Anglikanische Kirche wird „in einer Generation aussterben“ – Generalsynode fordert Verbot von Reparativtherapien


Church of England "wird in einer Generation aussterben"
Church of England "wird in einer Generation aussterben"

(Lon­don) Um sich der Welt anzu­pas­sen, rennt die Angli­ka­ni­sche Kir­che der poli­ti­schen Kor­rekt­heit hin­ter­her und droht nun Opfer ihres eige­nen theo­lo­gi­schen Libe­ra­lis­mus zu werden.

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Die jüng­ste Geschich­te der Kir­che von Eng­land, die König Hein­rich VIII. 1531 von Rom abspal­te­te, könn­te man knapp zusam­men­fas­sen: je mehr Rela­ti­vis­mus, desto weni­ger Gläubige.

Die Angli­ka­ni­sche Kir­che erweist sich nicht als kor­ro­si­ons­be­stän­dig. Vor allem der mora­li­sche Rela­ti­vis­mus wirkt wie ein Kor­ro­si­ons­be­schleu­ni­ger. In nur 30 Jah­ren hat die Kir­che von Eng­land die Hälf­te ihrer Gläu­bi­gen ver­lo­ren. Der Punkt auf das I wur­de durch die Gen­der-Ideo­lo­gie gesetzt. Ein Teil wan­dert in die Kon­fes­si­ons- oder Gott­lo­sig­keit ab, ein nicht unbe­deu­ten­der Teil kon­ver­tiert zur katho­li­schen Kirche.

Generalsynode 2017 in York
Gene­ral­syn­ode 2017 in York

Die Angli­ka­ner erlaub­ten zunächst das Frau­en­prie­ster­tum, dann auch Bischö­fin­nen. Die angli­ka­ni­schen Wei­hen, ob Prie­ster- oder Bischofs­wei­hen, ob männ­lich oder weib­lich, wer­den von der katho­li­schen Kir­che nicht anerkannt.

Es folg­ten eige­ne Got­tes­dien­ste für Homo­se­xu­el­le und inzwi­schen auch für Trans­se­xu­el­le. Die Gay Pri­de am 8. Juli führ­te am Tra­fal­gar Squa­re auch an der bekann­ten Kir­che Saint Mar­tin in the Fields vor­bei, auf derem Vor­dach eine rie­si­ge Homo-Fah­ne wehte.

Kei­nes­wegs zufäl­lig fand am sel­ben Wochen­en­de in York die Gene­ral­syn­ode der Church of Eng­land statt, die den libe­ra­len Kurs durch neue Beschlüs­se bekräftigte.

„Je schneller Reparativtherapien verboten werden, desto eher kann ich schlafen“

Die angli­ka­ni­sche Kir­chen­hier­ar­chie drängt die bri­ti­sche Regie­rung, soge­nann­te Repa­ra­tiv­the­ra­pien für Men­schen mit homo­se­xu­el­len Nei­gun­gen zu ver­bie­ten. Für die angli­ka­ni­schen Kir­chen­füh­rer darf es in einer „moder­nen Welt“ kei­nen Platz dafür geben. Ihnen zufol­ge darf es weder Per­so­nen geben, die Homo­se­xu­el­len hel­fen wol­len, noch Homo­se­xu­el­le, die Hil­fe in Anspruch neh­men wollen.

Der „Haus­herr“ der Syn­ode, der angli­ka­ni­sche Erz­bi­schof von York, John Sen­ta­mu, hat­te es unter dem mus­li­mi­schen Dik­ta­tor Idi Amin, in sei­ner Hei­mat Ugan­da, im Alter von 24 Jah­ren bereits zum Höchst­rich­ter gebracht. Nach­dem er sich mit dem Dik­ta­tor über­wor­fen hat­te, flüch­te­te er 1974 kurz nach sei­ner Hoch­zeit mit sei­ner Frau nach Eng­land, stu­dier­te Theo­lo­gie und wur­de 1979 zum Prie­ster ordi­niert. 1996 wur­de er Bischof und ist seit 2005 als Erz­bi­schof von York die Num­mer Zwei der angli­ka­ni­schen Hier­ar­chie Eng­lands und Mit­glied des bri­ti­schen Ober­hau­ses. Zu den Repa­ra­tiv­the­ra­pien mein­te er nun:

„Je schnel­ler die­se Pra­xis ver­bo­ten wird, desto eher kann ich schlafen.“

Der Bischof von Liver­pool, Paul Bayes, erklärte:

„Wir brau­chen kei­ne Repa­ra­tiv­the­ra­pie für Men­schen, wenn sie nicht krank sind.“

Die drei­glied­ri­ge Gene­ral­syn­ode von Eng­land (Bischö­fe, Kle­ri­ker, Lai­en) sprach sich am Ende mit 298 gegen 74 Stim­men für ein Ver­bot von Repa­ra­tiv­the­ra­pien aus. 26 Syn­oda­len ent­hiel­ten sich der Stimme.

