Thomas Mann: „Wäre mit Leo X. besser ausgekommen als mit Martin Luther“


Papst Leo X. (1513-1521)
Papst Leo X. (1513-1521)


„Das Deut­sche in Rein­kul­tur, das Sepa­ra­ti­stisch-Anti­rö­mi­sche, Anti-Euro­päi­sche befrem­det und äng­stigt mich, auch wenn es als evan­ge­li­sche Frei­heit und geist­li­che Eman­zi­pa­ti­on erscheint, und das spe­zi­fisch Luthe­ri­sche, das Cho­le­risch-Gro­bia­ni­sche, das Schimp­fen, Spei­en und Wüten, das fürch­ter­lich Robu­ste, ver­bun­den mit zar­ter Gemüts­tie­fe und dem mas­siv­sten Aber­glau­ben an Dämo­nen, Incu­bi und Kiel­kröp­fe erregt mei­ne instink­ti­ve Abnei­gung. Ich hät­te nicht Luthers Tisch­gast sein mögen, ich hät­te mich wahr­schein­lich bei ihm wie im trau­ten Heim eines Ogers gefühlt und bin über­zeugt, daß ich mit Leo X., Gio­van­ni de Medi­ci, dem freund­li­chen Huma­ni­sten, den Luther ‚des Teu­fels Sau, der Babst‘ nann­te, viel bes­ser aus­ge­kom­men wäre.“

Anzei­ge

Tho­mas Mann (1875–1975), Vor­trag zu sei­nem 70. Geburts­tag am 29. Mai 1945 in Washing­ton. Papst Leo X. exkom­mu­ni­zier­te Mar­tin Luther.

Bild: Wiki­com­mons

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!