikt XVI. als Päpst­li­chen Dele­ga­ten die Lei­tung der Legio­nä­re Chri­sti zu über­neh­men und den Orden, der durch die bekannt­ge­wor­de­nen Miß­brauchs­skan­da­le des Ordens­grün­ders Mar­cial Maciel Degollado und des­sen im Orden errich­te­ten Bezie­hungs­sy­stem in eine Kri­se gera­ten war, zu rei­ni­gen und in geord­ne­te Bah­nen zu len­ken. Kar­di­nal De Pao­lis erwies sich gegen­über dem Orden als „sor­gen­der Vater“ und konn­te ihm in mehr als drei Jah­ren erfolg­reich eine Neu­aus­rich­tung geben. 2012 weih­te er per­sön­lich in der Late­ran­ba­si­li­ka 44 Legio­nä­re zu Prie­stern. Als er sei­nen Auf­trag für erfüllt betrach­te­te, berief er ein Gene­ral­ka­pi­tel ein, das im Janu­ar 2014 eine neue Ordens­lei­tung wähl­te und dem Orden die Eigen­stän­dig­keit zurückgab.

Bereits 2011 war er aus Alters­grün­den als Prä­fekt eme­ri­tiert worden.

Iustitia in caritate – Warner vor falschen Wegen

Ganz sei­nem Wahl­spruch Ius­ti­tia in cari­ta­te fol­gend wand­te er sich in den letz­ten Lebens­jah­ren ent­schie­den gegen die von Papst Fran­zis­kus unter­stütz­te The­se von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per zur Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zur Kommunion.

Nur weni­ge Wochen nach Kas­pers Vor­trag beim Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um vom 20. Febru­ar 2014, der die gan­ze Fra­ge der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen ins Rol­len brach­te und Anstoß zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Doku­ment Amo­ris lae­ti­tia wur­de, nütz­te Kar­di­nal De Pao­lis am 27. März des­sel­ben Jah­ren die Eröff­nung des neu­en Gerichts­jah­res am Kir­chen­ge­richt von Umbri­en, um mit Kar­di­nal Kas­per die Klin­gen zu kreu­zen. In sei­ner Rede „Die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen und die Sakra­men­te der Eucha­ri­stie und der Buße“ trat der Kir­chen­ju­rist auf 40 Sei­ten sei­nem deut­schen Mit­bru­der auf gan­zer Linie entgegen.

Auf die Fra­ge Kas­pers, ob es auch für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen einen „Mit­tel­weg zwi­schen Stren­ge und Lax­heit“ geben kön­ne, gebe es „kei­ne posi­ti­ve Ant­wort“ so Kar­di­nal De Pao­lis. Die­ser führ­te wört­lich aus:

„Abge­se­hen von den guten Absich­ten, scheint auf die­se Fra­ge kei­ne posi­ti­ve Ant­wort mög­lich zu sein. Abge­se­hen von den ver­schie­de­nen Situa­tio­nen, in denen sich die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen befin­den, ist allen die­sen Situa­tio­nen aber das­sel­be Pro­blem gemein­sam: die Unzu­läs­sig­keit eines Zusam­men­le­bens ‚more uxorio‘ zwi­schen zwei Per­so­nen, die nicht durch ein wirk­li­ches Ehe­band mit­ein­an­der ver­bun­den sind. Die stan­des­amt­li­che Ehe ist in Wirk­lich­keit kein Ehe­band. Gemäß kirch­li­cher Leh­re hat sie nicht ein­mal den Anschein einer Ehe, wes­halb die Kir­che von einem Angriff gegen die Ehe spricht. Ange­sichts einer sol­chen Situa­ti­on ist nicht ersicht­lich, wie ein Geschie­de­ner die sakra­men­ta­le Los­spre­chung erhal­ten könn­te, um Zugang zur Eucha­ri­stie zu bekom­men. Um für wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen den Zugang zur Eucha­ri­stie zu recht­fer­ti­gen, wer­den oft Begrün­dun­gen ange­führt, die mehr den Anschein von Gut­mü­tig­keit und Legi­ti­ma­ti­on haben.“