Eigene Liturgie für Transsexuelle

Die Syn­ode sprach sich mit eben­sol­cher Mehr­heit (284 gegen 78 Stim­men) für eige­ne reli­giö­se Dien­ste für Trans­se­xu­el­le aus. Für Homo­se­xu­el­le gibt es sol­che bereits. Es sol­len „geeig­ne­te lit­ur­gi­sche Mate­ria­li­en“ erar­bei­tet wer­den, so die Synode.

Laut The Guar­di­an mel­de­te sich wäh­rend der 75 Minu­ten dau­ern­den Debat­te nie­mand zu Wort, der auch nur dar­auf hin­wies, daß das Geschlecht bio­lo­gisch bestimmt sei. Die Gen­der-Ideo­lo­gie, die das Geschlecht von Mann und Frau nur als „kul­tu­rel­les Kon­strukt“ behaup­tet, ist unter angli­ka­ni­schen Syn­oda­len so vor­herr­schend, daß Anders­den­ken­de – wenn es sie noch gibt – ihre Mei­nung nicht mehr zu sagen wagen.

Der Exodus aus der Angli­ka­ni­schen Kir­che setz­te bereits vor Jah­ren ein. Seit Jahr­zehn­ten tref­fen die Gene­ral­syn­oden Ent­schei­dun­gen, mit denen die Kir­che von Eng­land von der christ­li­chen Tra­di­ti­on weg­ge­führt wird. Die Gen­der-Ideo­lo­gie scheint jedoch den Gna­den­stoß zu versetzen.

1994 wur­den „Prie­ste­rin­nen“ zuge­las­sen, 2000 wur­de Geschie­de­nen die kirch­li­che Zweit­ehe (oder Dritte­he) erlaubt. Seit 2014 gibt es auch „Bischö­fin­nen“. Der Stand der Gläu­bi­gen lei­ste­te am läng­sten Wider­stand, wäh­rend die obe­ren Stän­de der Bischö­fe und der Kle­ri­ker mit dem Zeit­geist segeln. Es wur­de über meh­re­re Jah­re hin­weg solan­ge in der Syn­ode abge­stimmt, bis sich die Libe­ra­len durch­ge­setzt hatten.

Bereits 2003 wur­de bei den Epi­skopa­lia­nern, den US-Angli­ka­nern, der erste beken­nen­de Homo­se­xu­el­le zum Bischof ordiniert.

Opfer des theologischen Liberalismus

Wer dem christ­li­chen Erbe treu blei­ben will, befin­det sich in der Kir­che von Eng­land auf ver­lo­re­nem Posten und fühlt sich an den Rand gedrängt. Das ver­an­laß­te Gesprä­che mit Rom und die Bit­te an Papst Bene­dikt XVI., ihnen in der katho­li­schen Kir­che eine Heim­statt zu geben. 2009 schuf Bene­dikt XVI. mit der Kon­sti­tu­ti­on Angli­ca­n­o­rum coe­ti­bus die Vor­aus­set­zun­gen für eine Rück­kehr von Angli­ka­nern in die vol­le Ein­heit mit Rom. Ihre Zahl wird heu­te mit mehr als 400.000 Gläu­bi­gen angegeben.

2015 warn­te Lord Carey, der von 1991–2002 Erz­bi­schof von Can­ter­bu­ry war, daß sich „die Kir­che von Eng­land eine Gene­ra­ti­on vor dem Aus­ster­ben“ befin­de. 1983 gab es im Ver­ei­nig­ten König­reich noch 16,5 Mil­lio­nen Angli­ka­ner. 30 Jah­re spä­ter hat sich ihre Zahl hal­biert. Auf die Gesamt­be­völ­ke­rung bezo­gen beträgt die Sonn­tags­teil­nah­me an den angli­ka­ni­schen Got­tes­dien­sten 1,4 Prozent.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Church of Eng­land (Screen­shot)

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2 Kommentare

  1. Sie wird ver­schwin­den, wie alles, was gott­los gewor­den ist und den Göt­zen „Sex“ anbe­tet. Es ist mir nicht mehr unver­ständ­lich, wes­halb „Hoch­kul­tu­ren“ unter­ge­gan­gen sind.

  2. Da die Lei­tung der angli­ka­ni­schen Kirche sich zum Rela­ti­vis­mus bekennt und sich offen­kun­dig von Gott abge­wandt hat ist eine Abwan­de­rung in die Kon­fes­si­ons- oder Gott­lo­sig­keit schwer möglich.

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