Vatikan errichtet „globales Anti-Mafia- und Anti-Korruptionsnetzwerk“


Vatikan schafft "globales Netzwerk" gegen Mafia und Korruption und prüft, ob es dafür die Tatstrafe der Exkommunikation geben könnte.
Vatikan schafft "globales Netzwerk" gegen Mafia und Korruption und prüft, ob es dafür die Tatstrafe der Exkommunikation geben könnte.

(Rom) Der Vati­kan „gibt, gemäß der Linie wie­der­hol­ter Auf­ru­fe von Papst Fran­zis­kus, dem Kampf gegen die Mafia und die Kor­rup­ti­on vol­len Schub“, so die ita­lie­ni­sche Nach­rich­ten­agen­tur ANSA.

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Nach dem inter­na­tio­na­len Anti-Kor­rup­ti­ons­gip­fel, der am 15. Juni im Vati­kan statt­fand, wird der Rat der Gerech­tig­keit des neu­en vati­ka­ni­schen Dik­aste­ri­ums für die ganz­heit­li­che Ent­wick­lung des Men­schen „ein inter­na­tio­na­les Netz­werk“ auf­bau­en. Das geht auch dem Schluß­do­ku­ment der Tagung her­vor, das heu­te ver­öf­fent­licht wur­de. Bei dem Gip­fel war „der Wil­le deut­lich gewor­den, gemein­sam gegen die ver­schie­de­nen For­men der Kor­rup­ti­on, des orga­ni­sier­ten Ver­bre­chens und der Mafia vorzugehen“.

Zum neu­en Anti-Mafia- und Anti-Kor­rup­ti­ons-Netz­werk heißt es im Schlußdokument:

„Die Kir­che in der Welt ist bereits ein Netz­werk und des­halb kann und muß es sich mit Mut, Ent­schlos­sen­heit, Trans­pa­renz, Geist der Zusam­men­ar­beit und Krea­ti­vi­tät in den Dienst die­ser Absicht stellen.“

Das Schluß­do­ku­ment bestä­tig­te ein Stich­wort, das beim Gip­fel­tref­fen in das Casi­na Pio IV gefal­len ist, und die „Exkom­mu­ni­ka­ti­on“ wegen Mafia und Kor­rup­ti­on prüft.

„Der Rat wird durch die Bischofs­kon­fe­ren­zen und die Orts­kir­chen das Stu­di­um einer glo­ba­len Ant­wort bezüg­lich einer Exkom­mu­ni­ka­ti­on der Mafio­si und der ihnen nahe­ste­hen­den kri­mi­nel­len Orga­ni­sa­tio­nen prü­fen sowie bezüg­lich der Per­spek­ti­ven einer Exkom­mu­ni­ka­ti­on wegen Korruption.“

Bereits Mit­te Juni hat­te es gehei­ßen, der Vati­kan „denkt an eine Exkom­mu­ni­ka­ti­on wegen Kor­rup­ti­on und Mafia“, so am 17. Juni die Tages­zei­tung Il Fat­to Quo­ti­dia­no. Papst Fran­zis­kus hat­te in sei­ner Rede auf dem Gip­fel­tref­fen gesagt:

„Die Ille­ga­li­tät tritt die Wür­de des Men­schen mit Füßen. (…) Die Kir­che ist geru­fen, eine Rol­le an vor­der­ster Front zu spielen.“

Papst Fran­zis­kus sprach erst­mals im Herbst 2013 davon, daß Mafia-Ange­hö­ri­ge „exkom­mu­ni­ziert“ sei­en. Anfang Juni 2014 wie­der­hol­te er die Aus­sa­ge gegen­über dem mexi­ka­ni­schen Staats­prä­si­den­ten, der Fran­zis­kus in Audi­enz besuch­te, und am 21. Juni beim Besuch in Cass­a­no dell’Jonio in Kalabrien.

Der Anti-Kor­rup­ti­ons­gip­fel im Vati­kan war von der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten unter der Lei­tung von Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do orga­ni­siert wor­den, der unter Papst Fran­zis­kus für poli­ti­schen Ange­le­gen­hei­ten und die Kon­tak­te zu inter­na­tio­na­len Insti­tu­tio­nen zustän­dig ist. Am Gip­fel nah­men rund 50 Anti-Mafia- und Anti-Kor­rup­ti­ons-Staats­an­wäl­te und Rich­ter teil sowie Bischö­fe und „Per­sön­lich­kei­ten vati­ka­ni­scher Insti­tu­tio­nen, ver­schie­de­ner Staa­ten und der Ver­ein­ten Natio­nen sowie Vor­sit­zen­de von Bewe­gun­gen, Opfer, Jour­na­li­sten, Wis­sen­schaft­ler, Intel­lek­tu­el­le und eini­ge Botschafter“.

Unter den Teil­neh­mern befand sich auch Raf­fe­le Can­to­ne, der Vor­sit­zen­de der Natio­na­len Anti-Kor­rup­ti­ons­be­hör­de ANAC von Italien.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insi­der (Screen­shot)

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4 Kommentare

  1. Ein „glo­ba­les Netz­werk gegen Mafia und Kor­rup­ti­on“; dafür ist wohl die Poli­tik zustän­dig! Die Kir­che soll­te sich gemäß sei­nem Stif­ter und Grün­der unse­res Herrn Jesus Chri­stus für die Ver­brei­tung des unge­kürz­ten Evan­ge­li­ums ein­set­zen, sie soll­te sich uner­schrocken für die Glau­bens­wahr­heit ein­set­zen, aber unter die­sem Pon­ti­fi­kat legt man den Schwer­punkt auf sozia­li­ti­sche Politik.

    • Auch ein Mafio­so kann sich bekeh­ren bzw.Reue zeigen,nauch hier gilt m.E. nur die Einzelfallprüfung!

    • Jesus ant­wor­te­te (Pila­tus): „Mein König­tum ist nicht von die­ser Welt. Wäre mein König­tum von die­ser Welt, hät­ten mei­ne Leu­te gekämpft… Ich bin dazu gebo­ren und dazu in die Welt gekom­men, dass ich Zeug­nis gebe für die Wahr­heit. Jeder, der aus der Wahr­heit ist, hört auf mei­ne Stimme.„Pilatus sag­te zu ihm:„Was ist Wahrheit?“
      (Vgl.Joh 18,36–38)
      Könn­te es sein, dass in Tei­len der kirch­li­chen Hier­ar­chie hier­zu eine Art von Umden­kungs­pro­zess statt­fin­det, gewis­ser­ma­ßen eine Art von Neu­in­ter­pre­ta­ti­on bibli­scher Grundlagen?
      -> Beten und hoffen!

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