„Der schlechteste diplomatische Wisch des Pontifikats von Papst Franziskus“


Will sich Papst Franziskus überhaupt dem Staatsstreich von Venezuelas "Bolivarischen" Staatspräsidenten Nicolas Maduro widersetzen?
Will sich Papst Franziskus überhaupt dem Staatsstreich von Venezuelas "Bolivarischen" Staatspräsidenten Nicolas Maduro widersetzen?

(Rom) Als „schlech­te­sten diplo­ma­ti­schen Wisch des Pon­ti­fi­kats von Papst Fran­zis­kus“ kri­ti­sie­ren latein­ame­ri­ka­ni­sche Medi­en die jüng­ste vati­ka­ni­sche Stel­lung­nah­me zur Venezuela-Krise.

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Am 4. August ver­öf­fent­lich­te das Staats­se­kre­ta­ri­at des Hei­li­gen Stuhls eine Stel­lung­nah­me, in der die „tie­fe Sor­ge“ über „die Radi­ka­li­sie­rung und die Ver­schär­fung der Kri­se in der Boli­va­ri­schen Repu­blik Vene­zue­la mit einer Zunah­me der Toten, der Ver­letz­ten und der Gefan­ge­nen“ zum Aus­druck gebracht wurde.

Am Sams­tag titel­te die größ­te argen­ti­ni­sche Tages­zei­tung Clarà­n, die neu­er­dings eine zuneh­mend kri­ti­sche Hal­tung gegen­über dem aktu­el­len Pon­ti­fi­kat einnimmt:

„Der diplo­ma­ti­sche Wisch von Franziskus.“

Papst reagiert, wenn es „zu spät“ ist

Der Text stammt von Julio Alga­ña­raz, dem Rom-Kor­re­spon­den­ten der Zei­tung. Er wirft dem Vati­kan vor, daß die Stel­lung­nah­me „zu spät“ erfolgt und daher „zweck­los“ sei. Auf der Inter­net­sei­te von Clarà­n wur­de unter dem Titel „Die Vati­kan-Erklä­rung: Der schlech­te­ste diplo­ma­ti­sche Wisch des Pon­ti­fi­kats von Papst Fran­zis­kus“ eine noch etwas umfang­rei­che­re Ana­ly­se von Alga­ña­raz veröffentlicht.

Papst Fran­zis­kus habe, so der Clarà­n-Kor­re­spon­dent, zwar sein „Schwei­gen“ gebro­chen und sich der von Staats­prä­si­dent Madu­ro gewoll­ten „ver­fas­sungs­ge­ben­den Ver­samm­lung“ wider­setzt, doch erst als es „zu spät“ war.

Die vati­ka­ni­sche Erklä­rung sei das „wert­lo­se­ste Stück Papier“ des vier­jäh­ri­gen Pon­ti­fi­kats von Papst Fran­zis­kus, eine wei­te­re „Bla­ma­ge“, die auf das lan­ge Schwei­gen zur Vene­zue­la-Kri­se fol­ge. Die Erklä­rung des Vati­kans, mit der Vene­zue­la auf­ge­for­dert wur­de, die Ein­be­ru­fung einer „ver­fas­sungs­ge­ben­de Ver­samm­lung“ aus­zu­set­zen, erfolg­te erst weni­ger als eine Stun­de bevor in Cara­cas die Eröf­fungs­ze­re­mo­nie der Ver­samm­lung und die Ver­ei­di­gung der Dele­gier­ten begann. Eine sol­che „Schwer­fäl­lig­keit“ scheint „unglaub­lich für die vati­ka­ni­sche Diplo­ma­tie, die auf­grund ihrer Fines­se und Erfah­rung als die beste der Welt gilt“, so Algañaraz.

Will sich der Vatikan überhaupt Maduros Staatsstreich widersetzen?

Wenn sich der Vati­kan ernst­haft dem „Staats­streich“ ent­ge­gen­stel­len woll­te, den Staats­prä­si­dent Madu­ro gera­de zur Aus­schal­tung des Par­la­ments und der demo­kra­ti­schen Gewal­ten­tei­lung durch­führt, habe er alles falsch gemacht, was er falsch machen hät­te kön­nen. Die Zei­tung läßt anklin­gen, daß sich der Vati­kan den Plä­nen Madu­ros viel­leicht gar nicht wider­set­zen wolle.