Zugleich trat der Kar­di­nal dem Ver­such ent­ge­gen, den er bei Kas­per aus­mach­te, die Barm­her­zig­keit Got­tes gegen des­sen Gerech­tig­keit aus­spie­len zu wollen:

„Oft und zu Recht sagt man, daß wir nicht geru­fen sind, die Men­schen zu ver­ur­tei­len. Das Urteil steht in der Tat Gott zu. Eine Sache aber ist es, zu ver­ur­tei­len, eine ganz ande­re, eine Situa­ti­on mora­lisch zu bewer­ten, um zu unter­schei­den, was gut und was böse ist; um zu prü­fen, ob etwas dem Plan Got­tes für den Men­schen ent­spricht oder nicht. Die­se Bewer­tung ist zwin­gend not­wen­dig. Ange­sichts der ver­schie­de­nen Lebens­si­tua­tio­nen, wie jener der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen kann und muß man sagen, daß wir nicht ver­ur­tei­len, son­dern hel­fen müs­sen. Wir kön­nen uns aber nicht dar­auf beschrän­ken, nicht zu ver­ur­tei­len. Wir sind geru­fen, die­se Situa­ti­on im Licht des Glau­bens und des gött­li­chen Plans, des Wohls der Fami­lie, der betrof­fe­nen Per­so­nen und vor allem von Got­tes Gesetz und sei­ner Lie­be zu bewer­ten. Andern­falls lau­fen wir Gefahr, nicht mehr imstan­de zu sein, das Gesetz Got­tes zu schät­zen. Mehr noch, es gera­de­zu für ein Übel zu hal­ten, da wir ja die Schuld an allem Übel einem Gesetz geben. Auf­grund einer gewis­sen Dar­stel­lung der Din­ge scheint es gera­de so, als wür­de es uns bes­ser gehen, wenn es das Gesetz der Unauf­lös­lich­keit der Ehe nicht gäbe. Eine Abir­rung, die die Fehl­ent­wick­lun­gen in der Art wie wir den­ken und argu­men­tie­ren erken­nen läßt.“

Beitrag zum Sammelband „In der Wahrheit Christi bleiben“

"In der Wahrheit Christi bleiben"
„In der Wahr­heit Chri­sti bleiben“

Kurz vor Beginn der ersten Bischofs­syn­ode über die Fami­lie betei­lig­te sich Kar­di­nal De Pao­lis im Som­mer 2014 neben vier wei­te­ren Kar­di­nä­len am Sam­mel­band „In der Wahr­heit Chri­sti blei­ben: Ehe und Kom­mu­ni­on in der katho­li­schen Kir­che“ (die deut­sche Aus­ga­be erschien Ende Sep­tem­ber im Ech­ter Ver­lag). Dar­in wur­de sei­ne Rede vom März abge­druckt, nach­dem sie bereits zuvor in Spa­ni­en, in der Zeit­schrift Ius Com­mu­nio­nis (2/​2014) und in Ita­li­en (Inter­net­sei­te des Kir­chen­ge­rich­tes Umbri­en) ver­öf­fent­licht wor­den war.

Als die Bischofs­syn­ode im Okto­ber die befürch­te­te Rich­tung bestä­tig­te, erhob Kar­di­nal De Pao­lis am 26. Novem­ber 2014 auf einer Kir­chen­rechts­ta­gung der Uni­ver­si­tät San Dama­so von Madrid erneut sei­ne war­nen­de Stim­me. Kon­kret nahm De Pao­lis den Absatz 52 des Syn­oden-Schluß­be­richts ins Visier, den er als „wider­sprüch­lich“ kritisierte.

