Dementierte Begegnung mit Venezuelas Bischöfen – Papst spricht von Dialog, den Kardinal Urosa für „unmöglich“ hält


Papst Franziskus mit der Delegation der venezolanischen Bischöfe gestern in Bogota. Ein Phototermin, der dem Kirchenoberhaupt nicht sonderlich zugesagt zu haben scheint.
Papst Franziskus mit der Delegation der venezolanischen Bischöfe gestern in Bogota. Ein Phototermin, der dem Kirchenoberhaupt nicht sonderlich zugesagt zu haben scheint.

(Bogo­ta) Am 1. Sep­tem­ber gab das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt eine Pres­se­kon­fe­renz zur Papst-Rei­se nach Kolum­bi­en. Dabei stell­te Vati­kan­spre­cher Greg Bur­ke im Zusam­men­hang mit Fra­gen nach mög­li­chen Tref­fen und Gesprä­chen klar:

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„Papst Fran­zis­kus sieht kei­ne Begeg­nung mit Gue­ril­le­ros der FARC, Mit­glie­dern der Oppo­si­ti­on und vene­zo­la­ni­schen Bischö­fen vor.“

So zitier­te ihn die Pres­se­agen­tur EFE, wäh­rend die katho­li­sche Pres­se­agen­tur Zenit schrieb:

„Der Spre­cher des Hei­li­gen Stuhls sag­te heu­te, daß ‚es kein orga­ni­sier­tes Tref­fen des Pap­stes mit vene­zo­la­ni­schen Bischö­fen‘ und ‚kein Tref­fen mit FARC, ELN und ande­ren Oppo­si­ti­ons­grup­pen haben wird.“

Die Sym­pa­thien für Papst Fran­zis­kus für das sozia­li­sti­sche, „boli­va­ri­sche“ Revo­lu­ti­ons­re­gime in Vene­zue­la ist bekannt. Den­noch ist Teil die­ser Klar­stel­lung bereits Maku­la­tur. Wie die Vene­zo­la­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz gestern offi­zi­ell bekannt­gab, fand in Bogo­ta ein Tref­fen zwi­schen einer Dele­ga­ti­on der Bischö­fe und Papst Fran­zis­kus statt, um über „die Kri­se in Vene­zue­la“ zu sprechen.

„Nach der eucha­ri­sti­schen Zele­bra­ti­on des Hei­li­gen Vaters im Simon-Boli­var-Park von Bogo­ta, an der kolum­bia­ni­sche und latein­ame­ri­ka­ni­sche Kar­di­nä­le und Bischö­fe und zahl­rei­che Prie­ster kon­ze­le­brier­ten, wur­den die Bischö­fe Vene­zue­las von Papst Fran­zis­kus empfangen.“

Die Dele­ga­ti­on bestand aus Kar­di­nal Jor­ge Uro­sa, Kar­di­nal Bal­ta­zar Por­ras, Msgr. Jose Luis Azu­a­je und Msgr. Mario Moron­ta, die Vize-Prä­si­den­ten der Vene­zo­la­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, und Msgr. Jesus Gon­za­lez de Zara­te, Weih­bi­schof von Cara­cas und ehe­ma­li­ger Gene­ral­se­kre­tär der Bischofs­kon­fe­renz. Sie infor­mier­ten Papst Fran­zis­kus über die Kri­se in Vene­zue­la und die Radi­ka­li­sie­rung der Regie­rung. Die Bischö­fe teil­ten zudem ihre Posi­ti­on mit, die „an der Sei­te des Vol­kes“ sei.

Papst Fran­zis­kus habe „allen Vene­zo­la­nern sei­ne Nähe bekun­det und sei­nen Segen über­mit­telt“. Er habe zudem erklärt, „mit Sor­ge die Ent­wick­lung in Vene­zue­la zu verfolgen“.

Es habe sich um eine „kur­ze Begeg­nung“ gehan­delt, wie es in der Erklä­rung der Bischofs­kon­fe­renz heißt, in der zugleich die Ver­bun­den­heit und Ein­heit mit dem Papst betont wurde.

Soweit die offi­zi­el­le Wie­der­ga­be der Begeg­nung von Sei­ten der Bischö­fe. Der Vati­kan äußer­te sich nicht dazu. Auf dem Flug nach Kolum­bi­en sag­te Papst Fran­zis­kus zu den mit­rei­sen­den Journalisten:

„Zudem möch­te ich sagen, daß wir auf dem Flug über Vene­zue­la flie­gen wer­den. Und daher ein Gebet auch für Vene­zue­la, damit der Dia­log geführt wer­de und das Land eine schö­ne Sta­bi­li­tät durch den Dia­log mit allen finde.“

Genau die­sen „Dia­log“ erklär­te Jor­ge Kar­di­nal Uro­sa, der Erz­bi­schof von Cara­cas und Pri­mas von Vene­zue­la in einem Inter­view mit NTN24 nach der Begeg­nung mit Papst Fran­zis­kus für „unmög­lich“.

Der Kar­di­nal sag­te wörtlich:

„Die Regie­rung ist dabei, ein tota­li­tä­res, kom­mu­ni­sti­sches Staats­sy­stem zu errich­ten und hört nicht die Grün­de, wenn wir sagen, daß die­ser Weg ein fal­scher Weg ist“.

Die Aus­sa­ge des Kar­di­nals läßt erah­nen, daß die Vene­zue­la-Kri­se bei der Begeg­nung mit dem Papst ziem­lich kon­tro­vers bespro­chen wor­den sein wird.

Nach dem aus­drück­li­chen Demen­ti einer Begeg­nung mit den vene­zo­la­ni­schen Bischö­fen durch den Vati­kan­spre­cher am ver­gan­ge­nen 1. Sep­tem­ber, steht die Fra­ge im Raum, wie es um die ande­ren bei­den demen­tie­ren Begeg­nun­gen mit den mar­xi­sti­schen Gue­ril­le­ros steht. Die FARC haben sich mit 1. Sep­tem­ber in eine poli­ti­sche Par­tei umge­wan­delt und wer­den im kom­men­den Jahr erst­mals als radi­ka­le Lin­ke auf Stim­men­fang gehen. Die Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on ELN, die Gue­ril­la­or­ga­ni­sa­ti­on mit dem „höch­sten Prie­ster­an­teil“ der Geschich­te, hat ihren bewaff­ne­ten Kampf noch nicht aufgegeben.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: cev​.org

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