Julio Alga­ña­raz erin­ner­te in sei­nem Bericht an „das Schwei­gen des Pap­stes“, als die vene­zo­la­ni­sche Kir­che „das Regime von Nico­las Madu­ro als dik­ta­to­risch, kom­mu­ni­stisch, mar­xi­stisch und unter­drücke­risch kri­ti­sier­te“. Kri­ti­ker, so Alga­ña­raz, wer­fen Fran­zis­kus vor, „unfä­hig zu einer ernst­haf­ten Ver­mitt­lung“ zu sein. Er habe es unter­las­sen, „die anti­de­mo­kra­ti­sche und gewalt­tä­ti­ge Hal­tung der vene­zo­la­ni­schen Regie­rung“ zu kri­ti­sie­ren. Der Clarà­n-Kor­re­spon­dent abschließend:

„Ein Dilem­ma, das Jor­ge Berg­o­glio viel kosten wird.“

Am 5. Juli inter­view­te der Prie­ster Juan Car­los Moli­na für den argen­ti­ni­schen Sen­der Radio Rebel­de Staats­prä­si­dent Madu­ro. Madu­ro, der als „Freund des Pap­stes“ gilt, kri­ti­sier­te Kar­di­nal­staats­se­kre­tä­re Pie­tro Paro­lin wegen der vati­ka­ni­schen Stel­lung­nah­me und griff vor allem die vene­zo­la­ni­schen Bischö­fe an. Papst Fran­zis­kus wur­de von sei­ner Kri­tik aus­ge­spart. Die Tat­sa­che, daß der Prie­ster Moli­na, ein Berg­o­glia­ner, dem Papst Fran­zis­kus bereits ein Inter­view gewährt hat­te, dem vene­zo­la­ni­schen Staats­ober­haupt ein Forum bie­tet, sorg­te für Erstaunen.

Das Inter­view von Don Juan Car­los Moli­na mit Staats­prä­si­dent Nico­las Madu­ro in vol­ler Län­ge. Die Kri­tik am Kar­di­nal­staats­se­kre­tär und an den Bischö­fen fin­det sich ab Minu­te 19:00.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cla­rin (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Zitat: ‚Julio Algan­a­raz erin­ner­te in sei­nem Bericht an „das Schwei­gen des Pap­stes“ als die vene­zo­la­ni­sche Kir­che „das Regime von Nico­las Madu­ro als dik­ta­to­risch, kom­mu­ni­stisch, mar­xi­stisch und unter­drücke­risch kritisierte“.
    Kri­ti­ker, so Algan­a­raz, wer­fen Fran­zis­kus vor, „unfä­hig zu einer ernst­haf­ten Ver­mitt­lung“ zu sein. Er habe es unter­las­sen, „die anti­de­mo­kra­ti­sche und gewalt­tä­ti­ge Hal­tung der vene­zo­la­ni­schen Regie­rung“ zu kritisieren.‘

    Nun, wenn ich die­sen Abschnitt mit den zwei Tex­ten (bei­de Tex­te wur­den hier am 04.08.2017 ver­öf­fent­licht) „Loris Zan­a­t­ta: Papst Fran­zis­kus ist ein typi­scher Ver­tre­ter des latein­ame­ri­ka­ni­schen Popu­lis­mus“ und „Kom­mu­ni­sti­sches Chi­na als ‚Modell‘ für eine Ant­wort auf die ‚Glo­ba­li­sie­rung‘? – Poli­tik­be­ra­ter des Pap­stes in Peking“ ver­glei­che, dann stellt sich mir die Fra­ge, ob die For­mu­lie­rung „unfä­hig zu einer ernst­haf­ten Ver­mitt­lung“ nicht umfor­mu­liert wer­den soll­te in „unwil­lig zu…“

    Viel­leicht träumt da ein lang­jäh­ri­ger Anhän­ger der typisch süd­ame­ri­ka­ni­schen Befrei­ungs­theo­lo­gie eben immer noch sei­nen alten Traum? Trotz­dem: Beten und hoffen!

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