„Die Neu­ig­kei­ten, die damit ein­ge­führt wür­den, wären – falls appro­biert – in ihren Fol­gen unvor­stell­bar schwerwiegend.“

Sie wür­den sogar die Fun­da­men­te des Glau­bens­dog­mas und der katho­li­schen Moral­leh­re unter­gra­ben. Der Absatz des Schluß­be­richts bestehe „aus unter­schied­li­chen, nicht homo­ge­nen Tei­len, die sich zum Teil sogar wider­spre­chen, unan­ge­mes­sen, nicht völ­lig geeig­net oder unvoll­stän­dig sind, um sich mit dem kirch­li­chen Lehr­amt ver­bin­den zu können“.

In Madrid wie­der­hol­te er sei­ne bereits im März geäu­ßer­te Fun­da­men­tal­kri­tik, daß Kas­pers Vor­schlag „von kei­nem trif­ti­gen und gül­ti­gen Argu­ment gestützt“ wer­de. Abge­se­hen davon, sei der Vor­schlag bereits zu einem frü­he­ren Zeit­punkt „von der zustän­di­gen Auto­ri­tät geprüft und abge­lehnt wor­den“, weil dar­in kei­ne Ele­men­te gefun­den wer­den konn­ten, ihn „gemäß den dok­tri­nel­len Grund­sät­zen der kirch­li­chen Doku­men­te“ anzu­er­ken­nen. Es gehe schließ­lich um eine schwe­re Ver­let­zung der Ehe­mo­ral und der kirch­li­chen Ord­nung, die eine Zulas­sung zur Eucha­ri­stie nicht erlau­be. Aus die­sem Grund hät­ten die kirch­li­chen Doku­men­te nie einen Unter­schied zwi­schen ver­schie­de­nen Kate­go­rien von Per­so­nen gemacht, die in irre­gu­lä­ren Ver­bin­dun­gen leben, so der Kar­di­nal. Mehr noch: „In man­chen Fäl­len“, könn­te die Zulas­sung einer irre­gu­lä­ren Situa­ti­on zur Eucha­ri­stie, die Situa­ti­on noch „ver­schlim­mern: sie könn­te als Beloh­nung und als Ein­la­dung erschei­nen, neue Ver­bin­dun­gen ein­zu­ge­hen“, so De Paolis.

„Kirche hat keine andere Möglichkeit, als Kaspers Vorschlag zurückzuweisen“

Wor­in aber soll­te dann die im Syn­oden-Schluß­be­richt gefor­der­te „Ver­tie­fung“ der Fra­ge bestehen, frag­te sich Kar­di­nal De Pao­lis. Ein ver­tief­tes Stu­di­um der kirch­li­chen Leh­re kön­ne damit nicht gemeint sein, denn das sei bereits erfolgt und die Sache klar. Also kön­ne nur eine „mög­li­che Aus­nah­me­re­ge­lung“ gemeint sein, was in nicht gerin­gem Maße irritiere.

Bei den wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen, wie bei ande­ren irre­gu­lä­ren Ver­bin­dun­gen, sei­en die grund­le­gen­den und unab­ding­ba­ren Vor­aus­set­zun­gen für den Zugang zur Eucha­ri­stie nicht erfüllt, wes­halb die kirch­li­che Auto­ri­tät gar nicht anders han­deln kön­ne, als den Zugang zu ver­wei­gern, da sie weder über das Natur­recht noch das Got­tes­ge­setz ver­fü­gen könne.

Kar­di­nal De Pao­lis wider­sprach mit Nach­druck dem von Kas­pe­ria­nern behaup­te­ten Ein­druck, es hand­le sich ledig­lich um eine Fra­ge der kirch­li­chen Ord­nung. Viel­mehr gehe es, so der Kar­di­nal, um die Fun­da­men­te des christ­li­chen Lebens, da zumin­dest drei von sie­ben Sakra­men­ten direkt berührt wer­den: das Ehe­sa­kra­ment, das Altar­sa­kra­ment und das Buß­sa­kra­ment. Die Ehe sei daher nicht eine Fra­ge des kirch­li­chen Rechts, son­dern des gött­li­chen Rechts. Die Kir­che habe kei­ne Mög­lich­keit, etwas dar­an zu ändern und kön­ne gar nicht anders, als Kas­pers Vor­schlag zurück­zu­wei­sen, denn andern­falls wür­de sie den Wil­len Got­tes in Fra­ge stellen.

Der Kar­di­nal ließ daher auch kei­nen Zwei­fel, daß die Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur Kom­mu­ni­on nicht nur eine Ände­rung der Pra­xis, son­dern eine Ände­rung der Glau­bens­leh­re wäre. An die­ser Tat­sa­che ände­re nichts, daß deren Ver­fech­ter das genaue Gegen­teil behaupten.

Als „unvor­stell­bar schwer­wie­gen­de“ Fol­gen nann­te der Kardinal:

  • weil die Zulas­sung einer Per­son im Stand der Tod­sün­de mit kirch­li­cher Zustim­mung zur Kom­mu­ni­on die Gefahr des Sakri­legs und der Schän­dung der Eucha­ri­stie in sich birgt;
  • weil damit gene­rell der Grund­satz in Fra­ge gestellt wür­de, daß als Zugang zur Eucha­ri­stie der Stand der hei­lig­ma­chen­den Gna­de Vor­aus­set­zung ist, beson­ders jetzt, wo in der Kir­che eine all­ge­mei­ne Pra­xis des Kom­mu­nion­emp­fan­ges ohne vor­he­ri­ge sakra­men­ta­le Beich­te ein­ge­führt wur­de oder ein­ge­führt wird, mit allen nega­ti­ven Fol­gen, die die­se Pra­xis mit sich bringt;
  • weil die Zulas­sung eines Gläu­bi­gen, der more uxorio lebt, auch die Infra­ge­stel­lung der auf dem Sech­sten Gebot grün­den­den Sexu­al­mo­ral bedeu­ten würde;
  • und schließ­lich weil auf die­se Wei­se dem außer­ehe­li­chen Zusam­men­le­ben Bedeu­tung bei­gemes­sen wür­de und fak­tisch der Grund­satz der Unauf­lös­lich­keit der Ehe geschwächt würde.

Replik auf Alberto Melloni: „Ich will die Freiheit haben, zu sagen, was ich denke“

Alber­to Mel­lo­ni, der Lei­ter der pro­gres­si­ven „Schu­le von Bolo­gna“ unter­stell­te im Febru­ar 2015 der Kri­tik von Kar­di­nä­len wie De Pao­lis, ein „Kom­plott gegen den Papst“ zu betrei­ben. De Pao­lis ant­wor­te­te in La Repubbli­ca, der ein­zi­gen Tages­zei­tung, die Papst Fran­zis­kus laut eige­ner Angabe„täglich“ liest:

„Es gibt kein Kom­plott, son­dern nur den Wil­len, eine Posi­ti­on zum Aus­druck zu brin­gen. Ich will die Frei­heit haben, zu sagen, was ich denke.“

Der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti berich­te­te im Juni 2015 unter Beru­fung auf Ohren­zeu­gen, daß Papst Fran­zis­kus bei einem Tref­fen mit den ita­lie­ni­schen Bischö­fen hin­ter ver­schlos­se­nen Türen zum Sam­mel­band vom Som­mer 2014 Stel­lung nahm, an dem sich Kar­di­nal De Pao­lis betei­ligt hat­te. Wenn schon nicht wört­lich, so doch sinn­ge­mäß habe Fran­zis­kus gesagt:

„Eini­ge Kar­di­nä­le haben ein Buch her­aus­ge­ge­ben mit der ein­zi­gen Absicht, gegen Kas­per zu kämp­fen, das schon ist eine Todsünde.“

Kardinal De Paolis
Kar­di­nal De Paolis

Des­sen­un­ge­ach­tet hielt Kar­di­nal De Pao­lis an sei­ner Kri­tik fest und wie­der­hol­te sie im Okto­ber 2015 auf einer Tagung zum The­ma „Ehe und Fami­lie. Zwi­schen Dog­ma und Pra­xis der Kir­che“. Die Barm­her­zig­keit exi­stie­re nur dann, wenn sie sich an die Wahr­heit hal­te. Alles ande­re sei nur Sen­ti­men­ta­li­tät. Mit Kas­pers Vor­schlag wer­de der fal­sche Weg zur Lösung einer wirk­li­chen Kri­se beschrit­ten. Die Kri­se der Fami­lie sei eine Fol­ge der mora­li­schen Kri­se der moder­nen Welt, der Glau­bens­kri­se und der Wahr­heits­kri­se. Kas­per hielt er die Enzy­kli­ka Eccle­sia de Eucha­ri­stia über den wür­di­gen Kom­mu­nion­emp­fang ent­ge­gen. Des­sen Vor­schlag, Wege zur Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zur Kom­mu­ni­on zu suchen, bezeich­ne­te De Pao­lis als „abwe­gig“.

„Wenn ich einen Weg gehe, muß ich verstehen, ob ich in die richtige Richtung gehe“

Das letz­te gro­ße Inter­view des Kir­chen­recht­lers wur­de Anfang Febru­ar 2016 dem Natio­nal Catho­lic Regi­ster ver­öf­fent­licht. Das war nach dem Abschluß der zwei­ten Bischofs­syn­ode, aber noch vor Ver­öf­fent­li­chung von Amo­ris lae­ti­tia. De Pao­lis sag­te damals, Fran­zis­kus habe mehr­fach betont, kei­ne Lehr­fra­gen auf­wer­fen zu wol­len, son­dern einen „Weg“ suchen zu wollen.

„Nur, wenn ich einen Weg gehe, muß ich ver­ste­hen, ob ich in die rich­ti­ge Rich­tung gehe. Wenn ich einen Weg gehe, muß ich ver­ste­hen, ob ich mit dem Gesetz über­ein­stim­me. Wenn ich einen Weg gehe, muß ich ver­ste­hen, ob mei­ne Schrit­te mit der Wahr­heit übereinstimmen.“

Gleich­zei­tig bekräf­tig­te er:

„Wie könn­te man eine Pra­xis ver­wen­den, die von Johan­nes Paul II. ver­wei­gert wur­de. […] Die Pra­xis kann nicht der Leh­re wider­spre­chen. Die Richt­li­ni­en der Bischö­fe kön­nen nicht gegen die Richt­li­ni­en des Lehr­am­tes ver­sto­ßen. Wir kön­nen kei­ne Seel­sor­ge haben, die der Leh­re widerspricht.“

Dann wur­de es ruhi­ger um den Kar­di­nal, des­sen Kräf­te nach­lie­ßen. Am 9. Sep­tem­ber 2017 ist er zehn Tage vor sei­nem 82. Geburts­tag verstorben.

Requiescat in pace

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL/​Youtube (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Die­ser wei­se Mann hat zu Berg­o­gli­os Zer­stö­rungs­plä­nen im Prin­zip und in aller Deut­lich­keit alles gesagt, was zu sagen ist. 

  2. Es gibt nur einen Weg, der Klar­heit verschafft:
    Die Ehe ist wohl über­all auf der Welt eine öffent­li­che Ange­le­gen­heit. Das gilt selbst­ver­ständ­lich auch für die Kir­che, die die­se gött­li­che Ein­rich­tung ver­tei­di­gen muß. Zum Schutz der Kin­der und eigent­lich auch der Ehe­leu­te. [Schei­dung macht in vie­len Fäl­len arm!] 

    Die zivil Ver­hei­ra­te­ten haben zuvor ein­mal öffent­lich einer ande­ren Per­son Treue gelobt. Wenn sie also zur Kom­mu­ni­on gehen wol­len, dann müs­sen sie auch öffent­lich Ent­halt­sam­keit ver­spre­chen. Dann ist die Ord­nung weit­ge­hend wie­der hergestellt.

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